Aktuelles

GÜNTER SCHEIDLER: WEISSER HASE

Aktuelles

Günter Scheidler Autor des Buches ,,Weisser Hase" Anstaltsinsasse und zivilgesellschaftlicher Aktivist, fordere von der Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Opferrente an uns zahlen.

Für das Kapitalverbrechen in den Psychiatrie Anstalten, zahlreiche Studien belegen dieses Verbrechen.


Es ist gut, dass Günter Scheidler seine an ihm ausgeübten Verbrechen veröffentlicht hat. Ich rufe alle die auf, die trotz des Schweigegeldes nicht schweigen, immer wieder ihre Stimme zu erheben. Das Schweigegeld von behinderte Opfer 9.000€ ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Gequälten. Man kann solche Durchtriebenheit schon auch als Verbrechen werten.

Ich rufe alle die auf, die trotz des Schweigegeldes nicht schweigen, immer wieder ihre Stimme zu erheben und zu vermitteln, dass diese lächerlichen Summen längst nicht die physischen, psychischen und sexuellen Wunden kompensieren. Quelle: Helmut Jacob


Hitlers Eliten nach 1945:

ÄRZTE - Medizin ohne Gewissen

Deutsche Kliniken – Orte des Verbrechens. Hier wurden Menschen gequält und getötet.

Diese Dokumentation handelt von Ärzten, die sich in die Dienste der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik stellten, um Karriere zu machen.

Kaum ein Berufsstand ließ sich von den Nationalsozialisten so problemlos vereinnahmen und gleichschalten, wie die Ärzteschaft. Bis in den zweiten Weltkrieg unterrichteten Ärzte, Apotheker und Hebammen in sog. 'Erbbiologie' und 'Rassenpflege' und lieferten damit die Begründung für medizinische Maßnahmen, die das deutsche Volk angeblich vor dem Niedergang bewahren sollten.

Nach 1945 behauptet die wiederorganisierte Ärzteschaft, es sei nur eine verschwindend kleine Minderheit von Ärzten gewesen, die sich im Nationalsozialismus schuldig gemacht habe.

Quelle: ARD - von 2002

Eine Dokumentation von Gerolf Karwath und Produktion des Südwestdeutschen Rundfunks aus dem Jahre 2002.

Vergessene Seelen - Doku Film von 11/2017 - Autor/in: Julia Schumacher / Eike Lüthje / Christian Schepsmeier .Ehemalige Patienten des Landeskrankenhauses Schleswig wurden in den 1950er- bis 1970er-Jahren zu Versuchsobjekten der Pharmaforschung. Die Dokumentation geht den Vorwürfen nach.

Günter Scheidler bei facebook

25. Mai 2018


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Geschichte im Ersten: Versuchskaninchen Heimkind. Heime, Ärzte und Pharmakonzerne: Nicht wenige der Ärzte sind in die Verbrechen der Nationalsozialisten wie den Mord an körperlich und geistig behinderten Kindern verstrickt gewesen.

Hölle Kinderpsychiatrie - Gewalt und Missbrauch hinter Anstaltsmauern. Doku Film von 2014 - 43 Min

Claus Melter

Krankenmorde im Kinderkrankenhaus »Sonnenschein« in Bethel in der NS-Zeit?

Der vorliegende Band fasst die Forschungsergebnisse zusammen, die eine Forschungsgruppe der FH Bielefeld zur Geschichte Bethels im Nationalsozialismus erarbeitet hat

Quelle: Verlagsgruppe BELTZ siehe Link: https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_soziale_arbeit/produkte/details/43946-krankenmorde-im-kinderkrankenhaus-sonnenschein-in-bethel-in-der-ns-zeit.html


Claus Melter

Krankenmorde im Kinderkrankenhaus »Sonnenschein« in Bethel in der NS-Zeit?

Rezension aus Deutschland vom 28. Oktober 2020

Von Heide-Marie Lauterer, (Autorin und Historikerin) Oktober 2020

Der vorliegende Band fasst die Forschungsergebnisse zusammen, die eine Forschungsgruppe der FH Bielefeld zur Geschichte Bethels im Nationalsozialismus erarbeitet hat. In 18 Beiträgen gehen die Sozialwissenschaftler*innen und Zeitzeug*innen der Frage nach den Krankenmorden im Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ nach. Sie beleuchten die Thematik aus verschiedenen Perspektiven: Sozialgeschichtlich, mentalitätsgeschichtlich, medizingeschichtlich und diakoniegeschichtlich. Auch wird der Frage nach dem Widerstand gegen die NS-Ideologie und deren Umsetzung in den sog. „Euthanasie“- morden nachgegangen.

Der Anstoß für dieses Buch ging u. a. von Barbara Degen aus, die in ihrer Publikation „ Bethel in der NS-Zeit. Die verschwiegene Geschichte“ (2014) die Frage stellte, warum im Säuglings-und Kinderkrankenkenhaus „Sonnenschein“ von Bethel in der NS-Zeit über 2000 Kinder gestorben sind und die Sterbequote von 7% im Jahr 1933 auf über 20% in den Jahren 1940-1945 anstieg.

Obwohl bis heute die Erforschung der Frage nach den Säuglingsmorden ein noch weitgehend unbearbeitete Feld der „Euthanasie“- forschung ist, zeigen die Indizien und Argumentationsketten des vorliegenden Bandes, die auf akribisch durchgeführten Archivrecherchen beruhen, dass im Kinderkrankenhaus Sonnenschein in Bethel in der Zeit des NS systematisch Säuglinge getötet wurden.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat nach einer Tagung im Januar 2019 und Vorträgen an der FH Bielefeld ein polizeiliches Vorermittlungsverfahren wegen möglichen Totschlages/Mordes an Säuglingen in Bethel eingeleitet. Dieses Verfahren wird fortgeführt und mündet möglicherweise in ein Hauptermittlungsverfahren.

Dass die Erforschung und Klärung dieser Fragen so lange gedauert hat, ist nicht zuletzt auch auf die mangelnde Kooperation Bethels, bzw. die gezielte Vertuschung der Tatbestände zurückzuführen. So nutzte Bethel das von Falschaussagen strotzende Buch von Pergande (1958) für eine Widerstands- Heldenerzählung. Überdies wurden alle Krankenakten aus dem Kinderkrankenhaus vernichtet. Das Betheler Hauptarchiv behindert die kritische Forschung, in dem es hohe Hürden für die Einsichtnahme aufbaut, und nicht ständig alle Unterlagen zur Verfügung stellt. Da es immer noch keine detaillierten Findbücher über den Bestand gibt, stellt C. Melter zu Recht die Forderung, das gesamte Archiv in ein unabhängiges Forschungsinstitut oder in staatliche Hand zu überführen. Nur so wird eine unabhängige Forschung möglich werden.

Die Forschungen, die in diesem Band zusammen getragen sind, stellen eine beeindruckende Leistung dar, die gerade heute in den Zeiten der Corona pandemie eine bedrückende Aktualität erlangt. Denn auch heute wieder wird über Fragen der „Auslese“, dem Wert von Menschenleben oder der Triage (wer soll zuerst behandelt werden) gesprochen. Die Bielefelder Forschungsgruppe gibt die Antwort: Alle Menschen sind gleichwertig und nur die Dringlichkeit der Behandlung ist entscheidend. Zu dieser Maxime konnte sich die Anstalt Bethel der Inneren Mission, obwohl sie sich im Nationalsozialismus der Bekennenden Kirche zurechnete, nicht verstehen.

Heute wird entgegen des Bekenntnisses zu „Offenheit und Transparenz“ auf der offiziellen Homepage, immer noch an der oben erwähnten vertuschenden Heldengeschichtsschreibung festgehalten. Hans Walter Schmuhl erwähnt in seiner abschließenden Beurteilung der Euthanasievorgänge in Bethel die Morde an den Kindern und Säuglingen im Krankenhaus „Sonnenschein“ mit keinem Wort und resümiert: „Insofern haben auch glückliche Umstände eine Rolle gespielt, dass aus Bethel relativ wenig Patienten weggekommen sind.“

Nach der Lektüre des vorliegenden Bandes sind solche Resumés weniger denn je glaubwürdig. Umso wichtiger ist es, dass sich das heutige Bethel, das mit seinen über 19 000 Mitarbeiter*innen das größte Sozialunternehmen Europas und der größte Arbeitgeber Bielefelds ist, seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus unvoreingenommen stellt.

Nicht nur deshalb wünsche ich dem vorliegenden Band eine große Leser*innenschaft.

Quelle: Heide-Marie Lauterer, (Autorin und Historikerin) - von 28.10.2020 siehe Link: https://www.amazon.de/Krankenmorde-Kinderkrankenhaus-%C2%BBSonnenschein%C2%AB-Bethel-NS-Zeit/dp/3779961873?fbclid=IwAR0O-AwoO9XYbLU6TPiZbuAmL0lSTZF4P-CamazhHRszwmmaszPS-Athtx0


“ KZ-Ärzte und Euthanasie-Ärzte sie alle wurden nach 1945 problemlos übernommen in den psyhiatrischen Anstalten hier in Deutschland, dabei spielte es keine Rolle ob es staatliche oder kirchliche-Trägerschaften waren. Die Leidtragenden waren wir geistig behinderte Kinder “

Psychiatrie

Das Warten auf die Opferrente

Missbrauch: Gelsenkirchener wartet seit 2022 auf Opferrente

Seit Jahren kämpft ein Gelsenkirchener um Aufklärung und Entschädigung für geschehenes Unrecht in Psychiatrien.

Trotz Anspruch zahlt LWL nicht

Günter Scheidler ist in einem Gelsenkirchener Kinderheim aufgewachsen, musste Übergriffe erdulden, um deren Aufklärung sich die St. Augustinus Gemeinde als Nachfolge Träger der Einrichtung aktiv bemüht hat. In einem Buch mit dem Titel „Weißer Hase“ hat er seinen Leidensweg nachgezeichnet, um anderen Opfern, denen es ähnlich erging, Mut zu machen. Seit Jahren kämpft er um eine Entschädigung, für sich und für andere. Gerade erst hat eine nach Jahrzehnten vom Landesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie in einem Zwischenbericht bestätigt, wie viel Leid Kindern bevorzugt Kindern aus Heimen, bei denen kein Erziehungs berechtigter nachakte in psychiatrischen Landeskliniken in jener Zeit geschehen ist. Viele Ärzte waren bereits unter dem NS-Regime aktiv, hatten die Doktrin des „unwerten Lebens“ bejaht, nutzten ihre kleinen Patienten noch in den 60erJahren für unrechtmäßige Medikamententests und Forschung. Opfer von Medikamententests - Während die Kirchengemeinde St. Augustinus bei der Aufklärung der Vorfälle im Kinderheim in Scheidlers Sinne aktiv wurde, berichtet Scheidler vom Landschaftsverband Rheinland das exakte Gegenteil. Vom Heim aus war er in den Jahren 1965 bis 1969 mehrmals in die Kinderpsychiatrie in Langenfeld eingewiesen worden. Welche Medikamente er dort bekam, ist schwer zu ermitteln. Der Zwischenbericht zur aktuellen Landesstudie bestätigt jedoch, dass es Medikamententestsgab, etwa auch mit Pockenimpfstoffen, wie der WDR berichtete. Scheidler selbst leidet aber vor allem noch heute unter den Folgen eines „operativen Einschnitts, bei dem mir Spritzen in den Rücken gesetzt und Nervenwasser abgezogen wurde“, sowie ihm „Luft ins Hirn gepumpt wurde, um ein Röntgenbild machen zu können. Schließlich wurde ich völlig hilflos in einem riesengroßen Hörsaal vorgeführt“, schildert Scheidler. Vor allem das erkannte das Gericht letztlich als Missbrauch zu Forschungszwecken an und gestand ihm aufgrund des dafür grundlegenden dauerhaften Grades der Schädigungen von 50 Prozent eine Opferentschädigungsrente zu, zahlbar ab 2017. Gegen ein erstes Urteil hatte der Landschaftsverband Berufung eingelegt. So kam es zum späten endgültigen Urteil im Jahr 2022. Rente hat der heute 66-jährige Scheidler, der selbst jahrelang soziale Arbeit im Regenbogenhaus im Dienst der Kirche leistete, bis heute nicht bekommen. Lediglich die seit 2017 aufgelaufenen Zinsen für die noch nicht geleisteten Zahlungen gut 420 Euro wurden bisher ausgezahlt. Nach dem letzten Urteil des Landessozialgerichtes von November 2022, das die Berufung des Landschaftsverbands ablehnte und Scheidler die Rente endgültig zusprach, dauerte es bis zum November 2023, also ein Jahr, bis der Verband die Rentenhöhe errechnet hatte. 346 Euro sollten es laut Gericht sein. Da die Berechnung des Verbands eine geringere Summe als vom Gericht zuerkannt jedoch nach Überzeugung von Scheidlers Anwalt fehlerhaft war, legte er Widerspruch dagegen ein. Extreme Verzögerung -Als Grund für die extremen Verzögerungen vermutet Scheidler seine öffentlichkeitswirksame Aufklärungsarbeit über die „Hölle der

Psychiatrie“, mit der er anderen Opfern Mut machen möchte, sich ebenfalls Gehör zu verschaffen. Der Landschaftsverband selbst bittet Scheidler in einem Schreiben vom 1. Februar 2024 um Verständnis für die Verzögerung der Neuberechnung, die durch eine Systemumstellung bedingt sei. Allerdings ist es nach den Erfahrungen des Sozialrechtlers und Anwalts von Günter Scheidler, Jens-Oliver Siebold, ohnehin durchaus üblich, dass gerade im Sozialrecht solche Entschädigungen mit sehr großer Verspätung erst geleistetwerden, Abschlagszahlungen nicht üblich sind. Auf Nachfrage beim Landschaftsverband hieß es, dass Entschädigungszahlungen für Fälle, die sich vor 1976 ereigneten, generell nur bei entsprechender vorliegender Bedürftigkeit des Betroffenen gezahlt würden. Daher müsse man in diesen Fällen stets prüfen, ob diese Bedürftigkeit gegebenwar obwohl das Gericht eine bestimmt Renten höhe (346 Euro) bestimmt habe. Diese Bedürftigkeit müsse für den gesamten Zeitraum, Monat für Monat geprüft werden, erklärte LWL Sprecher Markus Fischer auf Anfrage der WAZ. Daran habe sich auch durch die Neuregelung der Entschädigungszahlungen seit Januar 2024 nichts geändert. Dadurch könne es in Fällen wie dem des Günter Scheidler zu derart langen Bearbeitungszeiten kommen.

Quelle: WAZ - Gelsenkirchen - von 27.02.2024 siehe Link:

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/article241761822/Missbrauch-Gelsenkirchener-wartet-seit-2022-auf-Opferrente.html?fbclid=IwAR0addl3LPj51XzUcT4g9W3PFgRP5FoOi5LrfxvVBNEztjTU6NRzGhOTwqQ


Kinder Massenmörder

NS-Psychiater

Fritz Wernicke

Tatort war die Provinzialheilanstalt Aplerbeck (LWL-Klinik Dortmund)

Geschützt von der Stadt Dortmund

1. August 1941 Dr. Fritz Wernicke, u.a. seit 1933 NSDAP- und SA-Mitglied und ab April 1940 Leiter der Gauheilanstalt Gostynin im besetzten Polen, wo er bereits an Tötungen psychisch Kranker aktiv teilgenommen hatte.

Unter seiner Leitung wurden die Transporte der 661 Aplerbeck-Patienten in Tötungsanstalten wie Hadamar organisiert und durchgeführt; 401 von ihnen wurden Opfer der "T 4"- bzw. "Euthanasie"-Aktion.

Der neue Anstaltsdirektor Dr. Fritz Wernicke war meist nicht anwesend, er selektiert für die Vernichtung im Osten. Sein Stellvertreter Dr. Theodor Niebel, bekannt als Alkoholiker, leitete die "Kinderfachabteilung" und das staatlich legitimierte Morden.

Der Historiker Karl Teppe fand heraus, dass die Existenz dieser neuen „Kinderfachabteilung“ in Dortmund-Aplerbeck seinerzeit nahezu perfekt und erfolgreich getarnt wurde, dass das, was in dieser Abteilung wirklich geschah, nicht einmal in das Blickfeld staatsanwaltlicher Ermittlungen nach 1945 geriet, auch dank der systematischen Säuberung und Vernichtung von Akten in einigen Landeskrankenhäusern. Von den 451 Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahren, die Dr. Fritz Wernicke mit seinem Oberarzt Dr. Theodor Niebel, Leiter der „Kinderfachabteilung“ von 1941 bis 1945, aufnahm, überlebten 226 Kinder nicht. Dr. Wernicke, die in Dortmund-Aplerbeck für die Kindermorde verantwortlich waren, praktizieren nach 1945 unbehelligt weiter. Dr. Wernicke wurde zwar am 18. August 1945 als Anstaltsleiter entlassen, praktizierte jedoch bis zu seinem Tode 1961 als niergelassener Arzt in Dortmund weiter.

Quelle: Gelsenzentrum - von 10/2013 siehe Link:

http://www.gelsenzentrum.de/kindereuthanasie_juergen_sommerfeld_gelsenkirchen.htm?fbclid=IwAR3Y27PQDOUwQfNA9R27H3Q5SlEJ_kPyYPZ-ZivKQQwkWxBpCMzse-YdO4c

Planet Wissen - Massenmord in Kliniken – Euthanasie im Dritten Reich Die Opfer der Euthanasie-Verbrechen wurden lange Zeit totgeschwiegen.

Heinz Faulstich: Hungersterben in der Psychiatrie 1914 bis 1949.

Mit einer Topographie der NS-Psychiatrie.

Zu den kaum bekannten und noch weniger erforschten Psychiatrie-Verbrechen des 20. Jahrhunderts gehört das Hungersterben in den Anstalten: Schon während des 1. Weltkrieges starben 70.000 Psychiatrie-Patienten an den Folgen unzureichender Ernährung. Ab der Weltwirtschaftskrise und noch rücksichtsloser in der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Pflegesätze erneut radikal gekürzt. Das an den "Minderwertigen" gesparte Geld sollte den "Erbgesunden" zugute kommen. Neben den systematischen Patiententötungen durch Gas und Medikamente stieg während des 2. Weltkrieges die Sterblichkeit durch Unterernährung. In mehreren Anstalten wurde gezielt durch Nahrungsentzug gemordet. Allein in Deutschland fielen zwischen 1939 und 1945 rund 80.000 Patienten dem Hungertod zum Opfer. Auch nach Kriegsende verhungerten noch Anstaltsinsassen, da die internierten Patienten ihre Lebensmittel-Rationen nicht auf dem Schwarzmarkt aufbessern konnten. Diese Studie legt erstmals das volle Ausmaß und die Hintergründe des Hungersterbens zwischen 1914 und 1949 offen. Durch detaillierte Untersuchung der einzelnen Länder und Provinzen liefert sie zugleich eine Topographie der NS-Psychiatrie, wie sie bisher nicht vorlag. Dr. Heinz Faulstich, Psychiater und Psychotherapeut, 17 Jahre stellvertretender Leiter des Psychiatrischen Krankenhauses Reichenau, forscht seit vielen Jahren zur Geschichte der Psychiatrie

Verlag Lambertus - von 1998

Quelle: Eurobuch - siehe Link:

https://www.eurobuch.de/buch/isbn/378410987X.html

Barbara Degen

Bethel in der NS-Zeit – Die verschwiegene Geschichte

Die von Bodelschwinghschen Anstalten hatten in der NS-Zeit mit Friedrich von Bodelschwingh d. J. (1877 –1946) einen besonnenen, erfahrenen und christlich geprägten Anstaltsleiter. Er hatte sich bereits 1929 gegen die „Euthanasie“ ausgesprochen. Trotzdem starben zwischen 1933 und 1945 in dem dortigen Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ (100 – 120 Betten) über 2000 behinderte und nichtbehinderte Kinder. Auch bei den behinderten Kindern in den Pflegehäusern und bei den erwachsenen PatientInnen und Pfleglingen gab es eine überproportional hohe Todesrate. Hinzu kamen über 1500 Zwangssterilisationen und Verlegungen der „unheilbar Kranken“, die zum Tod der jüdischen Pfleglinge und der besonders schutzbedürftigen, nicht „arbeits- und gemeinschaftsfähigen“ Menschen, z. B. in Hadamar, Brandenburg-Görden, Meseritz-Obrawalde, Kaufbeuren, Eglfing-Haar und Gütersloh führten. Nach 1945 nahm die Anstalt viele NS-Täter auf. Nach den Forschungen von Barbara Degen war die Ursache der hohen Sterberate eine mangelhafte Ernährung, gefährliche TBC-Impfungen u. v. m. Der „vorauseilende Gehorsam“ und die Wahl des „kleineren Übels“ der Anstaltsleitung machten diese Entwicklung möglich. „Barmherzigkeit“ und „Liebe“ wurden in eine „Liebe zur Volksgemeinschaft“ zulasten der Kranken umgedeutet, aus dem biblischen Tötungsverbot wurde ein Sterilisations- und Tötungsgebot aus scheinbarer Barmherzigkeit. Gleichzeitig gab es in den Anstalten aber auch ein beharrliches Festhalten an den christlichen Grundüberzeugungen, z. B. durch die Diakonissen. Die fahrlässigen und bewussten Tötungen konnten dadurch jedoch nicht verhindert werden. Das Buch versucht, diese Widersprüche und die Frage zu klären, wie Fürsorge, Mütterlichkeit, christliches Liebesverständnis und Überlebensstrategien mit Fragen der „Eugenik“ und „Rassenhygiene“ verknüpft werden konnten. Es erinnert u. a. an Elisabeth Schmitz, die mit ihrer Denkschrift von 1935 bereits von Bodelschwingh und die evangelische Kirche wachrütteln wollte und damals feststellte: „Menschlich geredet bleibt die Schuld, dass alles dies geschehen konnte vor den Augen der Christen und vor allen Völkern und nicht zuletzt vor den eigenen künftigen Generationen auf den Christen Deutschlands liegen.“

Quelle: Barbara Degen siehe Link:

https://www.amazon.de/Bethel-NS-Zeit-Die-verschwiegene-Geschichte/dp/3888645301/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=N4YW33GM0YZ6&keywords=%22Bethel+in+der+NS-Zeit+%E2%80%93+Die+verschwiegene+Geschichte%22&qid=1694062621&s=books&sprefix=bethel+in+der+ns-zeit+die+verschwiegene+geschichte%22%2Cstripbooks%2C196&sr=1-1

Bethel in der NS-Zeit : die verschwiegene Geschichte

Degen: Auch in Bethel gab es Euthanasie – Das belegen neueste Forschungsergebnisse.Quelle: Blog-der-Republik - von 18.08.2023 sieheLink:

https://www.blog-der-republik.de/degen-auch-in-bethel-gab-es-euthanasie-das-belegen-neueste-forschungsergebnisse-gastbeitrag-von-wolfgang-lewe/


BielefeldInterview zu Euthanasie-Forschung: „Wenn es ernst wird, schaut Bethel weg“

Interview mit Claus Melter (50), Professor im

Fachbereich Sozialwesen an der FH Bielefeld

Quelle: Neue Westfäische siehe Link:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22473731_Interview-zu-Euthanasie-Forschung-Wenn-es-ernst-wird-schaut-Bethel-weg.html?fbclid=IwAR2SITHNSLTG8bH8p0T5B5KzI8h5RYzjXJyrbn7XhE9WMUlm9n9kb3QElgU


Das Landeskriminalamt Düsseldorf ermittelt seit Sommer 2019 bis heute zur offenen Frage von Säuglingsmorden im Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ im Nationalsozialismus

Quelle: Politeknik: siehe Link: 

https://politeknik.de/p11247/


Der Fall Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel Bethel und Buchautorin im Clinch

Diskussion im vollen Hörsaal 7 der Uni über das umstrittene Buch "Bethel in der NS-Zeit – Die verschwiegene Geschichte"

Quelle: Neue Westfäische siehe Link:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/11298854_Bethel-und-Buchautorin-im-Clinch.html?fbclid=IwAR3RWTX-dw35q0zP4OIcHkLmziDuS-JI0nnF6cseBor67BMDpgW7cuLpsGg

"Report Mainz" deckt auf

Kinder wurden jahrelang in Kurheimen misshandelt - auch NS-Akteure waren beteiligt

In Kurheimen sollten Kinder bis in die 80er-Jahre neuen Lebensmut finden und gestärkt werden. Eine ARD-Reportage deckt nun auf: Manche der Heime wurden von NS-Akteuren geleitet. In allen Heimen sollen die Kinder gequält und misshandelt worden sein. - Quelle: FOCUS - von 10.08.2020 siehe Link:

https://www.focus.de/familie/eltern/report-mainz-kinder-wurden-jahrelang-in-kurheimen-misshandelt-auch-ns-akteure-waren-beteiligt_id_12300922.html?fbclid=IwAR137t2dx-jE-OoebUyXVgbjm4IOG562IN2Sdqt-3FQ9V2vPTl9OYg3cSSE


Kinder Massenmörder

NS-Kinderpsychiater Aloys Schmitz

Tatort war die Kinder und Jugendpsychiatrie Bonn,

er war dort tätig bis 1964.

Auf der Lohn- und Gehaltsliste des LVR (Landschaftsverband Rheinland) bis 1964

Geschützt von Landschaftsverband Rheinland (LVR)

Dr. Hans Aloys Schmitz, der von 1935 bis 1964 an der Bonner Klinik als leitender Arzt tätig war. Schmitz hat sich als T 4 Gutachter betätigt, bei „ der Kindereuthanasie eine verhängnisvolle Rolle gespielt“ und mindestens 160 Kinder aus der Bonner Klinik zum Töten freigegeben. An zwei Beispielen lässt sich zeigen, dass nicht einzelne „braune“ Schafe für die Verhältnisse in den Einrichtungen des LVR (oder unter seiner Aufsicht stehenden) verantwortlich sein können, sondern dass auch der LVR als Institution seine Schutzbefohlenen als Menschen minderen Werts angesehen und behandelt hat.

Quelle: Lothar Gothe - siehe Link: http://lothargothe.de/2018/06/?fbclid=IwAR1On4c9MztXlIK2pFtTxrTKmRhBHv-DJ50BsdsnNLZPnpDi9zuKJHri8pY

Zum Stichwort: Aloys Schmitz

Hans Aloys Schmitz (* 1. Juli 1899 in Lobberich; † 6. März 1973 in Bad Neuenahr) war ein deutscher Kinderpsychiater, der als Gutachter in die Aktion T4 verstrickt war.

Quelle: Wikipedia von 05.07,2021 siehe Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Aloys_Schmitz?fbclid=IwAR2Oly_h1SnbkiKEr9B-JUbW6zOYOu1nd0i-l8jBFuW5NpeDTc7HhMEX_QQ

Vom Schwachsinn der Psychiatrie

Weil er „versehentlich“ für schwachsinnig erklärt wurde, verbrachte Klaus-Peter Löser neun Jahre in einer geschlossenen Anstalt.

Eine halbe Million Mark soll das wiedergutmachen

Quelle: TAZ - von 20.07.1995 siehe Link:

https://taz.de/Vom-Schwachsinn-der-Psychiatrie/!1500259/

PROZESS

Hin zum Schwachsinn

Ein Psychiatrie-Opfer erhält das höchste je von deutschen Gerichten festgesetzte Schmerzensgeld

Quelle: FOCUS - von Nr. 30 (1995) siehe Link:

https://www.focus.de/politik/deutschland/hin-zum-schwachsinn-prozess_id_1850832.html

3245 Tage Zwangsunterbringung in der Marburger Psychiatrie

3245 Tage Zwangsunterbringung in der Marburger Psychiatrie, statt Therapie nur Psychopharmaka, zum Teil 20- bis 30-fach überdosiert, anschließend ein 14 Jahre langer Kampf um Wiedergutmachung - und dann endlich das Urteil: 500 000 Mark Schmerzensgeld hat die 5. Zivilkammer des Marburger Landgerichts dem 42jährigen Ex-Psychiatriepatienten Klaus-Peter Löser am 19. Juli 1995 zugesprochen

Quelle: YouTube - von 25.08.2014 siehe Link:

https://www.youtube.com/watch?v=Yh31KbD9GtM


Behinderte während der NS-Zeit ermordet? Bethel-Vorwurf wühlt Leser auf

Claus Melter hatte im Interview mit der NW von „massiven Indizien" gesprochen, dass kranke Kinder und Behinderte während der NS-Zeit in Bethel systematisch getötet wurden.

Historiker beschäftigen sich erneut mit der Frage, ob kranke Kinder und Menschen mit Behinderung während der NS-Zeit in Bethel systematisch ermordet wurden.

Buch von Barbara Degen hatte für Ärger gesorgt - Bereits 2014 hatte Autorin Barbara Degen in einem Buch nahegelegt, dass in Bethel während der Nazi-Zeit „unwertes Leben" getötet wurde. Dieses Buch hatte einen massiven Streit mit Bethel ausgelöst.

Quelle: Neue Westfäische siehe Link:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22474682_Behinderte-ermordet-Bethel-Verdacht-wuehlt-Leser-in-Bielefeld-auf.html?fbclid=IwAR0cJ1heTTouJBQKns4KW8M0dgRkYABzwvtQktu0BbX2FJRSpmrb0rRTaPA


Sichten und Vernichten-Psychiatrie im Dritten Reich - von Ernst Klee - ARD-HR Doku-Film 44 Min von 1995

Quelle: Hessischer Rundfunk - von 1995 zum Doku-Film siehe Link:

https://www.youtube.com/watch?v=SpRYvOkIfkI


Studie zur Medikamentenmissbrauchs in Nordrhein-Westfalen
Impfversuche an Heimkindern in NRW
Land NRW hat Heimkinder für Impftests missbraucht
Die NRW-Landesregierung hat in den 60er Jahren erlaubt, dass an Heimkindern Pockenimpfstoff getestet wurde. Das belegen historische Dokumente, die der WDR einsehen konnte.
Die Pocken waren in Europa einmal eine gefürchtete Krankheit. Wer an diesem Virus erkrankte, hatte ein hohes Risiko zu sterben. Wer überlebte, war oft mit wulstigen Narben übersät. Noch bis 1976 gab es in Deutschland eine Impfpflicht gegen Pocken. Bis 1976 galt in Deutschland eine Impfpflicht gegen Pocken - In Nordrhein-Westfalen kümmerte sich damals eine eigene Behörde um den Schutz der Bevölkerung, die Landesimpfanstalt in Düsseldorf. Sie stellte Pockenimpfstoff selber her – und testete ihn dann an Kindern, die in Heimen lebten. Also an Kindern, bei denen man dies ohne Einwilligung der Eltern tun konnte. "Abhängigkeit von Heimkindern ausgenutzt" "Was wir in Akten gefunden haben, sind sogenannte Probeimpfungen, die an Kindern in Heimen durchgeführt worden sind", sagt Prof. Heiner Fangerau, Medizinhistoriker an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, "das ist schon etwas, das aus heutiger Sicht maximal irritierend ist." Er bewertet diese Tests als Medikamentenmissbrauch: "Hier wurde die Abhängigkeit in besonderer Weise ausgenutzt, um etwas zu versuchen, was man anderen Kindern nicht zumuten wollte." Fangerau und sein Team erstellen im Moment im Auftrag des NRW-Gesundheitsministeriums eine groß angelegte Studie, die das gesamte Ausmaß des Medikamentenmissbrauchs an Heimkindern in der Vergangenheit untersucht. Die Probeimpfungen sind im unveröffentlichten Zwischenbericht zur Studie beschrieben, den das WDR-Magazin Westpol einsehen konnte. Belegt sind sie unter anderem durch Berichte der Landesimpfanstalt aus den Jahren 1962 und 1963. Impfstoff stammte aus lebenden Kühen - Bei den Tests ging es nicht darum, einen neuen Impfstoff zu entwickeln, sondern zu überprüfen, ob der hergestellte Pockenimpfstoff gut verträglich und sicher war. Das hatte auch mit der Herstellungsmethode zu tun: Die Antikörper wurden aus lebenden Tieren gewonnen, vor allem aus Rindern. Sie wurden dafür am Bauch gegen Pocken geimpft. Danach entstanden auf der Kuhhaut Pusteln, die ein Sekret enthielten. "Das war der Rohimpfstoff, und der konnte ja verunreinigt sein mit Bakterien", sagt die Pharmaziehistorikerin Sylvia Wagner, "und das musste man überprüfen". Das Risiko, etwa an einer Hirnhautentzündung zu erkranken, wurde bei den Tests allerdings einseitig Heimkindern aufgebürdet. "Hier waren die Kinder zur Verfügung. Man konnte sie benutzen, weil man eben eine Einwilligung der Eltern oder eine Aufklärung umgehen konnte." "Land NRW trägt die Verantwortung für Probeimpfungen" Sylvia Wagner arbeitet mit an der Studie und durchforstet seit Monaten Archive nach Belegen für Medikamentenmissbrauch. Auf die historischen Berichte der Landesimpfanstalt stieß sie im Landesarchiv in Duisburg. Aus ihrer Sicht ist klar, dass die damalige Landesregierung die Impftests erlaubt hat: "Dadurch trägt auch das Land NRW die Verantwortung für diese Probeimpfungen. Das hat für mich eine andere Qualität, als wenn irgendein Pharmaunternehmen ein Präparat testet, ohne dass die Behörden davon wissen." Das heutige NRW-Gesundheitsministerium sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt, die Studie in Auftrag gegeben zu haben. "Die ersten Befunde im Zwischenbericht zu den Pockenimpfversuchen deuten auf eine Praxis hin, die heute in keinem Fall mehr statthaft wäre", heißt es auf Westpol-Anfrage. Um den gesamten Komplex des Arzneimittelmissbrauchs an Heimkindern zu bewerten, möchte das Ministerium den Abschlussbericht zur Studie abwarten. Sechs Wochen Kinderpsychiatrie - keine Erinnerung - Eine andere Form von Medikamentenmissbrauch hat auch Peter Wilde erlebt. Der 67-Jährige lebte von Geburt an in Kinderheimen in Ostwestfalen: "Wir durften nie Kinder sein. Wir durften nicht spielen. Wer unartig war in der Schule oder auch in den Heimen, der wurde weggesperrt."
1969 kam Peter Wilde für sechs Wochen in die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamm, die heutige LWL-Universitätsklinik, weil er sich gegen gewalttätige Betreuer gewehrt hatte. Bis heute erinnert er sich allerdings an diese sechs Wochen nicht: "Da ist nichts vorhanden. Das ist ein schwarzes Loch." Neuroleptikum für "störende" Kinder - Der mutmaßliche Grund dafür: Der damals 11-jährige Junge wurde in Hamm täglich sediert, mit dem Medikament Megaphen, einem Neuroleptikum. In seiner Patientenakte von damals ist festgehalten, dass er dreimal am Tag je zwei Tabletten schlucken musste, "so dass er nicht mehr störend durch seine Unruhe auffiel".

Quelle: WDR - 25.02.2024 siehe Link:

https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/impftests-heimkinder-pockenimpfung-land-nrw-100.html?fbclid=IwAR2JcHzqX88fejqqB3G_ofPPYc-VuaxGJ7fl1fOcAT5IqeF2OckZcUmc2K4

Der Fall des Paul Brune - Anstaltsinsasse und zivilgesellschaftlicher Aktivist. 

Filmbiographie über die langen Schatten der Psychiatrie des 'Dritten Reiches

Die Biographie Paul Brunes ist in vielen Punkten erschreckend typisch für den Umgang der bundesrepublikanischen Gesellschaft mit den Opfern der NS-Rassenhygiene und für die Zustände in der Psychiatrie der Nachkriegszeit insgesamt, so Dr. Markus Köster, Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums. Katastrophale Unterbringungsbedingungen, menschenunwürdige Behandlungsmethoden, das Verschweigen und Verdrängen der nationalsozialistischen Psychiatrieverbrechen und skandalöse personelle Kontinuitäten unter der Ärzteschaft hätten bis weit in die Zeit der Bundesrepublik hinein angedauert.

Köster: Erst die gesellschafts- und dann auch psychiatriegeschichtliche Zäsur im Gefolge von 1968 machte den Weg für eine kritische Reflexion der Verstrickung in die NS-Verbrechen frei. Dies gilt auch für die Psychiatrie im Bereich des Landschaftsverbandes. Nachdem hier bis in die 1970er Jahre sowohl im Anstaltsalltag als auch im Umgang mit der NS-Vergangenheit eklatante Defizite zu konstatieren waren, setzte parallel zur Psychiatriereform die Aufarbeitung der eigenen Geschichte ein. Ihren vorläufigen Abschluss erreichte diese Aufarbeitung in der Verpflichtung, alle noch lebenden Opfer für das Unrecht um Entschuldigung zu bitten, das sie in den psychiatrischen Einrichtungen des LWL während des Nationalsozialismus und der Nachkriegsjahre erlitten haben. LWL-Direktor Wolfgang Schäfer hatte sich im Januar 2003 offiziell bei Paul Brune entschuldigt. Bei der Filmpremiere am Montagabend in Münster machte Schäfer deutlich, dass Leid und Unrecht nicht rückgängig zu machen sind, die Verbrechen der Vergangenheit uns aber jetzt und in Zukunft verpflichten, psychisch kranke und geistig behinderte Menschen zu unterstützen und das gesellschaftliche Klima so zu gestalten, dass sie mit uns gemeinsam ein menschenwürdiges Leben führen können.

Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) - von 07.03.2005 siehe Link:

https://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=14785


Knapp 100.000 Betroffene Gewalt und Medizintests:

Was behinderte Kinder in Heimen erlebten -

Allmählich wird bekannt, was Kinder in Behindertenheimen der Nachkriegszeit erlebten. In Niedersachsen wurden Minderjährige am Gehirn operiert - mit fatalen Folgen. Quelle:

WESER-KURIER - von 12.07.2018 siehe Link:

https://www.weser-kurier.de/niedersachsen/gewalt-und-medizintests-was-behinderte-kinder-in-heimen-erlebten-doc7e3y5gmrfyf1btu1kd9k


Mord an „Kranken" – „Euthanasie" im Nationalsozialismus

Doku-Film - 14 Min von 04.02.2021

Der Fall der Krankenakte Walter Scheidler, und deren folgen!

Und so sind sie vorgegangen in den Psychiatrischen Anstalten hier in Deutschland in den 50er bis Ende der 70er Jahre.

Wer Besuch bekam durch Angehörige, hatte einen unsichtbaren Schutz, geistig behinderte Kinder wie ich unehelich geboren siehe meine (Krankenakte von 1969) und 500.000 andere geistig behinderte Kinder auch, die keinen Besuch bekamen in den Psychiatrie Anstalten.

Wir waren die Auserwählten, für medizinischen Experimente an uns Kindern.

Die durch Gewaltanwendung an uns ausgeführt worden sind, und wo nie eine Einverständniserklärung vorgelegen hat durch Angehörige.

Wir haben unsere Köpfe und Körper herhalten müssen für die Ärzteschaft, Pharmaindustrie, Wissenschaft und den Staat. Die Pharmaindustrie, die Ärzteschaft die und Träger der Psychiatrie Anstalten haben mit uns geistig behinderte Kinder über Millionen Euro verdient!

Bielefeld

Euthanasie-Verdacht Bethel unter Druck

Der Vorstand hatte wiederholt den Vorwurf zurückgewiesen, dass kranke Kinder und Behinderte während der NS-Zeit systematisch getötet wurden.

Quelle: Neue Westfäische siehe Link:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22473723_Euthanasie-Verdacht-Bethel-unter-Druck.html?fbclid=IwAR1NPPRRJWW753erJ5AtRvBR5FurSsBCvTv9Q9NxOU7PC1nOAlmlhYAzorQ

Auch in der zweiten Instanz habe ich gewonnen gegen die Verbrechen an meiner Person.

Tatort war die Kinderpsychiatrie in der LVR-Klinik Langenfeld und das Kinderheim St Josef in Gelsenkirchen.


Ausgeschlossen - Eingeschlossen

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf von der Anstalt ins Quartier

"Ausgeschlossen - Eingeschlossen" ist der dritte Band zur Geschichte der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg. Legte "Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr" den Schwerpunkt auf die NS-Zeit und "Mitten in Hamburg" auf die 1950er/70er Jahre, so nimmt der geplante Band die gesamte Geschichte der Stiftung von ihrer Gründung bis heute in den Blick. Der Weg von der landwirtschaftlichen Kolonie zur geschlossenen Anstalt, die in der NS-Zeit zur Falle für die Menschen mit Behinderung wurde, wird ebenso nachgezeichnet wie die Erstarrung in der Nachkriegszeit bis zur Anstaltsauflösung und ihrem Aufgehen in den Quartieren der Stadt.

Quelle: W. Kohlhammer GmbH - von 07.12.2022 siehe Link:

https://www.amazon.de/Ausgeschlossen-Eingeschlossen-Evangelische-Stiftung-Alsterdorf/dp/3170396366


Dieser NS-Arzt : Willi Enke,steht stellvertretend für tausende von NS-Ärzte, die nach 1945 weiter arbeiten durften hier in Deutschland als wäre nichts geschehen !

Diese drei NS-Ärzte : Werner Catel, Willi Enke, Hans Heinze, siehe Foto stehen stellvertretend für tausende NS-Ärzte die nach 1945 weiter arbeiten durften hier in Deutschland als wäre nichts geschehen !

Langenfeld

LVR-Klinik Langenfeld

Endlich Ausgleich für Psychiatrie-Opfer

Viele Jahre hat Günter Scheidler gekämpft.

In der Langenfelder Psychiatrie hatte er Gewalt und Missbrauch erlebt. Jetzt hat das Gericht ihm in zweiter Instanz eine Entschädigung zugesprochen -

Günter Scheidler ist Jahrgang 1957. Seine Kindheit hat er in Kinderheimen und in der Langenfelder Psychiatrie verbracht. Scheidler hat dort wiederholt Gewalt, Missbrauch und medizinische Versuche erlebt. Seine Erfahrungen hat er 2017 in dem E-Book „Weißer Hase“ öffentlich gemacht und: Er klagt seither auf Entschädigung gegen den Landschaftsverband. Jetzt hat er in der zweiten Instanz Recht bekommen. Das Landessozialgericht

hat die Berufung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) als Träger der Psychiatrie abgewiesen, er darf jetzt auf eine Opferrente hoffen. „Das Urteil ist inzwischen bestätigt“, sagt Scheidler, der von der Anwaltskanzlei Jens-Oliver Siebold und Friedrich-W. Ebener begleitet wurde. Scheidler, in Wuppertal geboren, die Mutter unverheiratet, musste ins Heim. Er galt als „debil“ – wie viele Kinder und Jugendliche der damaligen Zeit. „Psychopathisch, charakterlich abartig, schwachsinnig“ sind Diagnosen aus den 50er/60er-Jahren, die eine Einweisung begründen sollten. So beschreibt es der Landschaftsverband Rheinland. 1965 wird Scheidler in die Kinderpsychiatrie Langenfeld gebracht. Zehn Bett-Zimmer, Abteilung K 2. Die Betten: vergittert. Die Insassen: ruhig gestellt. Gibt es Schwierigkeiten, werden diese mit Schlägen und Spritzen beseitigt, so schreibt er in seinen Erinnerungen. 1966 wird Günter Scheidler Opfer eines medizinischen Versuchs,bei dem er Spritzen in den Rücken

bekommen hatte. Die Folge: Morbus Scheuermann, eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule, die ihm noch heute zu schaffen macht und Grund für seine Klage ist, die er nun durch gebracht hat. Die Entschädigung nach dem Opferentschädigungs-Gesetz (OEG) wird aus Mitteln des Landes NRW finanziert. Auch wenn Scheidler in der Langenfelder Psychiatrie Misshandlung erfahren hat, wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Entschädigung auszahlen, erläutert Natalie Bußenius, Sprecherin

des LVR. Das richte sich nach dem jeweiligen Wohnort. Günter Scheidler lebe in Gelsenkirchen, und das gehört zum Zustaständigkeitsbereich des LWL. „Eine weitere/zusätzliche Entschädigung durch den LVR erfolgt daher nicht“, sagt Bußenius. Ob das Urteil Einfluss auf an dere Fälle hat, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich wird jeder Entschädigungsantrag nach dem Opfer-

entschädigungs Gesetz einzelfall bezogen geprüft und entschieden.

Entscheidend für eine individuelle Entschädigungsleistung ist letztlich, dass eine dauerhafte gesundheitliche Schädigung kausal auf die (eine) Gewalttat zurückzuführen ist. Scheidler geht davon aus, dass sein Kampf, der ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit getrieben hat, auch andere Psychiatrie-Opfer ermutigt, auf Entschädigung zu pochen. Er hat über vier Jahre nicht nur seinen persönlichen Kampf vor Gericht ausgefochten, sondern ist nicht müde geworden, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, hat auf seiner Homepage immer wieder neue Entwicklungen präsentiert. Für einen WDR-Bericht ist Scheidler kurz zurückgekehrt an seinen persönlichen Ort des Grauens. Vorallem die Abteilung K2 hat ihn nicht losgelassen. Er kämpft, wenn er nachts wach liegt, noch immer mit der Vergangenheit, die große Spritze, die Bilder des Hörsaals, wo nicht nur sein Rücken öffentlich zur Schaugestellt wurde, gehen ihm nicht aus dem Kopf. „Das hört nicht auf“, sagt

er. Auch nicht, nachdem er ein weg weisendes Urteil erstitten hat.

Der LVR Rheinland kennt die Geschichte Scheidlers. Der Verband

arbeitet derzeit die Vorfälle auf, gibt Studien zu diesem Thema heraus wie „Gestörte Kindheit“. Darüber hinaus ist der LVR Rheinland auch Teil einer Bundesstiftung, die sich um Fälle wie die von Scheidler kümmert. Derzeit wird das Opferentschädigungs-Gesetz überarbeitet, damit mehr Menschen auf eine Entschädigung, aber auch auf Hilfe hoffen können.

Quelle: RHEINISCHE POST - von 06.12.2022 siehe Link:

https://rp-online.de/nrw/staedte/langenfeld/langenfeld-ausgleich-fuer-psychiatrie-opfer_aid-81016195


Blackbox Heim Kinder hinter verschlossenen Türen. Einschlüsse in Time-Out-Räume, nachts in ein "Spezialbett" oder auch ins eigene Zimmer: Solche Maßnahmen werden auch heute noch in manchen Einrichtungen für Kinder mit Behinderung angewandt.

Der Fall des Paul Wulf - Anstaltsinsasse und zivilgesellschaftlicher Aktivist.

Paul Wulf – Eine Figur am Rande des Zentrums - Hier seine Geschichte -

Paul Wulf wurde mit 16 Jahren zwangssterilisiert. Jahrzentelang rang er um Entschädigung. Eine Geschichte aus Münster -

Quelle: DER FREITAG - von 27.01.2012 siehe Link:

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/paul-wulf-2013-eine-figur-am-rande-des-zentrums?fbclid=IwAR1dmc0GLA1viStG-dcVCEzgvKuWeeSw8D-nK7okUHUDpMK9DyYqMYgiVZU


Paul Wulf (* 2. Mai 1921 in Essen-Altenessen; † 3. Juli 1999 in Münster) war ein Opfer des NS-Regimes, das seine Zwangssterilisation als angeblich „Schwachsinniger“ gerichtlich aufarbeitete und durch die Organisation von antifaschistischen Ausstellungen in und um Münster regionale Bekanntheit erlangte. 1991 erhielt er für seine Bildungsarbeit das Bundesverdienstkreuz am Bande, das er nur unter der Kritik an der Auszeichnungspraxis, welche auch ehemalige Nationalsozialisten ehrte, entgegennahm.

Quelle: Wikipedia - von 06.10.2021 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Wulf?fbclid=IwAR0uLvHpV8q_wNNT1MkUxhEdByp_uhQbvFBRziBSq6oPyCQK7dPOOk0qM_I


Psychiatrie-Opfer hat Recht bekommen

Ein Sozialgericht hat Günter Scheidler eine Opferrente zugesprochen, weil er als Kind in der Psychiatrie in Langenfeld für medizinische Versuche missbraucht worden ist.

Ähnliches hat Ralf Aust erlebt. Beide kämpfen seit Jahren für Entschädigung und gegen ihr Trauma.

Quelle: WDR - Lokalzeit Bergisches Land - von 07.03.2022

 

Psychatrie Opfer hat Recht bekommen (Langfassung 7:25 Min)

Ein Sozialgericht hat Günter Scheidler eine Opferrente zugesprochen, weil er als Kind in der Psychiatrie in Langenfeld für medizinische Versuche missbraucht worden ist.

Quelle: WDR - Lokalzeit Bergisches Land - von 07.03.2022


Forschung

Leid und Unrecht in der Psychiatrie (1949-1990)

Studie Universität zu Lübeck - Wissenschaftliche Untersuchung zu Formen von Leid und Unrecht bei der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in schleswig-holsteinischen Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den Jahren 1949 bis 1990

Gesellschaftliche Diskriminierung und personelle Kontinuitäten Neben der institutionellen Unterversorgung und der Vernachlässigung der Aufsichtspflicht von Einrichtungen, Trägern und Behörden sind als Ursache für Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung und Vernachlässigung in den untersuchten psychiatrischen Anstalten und den Heimen auch die zeittypischen Einstellungen und Werturteile der westdeutschen Gesellschaft bezüglich psychisch Erkrankter und Menschen mit Behinderungen zu nennen. Die Haltung der Bevölkerung war in den Nachkriegsjahrzehnten dabei in hohem Maß von Vorurteilen, Intoleranz und Ablehnung gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe gekennzeichnet, wobei das Jahr 1945 hier keinen Bruch zur Zeit des Nationalsozialismus darstellte. Gerade im Fall von geistig Behinderten, die dem gängigen Produktivitäts und Erwerbarbeitsideal noch weit wenigerentsprachen als etwa Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, überwog in der Allgemeinheit ein explizit „defizitorientierte[s] Denken über Behinderung“. Auch dies könnte einen Grund darstellen, warum das Anstaltsregime im LKH Schleswig, in der die Verwahrung einer überproportional hohen Anzahl geistig schwerstbehinderter Bewohner:innen und gravierende strukturelle Mangelerscheinungen Hand in Hand gingen, in besonders dramatischer Weise von Gewalt bestimmt war, während Gewaltausmaß und intensität gegenüber densinnesgeschädigten Minderjährigen in der Gehörlosenschule Schleswig im Vergleich dazu weitaus weniger gravierend erscheinen. Als gewaltfördernder Faktor erwiesen sich jedoch nicht nur die in der Nachkriegsgesellschaft verbreiteten Stereotype über Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, sondern auch die spezifische Sozialisation und Berufsbiographie des Personals in den Anstalten selbst. So ist neben der generellen Kontinuität des Anstaltsmodells in der Zeit nach 1945 auch von einer hohen personellen Kontinuität von der NS-Zeit zur Bundesrepublik auszugehen, die nicht nur die Psychiater:innen und Anstaltsleiter: innen umfasste, sondern auch große Teile des Pflegepersonals betraf. Die tiefe Verstrickung vieler Anstalten und ihrer Mitarbeiter: innen in die nationalsozialistische Mordpolitik wurde erst ab den 1960er Jahren erstmals zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen. Von einem „Generationenwechsel“ innerhalb des Anstaltspersonal lässt sich erst ab den 1970er Jahren sprechen. Das in den untersuchten Einrichtungen arbeitende Pflegepersonal bildete hier sicherlich keine Ausnahme. So berichteten viele der jüngeren ehemaligen Mitarbeiter:innen im Gespräch, dass gerade die „alte Riege“ der Pflegekräfte im Arbeitsalltag auf Gewalt und Entwürdigung zurückgriff und neuen Ansätzen in der Betreuungsarbeit kritisch gegenüberstand. Insgesamt rückten Menschen mit psychischen Störungen und geistigen Behinderungen mit ihren Rechten und speziellen Bedürfnissen erst ab den 1970er Jahren sukzessive ins öffentliche Bewusstsein. In die Arbeitsroutinen der noch immer nach außen weitgehend isoliert agierenden Anstalten zog der neue Geist in der Behindertenhilfe allerdings mit großer Zeitverzögerung ein. -

Quelle: Universität zu Lübeck - von 01.12.2021 siehe Link:

https://www.imgwf.uni-luebeck.de/fileadmin/medien/Dokumente/Abschlussbericht_Leid_und_Unrecht.pdf

Leid und Unrecht in der Psychiatrie (1949-1990) -

Abschlussbericht über die Situation von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein veröffentlicht

Im Auftrag des Sozialministeriums Schleswig-Holstein hat das Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung (IMGWF) im Zeitraum von 2018 bis 2021 zwei Studien zur Situation in der Psychiatrie und Einrichtungen der Behindertenhilfe in Schleswig-Holstein in der Nachkriegszeit durchgeführt. 

Quelle: Universität zu Lübeck - von 28.01.2022 siehe Link:

https://www.uni-luebeck.de/aktuelles/nachricht/artikel/leid-und-unrecht-in-der-psychiatrie-1949-1990.html


Ernst Klee

Autor

Was sie taten - Was sie wurden Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken - oder Judenmord

Ernst Klee beschließt seine Trilogie über die »Vernichtung lebensunwerten Lebens« durch die Nazis mit einem Band über den Lebensweg der Täter und Tatgehilfen nach 1945. Er zeigt, wie Ärzte, Juristen und Verwaltungsfachleute, die an der »Ausmerzung« beteiligt waren, z. T. unerkannt, z. T. unbehelligt weiterleben konnten. Andere fanden milde Richter oder verständnisvolle Ärzte, die die Beschuldigten mit Attesten vor einer Strafverfolgung bewahrten. Klee zeigt Fluchtwege und Verbindungen der Täter auf, weist an Einzelbeispielen nach, daß an Nazi-Verbrechen Beteiligte sogar in der Strafverfolgung eingesetzt waren. Er nennt die Namen jener, die wieder in Verwaltung, Ministerien, höchste Stellen der Justiz einrücken konnten, wieder Patienten behandelten oder Mediziner ausbildeten. Dabei tauchen viele bekannte, aber auch unbekannte Namen auf. Das Buch unterscheidet sich von ähnlichen darin, daß fast ausnahmslos Justizakten - z. T. auch Schriftverkehr der Täter - als Grundlage dienen. So wird zum ersten Mal an einem großen - auf die Massenvernichtung »lebensunwerten Lebens« begrenzten - Personenkreis deutlich, in welchem Ausmaß NS-Gehilfen nach 1945 als Biedermänner weitermachen, weiter entscheiden und das öffentliche Leben beeinflussen konnten.

Quelle: Verlag: FISCHER - von 01.09.1986 siehe Link:

https://www.fischerverlage.de/buch/ernst-klee-was-sie-taten-was-sie-wurden-9783596243648

Gewaltexzesse

Opfer erinnern sich an Misshandlungen in Jugendpsychiatrie

Die Berichte von Betroffenen gehen unter die Haut: Bis in die 1980er Jahren kam es in einer Psychiatrischen Anstalt im Sauerland immer wieder zu Gewaltexzessen.

Der Landschaftsverband als Träger hat nun mit der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels begonnen. Geschlagen, gedemütigt, ruhig gestellt: «Marsberg holt mich jeden Tag ein», berichtete einer, der 15 Jahre seiner Kindheit in der damals größten westfälischen Psychiatrie für junge Menschen verbrachte, dem St. Johannes-Stift im sauerländischen Städtchen Marsberg.

Historiker haben seine Geschichte wie die von 18 weiteren ehemaligen Patienten für einen Forschungsbericht gesammelt: Es ist erst der Beginn der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels in der regionalen Psychiatriegeschichte. Es handelt von einem Klima der Gewalt, wie es aus inzwischen vielen Einrichtungen bundesweit bekannt geworden ist. Statt einem Fachkrankenhaus war die Einrichtung Verwahranstalt, in der drakonische Strafen einen reibungslosen Ablauf sichern sollten, wie die Geschichtswissenschaftler herausgearbeitet haben. Jugendliche mussten ihr eigenes Erbrochenes essen - Forscher des kommunalen Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), damals wie heute Träger der Jugendpsychiatrie im Sauerland, sowie Prof. Hans-Walter Schmuhl, Historiker der Universität Bielefeld, haben mehr als 50 Stunden Gesprächsmaterial analysiert, mit anderen Quellen abgeglichen. Sie kommen zu dem Schluss: «Gewalt war im St. Johannes-Stift zwar nicht allgegenwärtig, aber keineswegs nur die Ausnahme», sagt Schmuhl. Vielmehr berichteten die Zeugen der Zeit zwischen 1945 bis 1980 von einem «breiten Spektrum an Gewaltformen», die in der chronisch überbelegten, schlecht ausgestatteten Anstalt Anwendung fanden: Wer hier nicht funktionierte, wurde gezüchtigt, gefesselt oder mit Medikamenten sediert. Schocktherapien mit eiskalten Wasser sollten Bettnässer eines Besseren belehren. Andere schilderten, wie sie ihr eigenes Erbrochenes essen mussten. Auch untereinander sicherte Gewalt eine strenge Rangordnung - Schwächere hatten es in diesem System besonders schwer. Einige berichteten auch über sexuelle Übergriffe von Älteren, die stillschweigend vom Personal geduldet wurden. Verfahren in den 70ern schnell eingestellt - «Vieles von dem, was bis in die 1970er Jahre im St. Johannes-Stift geschah, hätte für Empörung gesorgt, wäre es denn an die Öffentlichkeit gelangt», bilanziert Schmuhl. Dabei sind Vorfälle schon seit Jahrzehnten aktenkundig: So hatte sich die Frau eines Sonderschullehrers an das Land gewandt und damit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft angestoßen: Ihre Schilderungen aus dem Jahr 1974 über Strafen sind deckungsgleich mit den Erinnerungen der Zeitzeugen. Schon zwei Jahre später wurden die Verfahren gegen 24 Bedienstete eingestellt. Es stand Aussage gegen Aussage, wobei eine Gutachterin den Opfern kurzerhand ihre Glaubwürdigkeit abgesprochen und ihnen somit jede Erfolgschance genommen hatte. Auch der Landschaftsverband hielt damals dienstrechtliche Konsequenzen wegen der «Geringfügigkeit der Verfehlungen» für «unangebracht». LWL-Chef bittet um Entschuldigung - Heute sehen die Verantwortlichen das anders: Die herzlosen Zustände, die Grausamkeiten und die Gewalt hätten auch für damalige Verhältnisse jedes Maß überschritten, sagt LWL-Direktor Matthias Löb. Sein Verband befasst sich mit dem Thema, seit ein WDR-Bericht die Missstände 2013 in den Fokus rückte. Bei einer damals eingerichteten Kontaktstelle haben sich seither mehr als 100 Betroffene und Angehörige gemeldet. «Viele von ihnen leiden bis heute unter den traumatisierenden Erfahrungen», berichtet Löb. Die Zeit lasse sich nicht zurückdrehen. Es bleibe aber, sich der Verantwortung zu stellen, um Entschuldigung zu bitten und aufzuarbeiten, um für Gegenwart und Zukunft Lehren zu ziehen, betont er. Medimententests an Heimkindern? - Auch deshalb will der Verband einen noch nicht in Tiefe untersuchten Aspekt näher beleuchten: Welche Rolle spielten Medikamente im Psychiatriealltag? Neuere Untersuchungen hatten in mehreren Häusern bundesweit systematische Medimententests an Heimkindern publik gemacht. Hinweise auf ähnliche Praktiken konnten die Forscher bislang nicht finden. Ausschließen könne man sie jedoch erst nach weiterer Forschung. Die soll auch genauer beleuchten, in welchem Ausmaß Arzneimittel gezielt eingesetzt wurden, um aufmüpfige Patienten ruhig zu stellen.

Quelle: Westfälische Nachrichten - von 10.02.2017 siehe Link:

https://www.wn.de/muensterland/opfer-erinnern-sich-an-misshandlungen-in-jugendpsychiatrie-1534059?npg=

Zum Stichwort: St.-Johannes-Stift (LWL-Klinik Marsberg)

Die LWL-Klinik Marsberg (früher: Westfälische Klinik Marsberg) ist eine Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für Psychotherapie, Psychiatrie und Rehabilitation. Daneben entstand ab 1881 das von einem Orden geführte St.-Johannes-Stift für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Daraus ging die westfälische Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie hervor. Zeit des Nationalsozialismus - In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Marsberg zu einem Tatort des Euthanasieprogramms. Das St.-Johannes-Stift wurde eine „Kinderfachabteilung“ des „Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden.“ In den folgenden Monaten wurden dort etwa 50 Kinder und Jugendliche getötet. Wegen Unruhe in der Bevölkerung wurde 1941 die „Fachabteilung“ geschlossen. Die Abteilung wurde in die Klinik in Aplerbeck verlegt.

Nachkriegszeit und Missbrauchsvorwürfe - Seit 1948 befinden sich die Heilanstalt sowie das St.-Johannes-Stift in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Auch nach dem Ende des Euthanasieprogramms gab es in der Kinderklinik noch lange erhebliche Defizite in Hinblick auf Betreuung und Pädagogik. Wie der WDR in seinem Fernsehmagazin Westpol am 24. März 2013 berichtete, wurden junge Patienten im St.-Johannes-Stift offenbar Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch. Kinder seien tagelang in Isolationszellen eingesperrt, mit Beruhigungsmitteln ruhiggestellt und/oder mit Fäusten oder schweren Gegenständen traktiert worden. Aber es gab keine gerichtsverwertbaren Beweise. Anfang der siebziger Jahre erfuhr der damals neue Schulleiter von den Vorwürfen und wandte sich an den damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Heinz Kühn. Der Schulleiter listete auf, dass Kinder zur Strafe die ganze Nacht lang im Bett fixiert oder in eiskaltes Wasser getaucht worden seien, bis sie fast ertranken. Obwohl die Staatsanwaltschaft ermittelte, kam es zu keinen Anklagen. Es wird angenommen, dass die Heiminsassen von Pflegern massiv unter Druck gesetzt wurden und darum ihre Aussagen zurückzogen. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe bot die Generaloberin Gespräche mit den Betroffenen an, die Trägerschaft des Krankenhauses entschuldigte sich bei den damaligen Opfern.

Quelle: Wikipedia - von 04.02.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/LWL-Klinik_Marsberg?fbclid=IwAR1xS6qSIn4qJUYsaBWIz4X9mS8yZ-rW6YLkP5mUk2HqqH493Yjpb3w1UhE


Misshandlungen behinderter Kinder: Opfer der Anstalten

Bis in die 1970er-Jahre wurden behinderte Kinder in der Behindertenhilfe misshandelt. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf in Hamburg stellt sich den eigenen Verfehlungen

„Die haben uns behandelt wie Gefangene“, so betitelte die Evangelische Stiftung Alsterdorf vor einigen Wochen eine Veranstaltung, bei der es auch um die eigene Geschichte ging: um die Gewalt und das Unrecht, die behinderten Kindern und Jugendlichen noch bis in die 1970er-Jahre hinein in den Anstalten widerfuhren.

Körperliche Züchtigungen, sexuelle Übergriffe, Isolierung, Fixierung, Bestrafung mittels Essens- oder Schlafentzug, Demütigungen, Medikation zur Ruhigstellung gehörten zum Alltag. Es war ein Leben im Getto, weggesperrt von der Gesellschaft, ohne Aussicht auf ein normales Leben und den Schwestern und Pflegern, die es nur selten gut meinten, ausgeliefert. Wieso erfolgte die Aufarbeitung dieser Geschehnisse, das Sprechen darüber und schließlich auch die Anerkennung als entschädigungsfähiges Unrecht erst jetzt und erst so spät? Es fällt auf, wie viel heute über die NS-Zeit in den Anstalten, Heimen und Psychiatrien aufgearbeitet ist und wie wenig über die Jahrzehnte nach 1945 in eben denselben Anstalten und Heimen. Die Scham, die die Aufarbeitung der NS-Zeit so lange blockiert hat, spielt offensichtlich wegen der zeitlichen Nähe hier eine noch wirksamere Rolle.

Quelle: TAZ - von 27.05.2017 siehe Link:

https://taz.de/Misshandlungen-behinderter-Kinder/!5409346/

Hirnexperimente mit Heimkindern

In Heimen in Hessen gab es in den 50er Jahren für Forschungszwecke zahlreiche Untersuchungen an erziehungsschwierigen Kindern und Jugendlichen.

In hessischen Kinderheimen sind in früheren Jahrzehnten offenbar nicht nur Medikamente erprobt worden. Es hat wohl auch noch schlimmere medizinische Eingriffe gegeben. Das haben Recherchen der Wiesbadener Filmemacherin Sonja Toepfer zutage gefördert, die im Auftrag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau das Leiden der Kinder in Kinderheimen aufarbeitet. Darüber berichtete ein Mediziner namens H. Henck im November 1954 bei einer Tagung des Bundeskriminalamts. Nach Hencks Darstellung, die von Toepfer gefunden wurde, hat der leitende Hephata-Arzt Willi Enke „in den Anstalten Hephata bei Treysa über 400 Fälle von jugendlichen ,Schwererziehbaren‘“ untersucht, „zu einem großen Teil auch serologisch wie enzephalographisch“. Enke war vorbelastet aus der Zeit des Nationalsozialismus, wurde aber 1950 als leitender Arzt der Hephata-Anstalten berufen, was er bis 1963 blieb. In einem Referat bei einer Neurologentagung in Baden-Baden 1955 sagte Enke, er wolle untersuchen, warum frühkindliche Traumen bei manchen Kindern zu dauerhaften Schädigungen führten, bei anderen aber nicht – er vermutete körperliche Ursachen. Der Gießener Medizinhistoriker Volker Roelcke sieht in der Gehirnforschung mit schmerzhaften Eingriffen ein medizinisches Denken, das an die Nazizeit anknüpft.

Quelle: Frankfurter Rundschau - von 12.02.2018 siehe Link:

https://www.fr.de/rhein-main/hirnexperimente-heimkindern-10989617.html


Der Fall der Friederike Pusch (* 20. Juni 1905 in Staßfurt; † 9. Dezember 1980 in Beckendorf-Neindorf) war eine deutsche Psychiaterin und Neurologin, die an Medizinverbrechen im Rahmen der Kinder-Euthanasie beteiligt war.

Quelle: Wikipedia - von 26.07.2021 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_Pusch


Kindermord im Krankenhaus.

Warum Mediziner während des Nationalsozialismus in Rothenburgsort behinderte Kinder töteten

Quelle: Edition Falkenberg - von 30.08.2016 siehe Link:

https://www.edition-falkenberg.de/produkt/kindermord-im-krankenhaus-warum-mediziner-waehrend-des-nationalsozialismus-in-rothenburgsort-behinderte-kinder-toeteten

Studie: Frühere Medikamententests in Bethel oft ohne Einwilligung

Bielefeld (lnw). In den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel sind in der Nachkriegszeit in vielen Fällen Medikamente an Minderjährigen ohne Einwilligung der Eltern getestet worden. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Montag in Bielefeld vorgestelltes Forschungsprojekt.

In dem zweieinhalb Jahre dauernden Projekt hatten Wissenschaftler untersucht, wie oft und unter welchen Umständen zwischen 1949 und 1975 in Deutschland noch nicht zugelassene Medikamente bei Kindern und Jugendlichen in Bethel angewendet wurden. Auftraggeber der Studie waren die Stiftungen selbst. In der nun vorgestellten Studie wurden die Akten von 265 Patienten ausgewertet. Dabei handelt es sich laut den Studienautoren um eine repräsentative Stichprobe von insgesamt 2.741 Patienten, die im Untersuchungszeitraum mindestens ein halbes Jahr lang in Bethel behandelt wurden. In knapp einem Viertel der Fälle (23,8 Prozent) seien bei den Kindern und Jugendlichen noch nicht in Deutschland zugelassene Medikamente, sogenannte Prüfpräparate und Import-Medikamente, zum Einsatz gekommen. In zwei Drittel der Fälle ging es um Antiepileptika, bei einem Drittel um Psychopharmaka. Die Studienautoren gehen davon aus, dass eine Arzneimittelprüfung hochgerechnet an gut 650 Minderjährigen durchgeführt wurde.

In den Krankenakten seien keine schriftlichen Genehmigungen der Eltern oder eines Vormunds für die Erprobungen gefunden worden, hieß es weiter. Die Studienautoren sind sich „einigermaßen sicher", dass die erforderliche Aufklärung auch in Bethel in vielen Fällen nicht durchgeführt wurde und eine Einwilligung nicht erfolgte. „Diese Fälle sind auch nach damaligen Maßstäben als rechtswidrig zu werten", hieß es in einer Kurzfassung der Ergebnisse. In Einzelfällen habe es aber Hinweise auf eine indirekte oder mündliche Zustimmung durch Erziehungsberechtigte gegeben.

Der Historiker Niklas Lenhard-Schramm betonte, dass eine Einwilligung und die Aufklärung über Arzneimittelerprobungen rechtlich und ethisch geboten gewesen seien. „Heute wird dies Versäumnis der Vergangenheit vom Bethel-Vorstand ausdrücklich wahrgenommen und zutiefst bedauert", hieß es in einer Mitteilung. Das Sozialunternehmen betonte, dass kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einer möglichen Schädigung von Bewohnern und der Arzneimittelerprobung habe gefunden werden können.

Quelle: Neue Westfälische - von 20.07.2020 siehe Link:

https://www.nw.de/nachrichten/zwischen_weser_und_rhein/22827938_Studie-Fruehere-Medikamententests-in-Bethel-oft-ohne-Einwilligung.html

Hitlers Eliten nach 1945: Ärzte - Medizin ohne Gewissen | SWR (2002)

Eine Dokumentation von Gerolf Karwath und Produktion des Südwestdeutschen Rundfunks aus dem Jahre 2002.

Quelle: Südwestdeutschen Rundfunks - 2002 zum Doku-Film siehe Link:

https://www.youtube.com/watch?v=kA10P5VVZ1E&t=105s

Günter Scheidler: Die Geschichte eines Heimkinds in der Nachkriegszeit

„Es war die Hölle auf Erden.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachten Hunderttausende ihre Kindheit in Anstalten. Einer davon ist Günter Scheidler, der in einem evangelischen Kinderheim in Wuppertal lebte.

In einem Buch erinnert er an die schwere Zeit. Gelsenkirchen/Berlin (epd). Günter Scheidler hat nicht viele schöne Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Die Zeit, die er in Heimen verbracht hat, verbindet er mit seinem einzigen Freund, dem weißen Hasen, einem Kuscheltier. Das ist auch der Titel seines Buchs, das er geschrieben hat, um über die Missstände in Kinderheimen nach dem zweiten Weltkrieg aufzuklären.1 „Das Heimpersonal hat uns unserer Seele beraubt“, sagt der Gelsenkirchener. Der heute 65-Jährige kam kurz nach seiner Geburt am 14. Oktober 1957 in Wuppertal ins evangelische Kinderheim in Odenthal. „Ich war ein klassisches Heimkind. Meine Mutter wollte mich nicht. Auch sonst kümmerte sich niemand um mich“, sagt Scheidler. Besuch hätten immer nur die anderen Kinder bekommen. Aufgrund des Mangels an Zuneigung und Aufmerksamkeit entwickelte er Wutanfälle. Durch das aggressive Verhalten landetet er schließlich im Alter von sieben Jahren in der Kinderpsychiatrie der Rheinischen Landeskliniken Langenfeld. „Ich war dort das einzige gesunde Kind inmitten vieler geistig behinderter Kinder“, erinnert sich Scheidler. Gewalt und Demütigungen prägten von da an seinen Alltag und den vieler anderer Heimkinder. „Es war die Hölle auf Erden“, sagt er.

„Einmal wurde mir mit Gewalt eine Spritze in den Rücken gerammt. Ich wusste damals nicht, wie mir geschah“, erinnert er sich. Noch Monate danach habe er unter starken Schmerzen gelitten, sei auf einen Rollstuhl angewiesen gewesen. „Ganz habe ich mich von dem Eingriff nie erholt, vor allem psychisch nicht. Ich hatte Todesängste“, sagt er. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um einen der vielen medizinischen Versuche, die an den Heimkindern getestet wurden. Die Stiftung Anerkennung und Hilfe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu unterstützen, die als Kinder oder Jugendliche von 1949 bis 1975 in stationären psychiatrischen Einrichtungen Leid und Unrecht erfahren haben. Sie wurde 2017 vom Bund, den Ländern sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen. Träger der Stiftung ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). „Die Stiftungsziele bestehen darin, die damaligen Verhältnisse und Geschehnisse öffentlich anzuerkennen, wissenschaftlich aufzuarbeiten und das den Betroffenen widerfahrene Leid und Unrecht durch Gespräche individuell anzuerkennen“, sagt ein Sprecher des BMAS auf Anfragen des epd.

Nach Angaben des BMAS haben sich etwa 26.000 Betroffene an die Anlauf- und Beratungsstellen der Stiftung gewandt. Bis zum Ende des Jahres 2022 erhielten fast 24.000 Betroffene finanzielle Anerkennungs- und Unterstützungsleistungen in Höhe von rund 245 Mio. Euro. Die finanzielle Unterstützungsleistung wurde als einmalige pauschale Geldleistung in Höhe von 9.000 Euro zum selbstbestimmten Einsatz ausgezahlt. Sofern Betroffene sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben, ohne dass dafür Sozialversicherungsbeiträge abgeführt wurden, haben sie zudem eine Rentenersatzleistung von bis zu 5.000 Euro erhalten. Der Sprecher des BMAS betont: „Die individuellen Anerkennungs- und Unterstützungsleistungen dienten ausdrücklich nicht der Entschädigung erlittenen Unrechts und erfolgten auf freiwilliger Basis ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.“ Sie sollten Folgewirkungen, die ihre Ursache in dem erlittenen Leid und Unrecht haben, mildern. Diesen Betrag hält Scheidler für ungenügend. „Das ist eine Unverschämtheit in Anbetracht der Tatsache, was uns angetan wurde. Diese paar Tausend Euro für ein Leben in der Hölle sind eine Verhöhnung aller Opfer“, sagt er. Der Sprecher des BMAS sagt auf Anfragen des epd: „Es sind keine zusätzlichen Leistungen geplant.“ Die Stiftungslaufzeit werde voraussichtlich Ende März 2023 enden. Günter Scheidler fordert eine Opferrente für alle Heimkinder, die damals missbraucht wurden. „Noch heute bekomme ich Briefe von ehemaligen Heimkindern, die mir ihre Geschichte erzählen“, sagt der 65-Jährige. „Wir waren damals Kinder und konnten uns nicht wehren.“ Von der Kinderpsychiatrie Langenfeld habe er bis heute nie eine Entschuldigung erhalten. Dennoch habe er im November 2022 einen Teilsieg erzielen können: Er gewann in einem öffentlichen Verfahren einen Prozess vor dem Landessozialgericht in Essen. „Es ist ein Kampf David gegen Goliath“, sagt der Aktivist. Aufgeben sei für ihn dennoch keine Option. „Das sind meine Brüder und Schwestern, für die ich hier kämpfe. Viele waren geistig behindert und konnten sich nicht wehren. Für sie hebe ich meine Stimme“, sagt er. Er werde nicht aufgeben, bis die Ungerechtigkeiten, die ihm und vielen weiteren Heimkindern angetan wurden, zugegeben und ausgeglichen werden.

Quelle: Evangelischen Pressedienstes von (epd) - von 20.03.2023


“ Auch nach 1945 ging es weiter in der Psychiatrie-Anstalt in Langenfeld ( LVR-Klinik Langenfeld ), gab es illegale medizinische Versuche an uns geistig behindere Kinder. Ausgeführt durch NS-Ärzte in den 60er Jahre, ich als Betroffener fordere für alle die in den 50er bis Ende 70er Jahre, in psychiatrichen-Anstalten waren eine Opferrente ein !

Zum Stichwort: LVR-Klinik Langenfeld

Zeit des Nationalsozialismus - 1933 stieg die Zahl der Patienten auf 983. Von diesen wurden im Jahre 1933 667 nach dem berüchtigten „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ als so genannte „Erbkranke“ eingestuft. 478 Personen wurden bis zum 1. März 1936 zwangssterilisiert. Für 1941 ist die Zahl von 233 Männern und 141 Frauen, getötet in der NS-Tötungsanstalt Hadamar, verbürgt. In den Jahren 1943 und 1944 galt Galkhausen auch als Zwischenstation für Patienten aus anderen Anstalten vor ihrer „Weiterverlegung nach Hadamar“, sodass die Zahl der aus Galkhausen stammenden oder von dort weiterverlegten und schließlich vergasten Patienten nur geschätzt werden kann. Nachkriegszeit - Die Ärzte Felix Weissenfeld und Max Rhode wurden 1950 im Euthanasieprozess in Düsseldorf freigesprochen.

Quelle: Wikipedia - von 30.12.2021 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/LVR-Klinik_Langenfeld?fbclid=IwAR29XGdkJzBfhHLQJNmgYWcOv5sAc4Je07OBwdnBBKZ4KwqxB3eFq9l5oMM

Opferrente Versuche an Gelsenkirchener: „Tote Kinder waren gute Kinder“

Foto zeigt: Das Sozialgericht Gelsenkirchen hat Günter Scheidlers Klage auf eine Opferrente wegen schwerer Langzeit-Gesundheitsschäden vom Landschaftsverband stattgegeben. 300 Euro soll er monatlich für sein Martyrium bekommen.

Gelsenkirchen. Günter Scheidler hat endlich recht bekommen. Der im Gelsenkirchener Kinderheim und in einer LVR-Klinik Misshandelte soll nun Opferrente bekommen.

Günter Scheidler (64) hat sehr viel erleiden müssen in seinem Leben. In mehreren Kinderheimen – darunter das St. Josef in Gelsenkirchen – und in der Kinderpsychiatrie der Landesklinik Langenfeld des Landschaftsverbandes Rheinland wurde er übel misshandelt und gequält. Nun hat der Gelsenkirchener endlich Recht zugesprochen bekommen: 60 Jahre nachdem sein Leidensweg begann. Das Sozialgericht Gelsenkirchen hat seiner Klage auf eine Opferrente wegen schwerer Langzeit-Gesundheitsschäden vom Landschaftsverband stattgegeben. 300 Euro soll er monatlich für sein Martyrium bekommen. Für körperlichen und seelischen Missbrauch, Gewalt, Demütigung auf unendlich scheinende Weise. Bis Anfang März allerdings kann der Landschaftsverband theoretisch noch Berufung gegen das Urteil einlegen. Weiterkämpfen, damit auch die anderen Missbrauchsopfer Gehör finden - Günter Scheidler ist nicht nur froh wegen der 300 Euro mehr, die er nun zu seiner eigenen, ebenfalls hart erarbeiteten Altersrente bekommen wird. „Ich freue mich vor allem, dass ich uns Missbrauchsopfern Gehör verschaffen konnte, die wir alle bis heute keine Lobby haben. Dafür habe ich gekämpft, für das Wir – und ich kämpfe weiter“, betont der Gelsenkirchener nach diesem Urteil. Das tut er übrigens nicht nur vor Gericht, sondern auch im Gelsenkirchener Regenbogenhaus der Diakonie, einer Anlaufstelle für Menschen am Rand der Gesellschaft, das er lange Jahre geleitet hat und in dem er sich bis heute engagiert. Scheidler weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das Leben am Rand anfühlt. Bis heute benötigt er Hilfe dabei, seine damals geborenen Dämonen im Griff zu behalten. Schon als Kleinkind ins Heim abgeschoben - Sein eigener Leidensweg hatte viele Stationen. Der von der Mutter schon als Kleinkind ins Heim abgeschobene Junge wartete dort jahrelang vergeblich auf Besuch. Er zog sich zunehmend in sich zurück, war im Heim schnell als verhaltensauffällig und „dumm“ abgestempelt. Zur Schule durfte er erstmals als Neunjähriger – weil erst 1966 das aus der Nazizeit stammende Schulgesetz reformiert wurde, endlich auch für Kinder wie ihn mit angeblich verminderter Intelligenz Schulpflicht galt. „Wir waren die Lämmer, die man zum Schlachthof führte und die niemand hörte“ - Scheidler genoss den Schulbesuch – obwohl er ohne jede Vorkenntnis als Neunjähriger in die dritte Klasse eingestuft wurde, viel nachzuholen hatte. Mittlerweile war er vom Kinderheim in die Kinderpsychiatrie der Landesklinik verlegt worden, wo er mit schwer psychisch kranken und ruhig gestellten Kindern mehr vegetierte als lebte. „Wir waren die Lämmer, die man zum Schlachthof führte und die niemand hörte“, erinnert er sich an jene Jahre. Es herrschte ein strenges Regiment, Gewalt, Missbrauch. Warum er in die Psychiatrie kam, weiß er bis heute nicht. Er vermutet, dass er als nie besuchtes Kind ein perfektes Opfer abgab. Was er weiß und was ihm nun durch das Urteil auch in Teilen bestätigt wurde, sind die schweren gesundheitlichen Folgen, die er von diesem Aufenthalt davon getragen hat und mit denen er bis heute zu kämpfen hat. Im November 1966 hatte er in der Klinik – neben schweren sexuellen Übergriffen durch Pfleger – unter anderem eine folgenschwere Spritze in den Rücken bekommen – ohne Genehmigung des für ihn zuständigen Amtes, ohne Aufklärung. Die Folgen – rasende Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit, die ihn monatelang in den Rollstuhl zwang – spürt er heute noch. Körperlich, aber vor allem auch seelisch. Es waren Medikamenten-Experimente mit den Kindern in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie, davon ist Scheidler überzeugt. Das Sozialgericht Gelsenkirchen jedenfalls sah als erwiesen an, dass bei Scheidler ein unangemessener und nicht genehmigter Eingriff vorgenommen wurde, der als „gefährlicher Angriff auf die körperliche und seelische Unversehrtheit“ Scheidlers zu werten sei. Geist der Nazi-Zeit dominierte noch vielfach in Psychiatrie - In den Psychiatrien jener Jahre herrschte in großen Teilen noch der Geist der NS-Zeit. So war der damalige Leiter der Rheinischen Landesklinik Langenberg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Prof. Friedrich Panse, in der NS-Zeit aktiv an Gutachten mit tödlichen Folgen für psychisch Kranke beteiligt, den berüchtigten T-4-Gutachten. Er warb für Rassenhygiene als Prüfungsfach, Zwangssterilisierungen, experimentierte mit Elektroschocks, um „Kriegsneurotiker zu heilen und Simulanten zu enttarnen“. Auch Panses Klinik war eine Station auf Scheidlers Leidensweg. Panses NS-Vergangenheit ist belegt, sogar auf den Seiten seines späteren Arbeitgebers, des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Nach 1945 gab das Landesverwaltungsgericht dennoch der Klage Panses auf Wiedereinstellung statt. Bald war er Lei­ter der Rhei­ni­schen Lan­des­kli­nik Langenberg, 1965 gar Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde. 1966 soll Panse mit Medikamenten an Heimkindern experimentiert haben. Die Ehrenmitgliedschaft wurde ihm dennoch erst posthum 2011 entzogen. Aufklärung über Social Media und die eigene Webseite - Scheidler hat das alles recherchiert, teilt sein Wissen über Social-Media-Kanäle, um anderen Opfern zu helfen. „Damals war ja auch das Pflegepersonal in den Psychiatrien noch geprägt von der Nazi-Ideologie. Wir waren unwertes Leben für die, das haben wir gespürt. In der Klinik haben wir gelernt, dass tote Kinder gute Kinder sind“, denkt Scheidler bitter zurück. Gegen so ein System hatte ein neunjähriges Heimkind wie Günter Scheidler keine Chance, gehört zu werden. Von der Klinik ins Gelsenkirchener Heim: Vom Regen in die Traufe - Günter Scheidlers erste Erfahrungen in Gelsenkirchen waren alles andere als positiv. 1969 kam er ins Kinderheim St. Josef in der Altstadt. Die Schwester Oberin mit Ordensnamen Theresa stellte ihn damals den anderen vor mit den Worten „Der kommt aus dem Irrenhaus. Dem zeigen wir, wie wir mit solchen wie ihm hier umgehen.“ Folter in der Badewanne und Missbrauch im Schwimmbad des Schwesternheims - Schwester Theresa sei „sadistisch und herrschsüchtig gewesen“, schreibt Scheidler in seinem Buch „Weißer Hase“ (Gratis-Download unter guenter-scheidler.de), in dem er seinen Leidensweg mit Hilfe des Autoren Robby von Haaken aufgeschrieben hat. Darin erzählt er von Schlägen, von Folter in der Badewanne, von Todesangst und von erbrochenem Essen, das erneut gegessen werden musste. Priester und Nonnen leben bis heute unbehelligt – und verweigern jede Aussage - Er erzählt auch von sexuellem Missbrauch im Schwimmbad des Schwesternheims, den viele Mitbewohner durchmachen mussten. Er erzählt von den grenzenlosen Grausamkeiten und sexuellen Übergriffen von Therese – bei ihm verbunden mit Drohungen, wieder in die Klinik zu kommen. Auch zwei Priester machten mit: Alle drei leben bis heute unbehelligt weiter und verweigern jeden Kontakt und jede Aussprache. Die von Scheidler im vergangenen Jahr erhobene Klage gegen Schwester Therese wurde wegen Verjährung fallengelassen. Nun wartet er auf die Aufklärung der unabhängigen Kommission im Auftrag der Kirche. „Wir Missbrauchsopfer haben bis heute keine Lobby“ Scheidler hofft, das noch selbst zu erleben und vor allem auch den anderen Opfern (Scheidler: „Das war jeder zweite in meiner Wohngruppe“) noch Gehör verschaffen zu können. „Wir haben bis heute keine Lobby, und dafür mache ich das alles: Für das Wir, damit uns endlich geglaubt wird.“ Scheidler spricht von geschätzt 100.000 Missbrauchsopfern, denen ähnliches widerfuhr, die aber nicht wie er die Kraft hatten, sich für Aufklärung und Entschädigung zu engagieren. Auch er hat drei Jahrzehnte gebraucht, bis er dazu im Stande war. 1972 konnte Scheidler das Kinderheim verlassen, lebte fortan im Jugenddorf Westerholt, wo er sich gut aufgehoben und angenommen fühlte. Er machte eine Lehre als Gebäudereiniger, um Geld zu verdienen. Arbeitete im Straßenbau, bei Mannesmann, überall, um nicht zum Sozialfall zu werden und sich selbst zu behaupten. 1990 holte er seinen Hauptschulabschluss nach, „um mir selbst zu beweisen, dass ich nicht dumm bin, sondern einfach keine Chance bekommen hatte zum Lernen.“ Sein Ziel war, als Sozialarbeiter arbeiten zu können. Er hat es geschafft, war ab 1994 im Dienst der Diakonie, engagiert sich auch als Rentner heute im Regenbogenhaus, um auch anderen beim Weg in ein besseres Leben zu helfen. Für Scheidler geht der Kampf um Anerkennung für Leidensgenossen weiter - Vom Urteil des Sozialgerichts erhofft er sich eine Signalwirkung für andere Opfer, deren Leidensweg bis heute nicht anerkannt ist. Doch sein Kampf geht weiter, auch für die Opfer des Kinderheims St. Josef aus jenen Jahren. Auf Facebook, Twitter, Instagram, gegenüber der katholischen Kirche, vor Gericht wo nötig und möglich. Die Kontakte zu einstigen Leidensgenossen aus dem Heim, die seine Anklagen bestätigten, pflegt er bis heute.

Quelle: WAZ-Gelsenkirchen - von 23.02.2022 siehe Link:

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/versuche-an-gelsenkirchener-tote-kinder-waren-gute-kinder-id234646621.html


Der Fall v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

Geheimtreffen: Bethel entschuldigt sich für Missbrauch

Heute treffen sich vier Menschen mit dem Vorstand – vier von weit mehr als 100 Opfern

Der Zug brachte gestern Professor Muhammad Schmidt aus Thüringen nach Bielefeld. Zurück in die Stadt, in der er von 1958 bis 1968 ein Martyrium erlebte. Er, der als Kind die Diagnose "leichte Epilepsie" erhielt, sei damals in der Behindertenhilfe für Jugendliche misshandelt worden. "Ich erlebte sexuellen Missbrauch, körperliche Gewalt - und an mir wurden auch Medikamentenversuche vorgenommen", sagt der 69-Jährige. Aus Bethel ist zu hören, dass das sehr geheim gehaltene Treffen das erste dieser Art sei. Geplant ist, neben Gesprächen und der Entschuldigung, auch ein Rundgang durch Bethel, bei dem gezeigt werden soll, wie Menschen hier heute leben, wie sich Konzepte verändert haben. Und wie für Menschen mit Behinderung der Weg zur größeren Teilhabe an der Gesellschaft geebnet worden ist. Eine verantwortliche Person aus Bethel sagt: "Wir wollen den Kontrast zu damals aufzeigen, wir wollen zeigen 'Wir haben gelernt'." Ein Bethel-Akteur sagt: "Es geht darum, nicht nur finanziell zu entschädigen, sondern sich auch ganz persönlich anzuhören, was die Menschen erlebt haben, was sie bewegt, wie es ihnen geht - wir wollen ins Gespräch kommen." Finanziell erhalten Opfer, die sich in Bethel, aber auch bei anderen Trägern melden, 9.000 Euro für erlittenes Leid sowie bis zu 5.000 Euro für Arbeitsleistungen, die sie als Jugendliche erbringen mussten, ohne Entgelt. Schmidt erhielt 14.000 Euro; von der "Stiftung Anerkennung und Hilfe" "Ich habe versucht, dieses Treffen zu erreichen, weil ich hören will, dass die heute Verantwortlichen sagen, dass sie das Unrecht anerkennen und die Lehren daraus gezogen haben." Schmidt: "Es ist ja nicht der heutige Vorstand schuldig, er repräsentiert aber die alte Institution"; die Anstalt Bethel. "Die sollen heute dafür Farbe bekennen." Das besondere Treffen wird als Geheimsache behandelt - Über die Anstalt hatten Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler in ihrem 2018 präsentierten Buch "Aufbrüche und Umbrüche" geschrieben. In Bethel habe es sich für die Bewohner um weitgehend "abgeschottete Heimwelten" gehandelt. In diesen fand der Missbrauch statt. Der Schutzraum wurde zur Falle. Schmidt litt "in den Häusern Kapernaum, Mamre, Pniel und Hebron in Eckardtsheim".

Es geht um Kinder und Jugendliche mit Epilepsie, aber auch mit Lern- und Intelligenzeinschränkungen, damals pauschal "geistige Behinderung" genannt. Auch Schmidt taucht in dem Buch auf - als "Dr. Malte Hansen". Seinen Vornamen Muhammad hat er sich nach der Leidenszeit ausgewählt, "weil ich unter der christlichen Heuchelei sehr gelitten habe - da schien mir dieser Name passender zu sein, obwohl ich dem Islam nicht sehr nahe stehe". Schmidt hat Bethel weit hinter sich gelassen: Statt der Mamreschule folgten Abitur (1,5), Studium in Berlin an TU und FU sowie Professur in China (dort blieb er über Jahre). Es melden sich regelmäßig Opfer -

Wie sensibel das Thema eingeschätzt wird, ist daran zu erkennen, dass keiner der Angesprochenen mit Namen zitiert werden will - und das, obwohl alle die Wahrnehmung haben, etwas Gutes zu tun, richtig zu handeln, ein Stück weit zu versöhnen. "Wir stellen uns dem Thema", sagt fast jeder, der beteiligt ist an den Verfahren und am heutigen Treffen im Haus Regenbogen am Quellenhofweg. Das steht ein wenig im Kontrast zu dem, was Opfer wie Schmidt empfinden. Er sagt: "Ich bin sehr verhalten, zu lange hatte ich den Eindruck, dass das Treffen vom Vorstand auf die lange Bank geschoben worden ist." Es habe mehr als ein Jahr gedauert, bis es nun stattfinde - "für vier Betroffene."

Quelle: Neue Westfäische siehe Link:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22365422_Geheimtreffen-Bethel-entschuldigt-sich-fuer-Missbrauch.html


"Der Fall “Udo Klausa, er war ein Kriegsverbrecher und wurde für seine Verbrechen nicht zur Verantwortung gezogen. Ich als Betroffener bin schockiert, wie der Landschaftsverband Rheinland, in den 50er Jahre funktioniert hat. Was die Psychiatrie Anstalten in Rheinland an betraf“


Zum Stichwort: Udo Klausa

Udo Klausa (* 9. Oktober 1910 in Allenstein; † 23. Juli 1998 in Königswinter-Ittenbach) war während des Nationalsozialismus Landrat des Kreises Bendsburg im besetzten Polen und ab 1954 erster Landesdirektor des Landschaftsverbands Rheinland. Die Jahre 1930 bis 1945 - 1940 wurde er zum kommissarischen Landrat des Landkreises Bendsburg (Bendzin) im annektierten (d. h. dem 1922 vom Völkerbund Polen zugeschlagenen Ost-Oberschlesien) ernannt; ab 30. April 1942 hatte er das Amt regulär inne. In dieser Zeit errichteten die deutschen Besatzer in Bendsburg/Bendzin ein Ghetto und führten unter Anwendung von Gewalt Umsiedlungen durch. Mehrfach während dieser Zeit wich er in den Wehrdienst an der Front aus, da ihn die brutale Besatzungspolitik der SS, in die auch die Verwaltung verstrickt war, nach eigenen Angaben nervlich zunehmend belastete.

Mit Wirkung zum 1. Dezember 1942 erreichte er – gegen den Widerstand der vorgesetzten Behörde – seinen endgültigen Weggang zur Wehrmacht. Ob dieser dauerhafte Weggang mit der Deportation von rund 15.000 Juden aus Bendzin im August 1942 im Zusammenhang stand, deren Zeuge er geworden war, ist aufgrund widersprüchlicher Aussagen und Dokumente nicht zweifelsfrei zu verifizieren. Veröffentlichungen - Im Jahr 1936 veröffentlichte Klausa den Aufsatz Rasse und Wehrrecht, die Ausarbeitung eines Vortrags, den er im Berliner Arbeitskreis junger Rechtswahrer gehalten hatte. Darin beschreibt er ausgehend von der rassengesetzlichen Rechtslehre die Grundlagen des Wehrrechts nationalsozialistischer Prägung.

Auszeichnungen - Am 23. Januar 1964 wurde Klausa unter Bezugnahme auf seine Verdienste um die Psychiatrie die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Akademie Düsseldorf[ verliehen. (Anm.: Rektor der Medizinischen Akademie war zu dieser Zeit Anton Kiesselbach, Direktor der Psychiatrischen Klinik Friedrich Panse.) Klausas Verstrickung in den nationalsozialistischen Staat während des Zweiten Weltkrieges, als er u. a. im annektierten Oberschlesien als leitender Verwaltungsbeamter tätig war, war Grund für die Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, sich von dieser Ehrenpromotion ausdrücklich zu distanzieren. Dies hat der Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät am 31. Januar 2019 einstimmig beschlossen. Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unterstützte diese Entscheidung der Medizinischen Fakultät und schloss sich inhaltlich der Auffassung der Medizinischen Fakultät zu dieser Ehrenpromotion an.

Quelle: Wikipedia - von 27.02.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Klausa


In NRW bekamen Kinder in Heimen und Psychiatrien bis in die 70er Jahre missbräuchlich Medikamente - zur Ruhigstellung, aber auch für Tests. Eine Studie soll das ganze Ausmaß offenlegen.

"Die Kinder, die damals diagnostiziert wurden, werden in einer Welt groß, die diese Kinder wirklich an den Rand der Gesellschaft gedrückt hat. Diese Kinder sind ein bisschen aufgegeben worden", sagt Medizinhistoriker Heiner Fangerau von der Uni Düsseldorf, der die Studie, die jetzt entsteht, verantwortet.Laumann: "Dunkles Kapitel unserer Geschichte aufklären"

Mitte 2024 soll die Studie im Auftrag des Landes NRW vorliegen, die Sozialminister Laumann mit 430.000 Euro finanziert. "Die bisher vorliegenden Forschungsergebnisse und Erlebnisberichte damaliger Opfer belegen in vielen Fällen, dass Kindern und Jugendlichen unsachgemäß und missbräuchlich Medikamente verabreicht wurden. Dieses dunkle Kapitel unserer Landesgeschichte muss aufgeklärt werden. Das sind wir den Betroffenen schuldig", sagte Laumann im Sommer 2022 bei der Vorstellung des Studienprojekts. Das Land NRW möchte auch seine eigene Rolle prüfen – und denkt auch über mögliche Entschädigungen für die Betroffenen nach.

Quelle: WDR - von 27.01.2023 siehe Link:

https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/medikamentenmissbrauch-kinderheime-nrw-studie-100.html

Ministerium ließ tödliche Arznei-Tests zu

Die Institutionen schritten aber nicht ein, sondern ließen den Anstaltsleiter Werner Catel weiter gewähren.

Gerst hat die Ereignisse in einem Beitrag für die sozialgeschichtliche Zeitschrift „1999“ schon vor einigen Jahren detailliert aufgearbeitet, ohne dass dies von den betroffenen Institutionen aufgegriffen worden wäre. Er machte deutlich, dass es Widerstand aus der Klinik gegen Catels Vorgehen gab, der aber von den Behörden ignoriert wurde. Nach der Zurückweisung aller Beschwerden soll Catel zu einer Oberärztin der Klinik namens Dr. Santo gesagt haben: „Beschweren Sie sich nur, ich habe die ganze Regierung hinter mir.“

Quelle: Frankfurter Rundschau - von 22.02.2018 siehe Link:

https://www.fr.de/rhein-main/ministerium-liess-toedliche-arznei-tests-11088177.html

Medikamentenversuche an Heimkindern

„Das war die Hölle“

Was die Pharmazeutin Sylvia Wagner ans Licht gebracht hat, ist erschütternd: Ab den 50er-Jahren wurden in deutschen Heimen Medikamentenversuche an wohl Tausenden von Kindern durchgeführt. Das Leben von Betroffenen ist dadurch ruiniert.

Quelle: Deutschlandfunk Kultur - von 12.12.2018 siehe Link:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/medikamentenversuche-an-heimkindern-das-war-die-hoelle-100.html


Doku-Film : " Alles Kranke ist Last " Die Kirchen und die " Vernichtung lebensunwerten Lebens" vom 1988 - 44 Min

Werner Catel war Initiator der NS-Morde an mehr als 5.000 behinderten Kindern. Für ihn waren die behinderten Kinder keine Menschen, sondern lediglich Wesen, für die das fünfte Gebot, "Du sollst nicht töten", nicht galt. Mit einem Kreuz hinter dem Namen der Kinder entschied er über Leben und Tod. Noch 1964 setzte sich Catel für eine „begrenzte Euthanasie“, für die Tötung „vollidiotischer“ Kinder ein. In einem Interview des Magazins „Spiegel“ sagte er: „Glauben Sie mir, es ist in jedem Fall möglich, diese seelenlosen Wesen von werdenden Menschen zu unterscheiden.“

Theodor Niebel (* 5. November 1905 in Recklinghausen; † 10. August 1974) war ein deutscher Psychiater, der im Rahmen der NS-Krankenmorde an der „Kinder-Euthanasie“ beteiligt war. Quelle: Wikipedia - von 08.06.2021 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Niebel

Gelsenkirchen:

18.000 Euro Opfergeld für Missbrauch im Heim

Foto zeigt: Günter Scheidler hat sein Leiden aufgeschrieben und aufgearbeitet und kämpft seither um Anerkennung und Wiedergutmachung auch für die vielen anderen Missbrauchsopfer.

Günter Scheidler wurde als Junge im St. Josef Kinderheim Gelsenkirchen von der Oberin gequält. Die Kirche muss nun 18.000 Euro Opfergeld zahlen.

Seit Jahren kämpft der Gelsenkirchener Günter Scheidler darum, dass das Leid, das ihm und zahlreichen anderen Kindern in Kinderheimen und in Kinderpsychiatrien in den 1960er-Jahren zugefügt wurde, anerkannt wird. Im Kinderheim St. Josef in der Gelsenkirchener Altstadt hatte ihn die Schwester Oberin Theresa auf vielfältige Weise gequält. Nun hat er für die im Heim durchlittenen Qualen eine Opferentschädigung zugesprochen bekommen. 18.000 Euro, zahlbar zur Hälfte vom Bistum Essen als damaliger Träger des Heimes, und von der Ordensgemeinschaft der Dernbacher Schwestern, unter deren Dach die Schwester Therese bis heute unbehelligt lebt. Eine Entschuldigung von ihr hat es nie gegeben. Folter in der Badewanne und Todesangst vor der Schwester Oberin - Sie sei „sadistisch und herrschsüchtig gewesen“, schreibt Scheidler in seinem Buch „Weißer Hase“, in dem er seinen gesamten Leidensweg durch Heim und Landeskliniken beschreibt. Den anderen im Gelsenkirchener Heim hatte die Schwester Oberin den neuen Jungen mit den Worten vorgestellt: „Der kommt aus dem Irrenhaus. Dem zeigen wir, wie wir mit solchen wie ihm hier umgehen.“ Im Buch erzählt Scheidler von Schlägen, Folter in der Badewanne, Todesangst und erbrochenem Essen, das erneut gegessen werden musste. Berufung gegen das Opfergeld ist nicht möglich - Gegen das nun vom Gericht zugestandene Opfergeld, einer steuerfreien Einmalzahlung, ist keine Berufung mehr möglich. Günter Scheidler selbst freut sich über die Anerkennung für sich, aber auch für die vielen anderen Opfer in Kinderheimen, kirchlichen Einrichtungen und Kliniken. Er selbst hat auch auf Berufsschadensausgleich geklagt gegen die Rheinische Landesklinik Langenberg, an der ein ehemaliger NS-Arzt mit Medikamenten an Heimkindern experimentiert habe. Dabei rechnet Scheidler mit einer sechsstelligen Summe als Entschädigung, gegen die sich der Landschaftsverband wegen des Präzedenzcharakters heftig wehren werde, vermutet er. Tatsächlich hat der Verband Berufung gegen die ihm vom Gericht im Februar dieses Jahres wegen der Misshandlungen in der Klinik zugestandene Opferrente eingelegt. Der heute 64-jährige Scheidler hat nicht nur vor Gericht für sein Recht und das seiner Leidensgenossen gekämpft, sondern sich auch selbst um die Schwachen der Gesellschaft gekümmert: Im Gelsenkirchener Regenbogenhaus, wo er lange Jahre Sozialarbeit leistete. Propst Markus Pottbäcker, der 2019 gemeinsam mit dem heutigen Träger des Kinderheimes, der St. Augustinus GmbH, Günter Scheidler bei der Aufklärung und Aufarbeitung der Ereignisse von damals unterstützte, nahm die Nachricht zum Opfergeld freudig auf. „Das ist eine sehr gute Nachricht für Herrn Scheidler und es freut mich sehr für ihn und alle anderen Opfer. Endlich wird anerkannt, was ihnen Schreckliches widerfahren ist.“

Quelle: WAZ - von 15.08.2022 siehe Link: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchen-18-000-euro-opfergeld-fuer-missbrauch-im-heim-id236167649.html

"Unser Walter" – Down-Syndrom im Fernsehen von 1974

Die Sendung hieß „Unser Walter“.

Das war ein Mensch mit Down-Syndrom – genau wie Ottomar.

Die Reaktionen der Zuschauer von 1974 reichten von Begeisterung bis Empörung. Hier die ganze Geschichte.

Über Menschen mit Down-Syndrom im Fernsehen zu berichten, ja sogar eine Serie über sie zu drehen, war 1974 völlig neu und ein mutiges Vorhaben. Die Reaktionen reichten von Mitleidsbekundungen („Die armen Eltern!“) bis hin zur Empörung („Das kann man den Zuschauern nicht zumuten!“). Doch das Wagnis wurde mit hohen Einschaltquoten von bis zu 40 Prozent belohnt. Eltern von Menschen mit Behinderung bedankten sich beim ZDF, weil sie ihre Kinder jetzt nicht mehr verstecken mussten. Andere Zuschauer schrieben, dass die Sendung ihnen geholfen habe, betroffene Familien besser zu verstehen. „Unser Walter“ trug damit viel zur Aufklärung über ein Leben mit Down-Syndrom bei. Die Beziehungen zwischen Walter und seinen Eltern verändern sich mit seinem Älterwerden. Die Eltern lernen, sich nicht von der Ablehnung der Umwelt bestimmen zu lassen, sondern Menschen in Walters Umfeld neue Sichtweisen auf die Behinderung abzufordern, etwa, indem sie sich für eine angemessene Ausbildung Walters einsetzen. Diese sozialkritische Serie hielt detailgenau und lebensnah fest, wie sich die Behinderung ihres Kindes und heranwachsenden Jungen auf eine Familie in den sechziger und siebziger Jahren auswirkte, wie das Umfeld reagierte, welche Hilfen es gab oder auch nicht gab. 

Quelle: Bundesvereinigung Lebenshilfe - siehe Link:

https://www.lebenshilfe.de/aus-dem-leben/familie/unser-walter-down-syndrom-im-fernsehen-von-1974?fbclid=IwAR2R0bUSYMOsv_5_6RqIzxPLc0L5dZ598D_nibHjB7efGUe4iJExzxkJC-E

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Zum Stichwort: Unser Walter

Unser Walter ist eine siebenteilige deutsche Fernsehserie des ZDF aus dem Jahre 1974. Produziert wurde die Serie von der evangelischen Filmproduktionsgesellschaft Eikon. Premierendatum war am 8. Juli 1974. Regisseur war Peter Schubert, das Drehbuch schrieb Heiner Michel. Die Fernsehserie erhielt den Adolf-Grimme-Preis für sozialkritische Fernsehspielserien. DVD-Veröffentlichung - Die Serie wurde am 2. Juni 2006 als Doppel-DVD mit FSK-Altersfreigabe ab 12 Jahren und einer Gesamtlaufzeit von 315 Minuten in deutscher Sprache (Dolby Digital 2.0) veröffentlicht. -

Quelle: Wikipedia - von 09.04.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Unser_Walter?fbclid=IwAR2_Qc2yfYevTWWFn8fXsfYDLzKgVcEC0nB9yiB44jmDZhM31A19Pmedgi4


Zum Stichwort: Down-Syndrom

Trisomie 21 oder Down-Syndrom ist eine Chromosomenanomalie, die sich in einer Kombination geistiger Behinderung und körperlicher Fehlbildungen in unterschiedlicher Ausprägung und Stärke zeigt.Zeit des Nationalsozialismus - In der nationalsozialistischen Diktatur wurden Menschen mit Down-Syndrom gezielt durch die systematischen Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus als Teil der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ ermordet: Kinder-Euthanasie, Ermordung von Kindern in Krankenhäusern in „Kinderfachabteilungen“ Aktion T4, Erwachsenen-„Euthanasie“, Ermordung von Psychiatriepatienten und Behinderten 1940/1941 in Tötungsanstalten Aktion Brandt, Ermordung von Psychiatriepatienten und Behinderten in Krankenhäusern ab 1943Aktion 14f13, Ermordung von KZ-Häftlingen in den Tötungsanstalten der Aktion T4 - 1974 wurde vom ZDF die siebenteilige Serie Unser Walter ausgestrahlt, in der das Aufwachsen eines Menschen mit Down-Syndrom bis zu seinem 21. Lebensjahr dargestellt wird. Die Folge Geboren, um zu sterben (Original: For Love of Joshua) der Serie Quincy (1982) beschäftigt sich mit dem Thema Down-Syndrom und porträtiert sowohl eine Pflegefamilie mit sechs betroffenen Kindern (Tyne Daly als Pflegemutter) als auch ein ohne Operation verstorbenes Kind mit Down-Syndrom, über dessen mögliche Lebensperspektiven ausführlich diskutiert wird. -

Quelle: Wikipedia - von 26.06.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Down-Syndrom?fbclid=IwAR2wVLsN_sMi9yOsgx-Tg4J8Gjy_izsLuU1YKupzQqO9A-1usXEgHDp072c



Tatort Kinderheim: Heime als „regelrechte Gulags“

Sachbuchautor Hans Weiss liefert einen erschütternden Befund über 135 Kinder- und Jugendheimen und kritisiert auch prominente Mediziner.

Bei einigen Heimen habe es sich um regelrechte „Kindergulags“ gehandelt. Kinder als „Versuchsmaterial“ - Bei einigen Heimen habe es sich um regelrechte „Kindergulags“ gehandelt. Mehr als 100.000 Kinder, so Weiss, seien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in österreichische Heime und Erziehungsanstalten „gesperrt“ worden, viele von ihnen mussten psychische, körperliche oder sexuelle Misshandlung, Demütigung, Folter ertragen. Oder organisierte Vergewaltigungen durch Bundesheeroffiziere oder eigens erdachte Foltermethoden wie „Beinahe-Ertränken“. Frauen, so Weiss, seien ebenso grausam gewesen wie männliche Erzieher. Dieser Befund ist erschreckend, weitgehend aber bekannt. Neu an Weiss' Bericht ist, dass er mit bekannten Medizinern hart ins Gericht geht. Er spricht von einer „Wiener Schule der medizinischen Grausamkeit“. Weiss attestiert: „Was tausenden Kindern unter dem Deckmantel ärztlicher Hilfeleistung angetan wurde, war die diskrete Fortsetzung der NS-Psychiatrie“. Statt von Kindern sei von „Versuchsmaterial“ oder „Versuchsgut“ die Rede gewesen. Weiss schreibt etwa über Berichte, die Psychiaterin Maria Nowak-Vogl selbst habe Kinder körperlich misshandelt, Versuche mit Röntgenstrahlen durchgeführt oder Kindern wegen vorgeblichen Onanierens das Hormon Epiphysan gespritzt. Bettnässende Kinder sollen mit Elektroschocks „behandelt“ worden sein. Auch der prominente Kinderarzt Andreas Rett soll an Kindern zwischen zwei und neun Jahren Hormon- oder Medikamentenversuche (etwa mit Contergan) durchgeführt haben.Weiss kritisiert auch Erwin Ringel als Verfechter der Elektroschock- und Insulin-Behandlung. Auch wirft er Ringel vor, als beratender Psychiater der Erziehungsanstalt der Justiz für weibliche Jugendliche in Wiener Neudorf, geführt von den Schwestern „zum Guten Hirten“, weggeschaut zu haben. Während Mädchen in verließartigen Räumen eingesperrt worden seien, habe Ringel „liebevolle Schwestern“ gelobt. „Wer Berichte ehemaliger Zöglinge über den Alltag liest, muss zum Schluss kommen, dass Professor Ringel offenbar mit geschlossenen Augen durch die Anstalt tappte“, so Weiss. Der verstorbene Psychiater gilt als Pionier der Suizidprävention und der Einführung der medizinischen Psychologie in Wien. 

Quelle: Die Presse - von 17.09.2012 siehe Link:

https://www.diepresse.com/1291206/tatort-kinderheim-heime-als-regelrechte-gulags

Kinder Massenmörderin

Kinderärztin Elisabeth Hecker

Auf der Lohn- und Gehaltsliste des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Geschützt von Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)


Der Fall der NS-Ärztin “Elisabeth Hecker", sie war eine Kinder Massenmörderin 221 geistig behinderte Kinder wurden, durch ihre Mitwirkung ermordet.

Sie bekam im Mai 1962 von der Bundesrepublik Deutschland den Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.


Schuld ohne Sühne

Als Ärzte zu Mördern wurden

Kinder der NS-„Heilanstalt Lublinitz“ bekommen hohe Dosen an Schlaftabletten verabreicht und sterben. Ihre "Schuld": Sie sind geistig behindert. Dr. Elisabeth Hecker entscheidet wörtlich über Leben und Tod.

Quelle: Deutsche Welle - von 12.02.2020 siehe Link:

https://www.dw.com/de/als-%C3%A4rzte-zu-m%C3%B6rdern-wurden/a-52277925

Zum Stichwort: Elisabeth Hecker

Elisabeth Hecker (* 25. Dezember 1895 in Bad Oeynhausen; † 11. Januar 1986 in Marktoberdorf) war eine deutsche Kinderärztin sowie Kinder- und Jugendpsychiaterin, die im Rahmen der Kinder-Euthanasie an NS-Verbrechen beteiligt war. Leben - Hecker befürwortete nach der „Machtergreifung“ das durch die Nationalsozialisten zu Anfang Januar 1934 in Kraft getretene Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. „Wenn auch heute die Gedankengänge der Rassenpflege verbreiteter sind, so bleibt sicher noch viel zu tun, um den Einzelnen, den eine Befragung betrifft, davon zu überzeugen, dass das Vorkommen von geistigen und körperlichen Minderwertigkeiten keine Schande ist, die man vertuscht, sondern ein Unglück, das man bekämpft. Die letzte Zeit hat rasche Fortschritte auf dem Gebiet der Vorbeugungsmaßnahmen zur Rassenpflege gebracht. Als 1929 das Material zu dieser Arbeit gesammelt wurde, da bedeutete es eine Utopie, an die Durchführung eines Sterilisierungsgesetzes in naher Zeit zu glauben.“ – Elisabeth Hecker in ihrem Aufsatz „Genealogische Untersuchungen an Schwachsinnigen“, der 1934 in der Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie erschien" Hecker baute 1941 die jugendpsychiatrische Landesklinik Heil- und Pflegeanstalt Loben im heutigen Lubliniec auf und leitete dort die Aufnahmestation. Dort selektierte sie die Kinder nach „sozialer Brauchbarkeit“: Entweder wurden die Kinder in Besserungsanstalten verlegt oder wenn der Befund auf „Schwachsinn“ oder Epilepsie lautete, auf der von Anstaltsdirektor Ernst Buchalik geleiteten Station mittels tödlich wirkender Luminalgaben ermordet. Wenigstens 221 Kinder starben in der Einrichtung auf diese Weise. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges setzte sie sich vor dem Einmarsch der Roten Armee Mitte Januar 1945 in Richtung Westen ab. Sie praktizierte in Bayern als Landärztin und ließ sich 1947 in Siegen als Nervenärztin nieder. Im November 1951 trat sie in den Dienst des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ein und baute am St.-Johannes-Stift in Niedermarsberg eine neue Station auf. Ab April 1952 etablierte die Obermedizinalrätin an der Heil- und Krankenanstalt Gütersloh eine kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung, die ab März 1953 als eigenständige Einrichtung fungierte und 1965 nach Hamm verlegt wurde (LWL-Universitätsklinik Hamm). Am 9. Dezember 1960 trat Hecker als Landesmedizinalrätin in den Ruhestand. Von 1965 bis 1974 wurde durch die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen ehemalige Ärzte und Pfleger der Heil- u. Pflegeanstalt Lublinitz ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Ermittlungen gegen Hecker wurden 1974 eingestellt. Ehrungen - Bundesverdienstkreuz I. KlasseEhrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (1979 – 2013 aberkannt) Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft wurde aufgrund Heckers Beteiligung an der NS-Euthanasie ab 2002 „Gegenstand kritischer Auseinandersetzung“ bei der DGKJP und 2003 durch den Vorstand dieser Vereinigung auf einer Mitgliederversammlung als Fehlentscheidung bewertet. Im Zuge dieser Aufarbeitung wurde daher die Ehrenmitgliedschaft 2013 aberkannt und alle Hinweise auf Heckers Ehrenmitgliedschaft durch die DGKJP auf deren Homepage und aus Dokumenten entfernt.

Quelle: Wikipedia - von 11.11.2021 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Hecker?fbclid=IwAR2DdJFaGfgLPDMCjFkoUFW3eL84z5iv0G1gU3gAEv26nY8XM4envL9OZqw

Friedrich Panse (* 30. März 1899 in Essen; † 6. Dezember 1973 in Bochum) war deutscher Psychiater und Neurologe, zur Zeit des Nationalsozialismus T4-Gutachter sowie Professor an der Universität Bonn.

Quelle: Wikipedia - von 09.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Panse

Medikamente und Heimerziehung

am Beispiel des Franz Sales Hauses.
Historische Klärungen - Ethische Perspektiven

Heimkindern wurden in den Nachkriegsjahrzehnten Medikamente nicht allein aus therapeutischen Gründen verabreicht. In vielen Einrichtungen wurden neue Arzneimittel an Heimkindern getestet, zum Teil unter Inkaufnahme erheblicher Nebenwirkungen. Zudem setzten Ärzte und Erzieher Medikamente als Disziplinierungsmittel ein. Der Historiker Uwe Kaminsky und die Ethikerin Katharina Klöcker beleuchten am Beispiel des Franz Sales Hauses in Essen die lange Zeit verschwiegenen Formen des Medikamentenmissbrauchs in der Heimerziehung der 1950er und 1960er-Jahre. Aktenrecherchen und Zeitzeugeninterviews vermitteln ein umfassendes Bild verschiedener Formen des Medikamenteneinsatzes. Auf der Grundlage der historischen Rekonstruktion wird in diesem Buch erstmals eine ausführliche ethische Bewertung der Medikamentengaben im Heimkontext unter Berücksichtigung des zeitgeschichtlichen Kontextes vorgenommen. Dabei erweist sich die gleichzeitige Berücksichtigung von sozial-, institutionen- und individualethischen Dimensionen als zielführend. Das Autorenteam will mit der vorliegenden Studie einen Beitrag zur Anerkennung des Leids der ehemaligen Heimbewohner leisten und zugleich das Bewusstsein für mögliche Formen des Medikamentenmissbrauchs auch in der Gegenwart schärfen.

Quelle: Aschendorff Verlag - 11.08.2020 siehe Link:

https://www.aschendorff-buchverlag.de/author/Kl%C3%B6cker%2C%20Katharina/


Der Essener Kindermord

Düstere Kapitel aus dem Buch der deutschen Verdrängungen. Neue Erkenntnisse zur Euthanasie im "Dritten Reich".

Quelle: DIE ZEIT - von 27.02.1987 siehe Link:

https://www.zeit.de/1987/10/der-essener-kindermord


Sylvia Wagner

Arzneimittelversuche an Heimkindern zwischen 1949 und 1975

In der Bundesrepublik Deutschland wurden Arzneimittel an Heimkindern getestet, um sozial erwünschtes Verhalten oder Sedierung zu erreichen. In teils systematischen Versuchen wurden neben Neuroleptika etwa Präparate gegen Bettnässen, zur Gewichtsreduktion oder Triebdämpfung eingesetzt. Sylvia Wagner recherchierte dazu in Prüfberichten, Dokumenten aus pharmazeutischen Unternehmen und Bewohnerakten einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. Sie zeichnet ein bedrückendes, doch authentisches Bild dieser bisher kaum untersuchten Problematik – von Opfern und Tätern, ökonomischen und gesellschaftlichen Interessen und Gegebenheiten. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Medizingeschichte. Es wirft Licht auf ein verdrängtes Kapitel der deutschen Nachkriegszeit und trägt zur Aufarbeitung von Gewalt in der damaligen Heimerziehung bei.

Quelle: Mabuse-Verlag - von 2020 siehe Link:

https://www.mabuse-verlag.de/mabuse/mabuse-verlag/arzneimittelversuche-an-heimkindern-zwischen-1949-und-1975-wissenschaft_pid_877_29261.html

Wer nicht parierte, bekam die chemische Keule

Eine Studie arbeitet den Einsatz von Psychopharmaka als Erziehungsmittel in den 1950er und 1960er Jahren auf.

In einer rechtlichen und moralischen Grauzone fand die Erprobung mindestens eines neuen Medikaments vor seiner Markteinführung statt. Dafür kooperierte der langjährige Heimarzt des Franz Sales Hauses, Waldemar Strehl, mit dem Darmstädter Pharma-Unternehmen Merck. Dessen Vertreter stellten Strehl bestimmte Präparate zur Verfügung und ließen sich von der Wirkung berichten. Strehl verstand sich dabei als eine Art „forschender Mediziner“. Ausdrücklich verboten war das nicht. Aber Strehl ging in seinem „Erkenntnisdrang“ so weit, dass er empfohlene Dosierungen teils so massiv überschritt, dass ihn die Merck-Vertreter ausdrücklich dafür tadelten. Strehls Rechtfertigung: In niedrigerer Dosierung hätten die Mittel nichts gebracht. Heftigste Nebenwirkungen wie Schreikrämpfe, Benommenheit und Lähmungen bis zum physischen Zusammenbruch schienen den Arzt nicht weiter gestört zu haben. Nach Ansicht der Ethikerin Klöcker ist das ein klares Argument für einen Missbrauch, den der Mediziner auch unter den damaligen Bedingungen als solchen hätte erkennen müssen.

Eine Tabuisierung des Totalversagens während der NS-Herrschaft verhinderte bei den Medizinern nach 1945 lange eine selbstkritische Reflexion der eigenen Rolle.

Der amtierende Direktor des Franz Sales Hauses, Hubert Vornholt, spricht neben „bedrückenden Erkenntnissen“ und der notwendigen Anerkennung des Leids der Betroffenen auch von wichtigen Lehren aus der Geschichte. Nicht zuletzt das macht den besonderen Wert der Bochumer Studie aus.

Quelle: Frankfurter Rundschau - von 01.09.2020 siehe Link:

https://www.fr.de/wissen/wer-nicht-parierte-bekam-diechemische-keule-90034717.html?fbclid=IwAR39qMFEieMh9S3NLBafRmYtOtfVpBBaqMVXt_R-x8BT6NQSZitvTQ1MvAo


Euthanasie an Kindern

Warum Ernst Lossa, 14, sterben musste

Vergast, vergiftet, vergessen: Das Naziregime ermordete rund 200.000 Kranke und Behinderte. Unter ihnen Ernst Lossa - mit 14 Jahren erhielt der Junge die Todesspritze, weil er als "unerziehbar" galt.

Er war einer von rund 2400 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren und der Nebenanstalt Irsee, die im Zuge des NS-Euthanasieprogramms ermordet wurden.

Flankiert wurde die Mordwelle von einer Propagandawelle. Kinofilme wie "Die Sünden der Väter" (1935) stellten Behinderte als "nutzlose Esser" dar, die der Gesellschaft hohe Kosten verursachen würden und keinen Wert hätten. Ernst Lossa kam 1929 in Augsburg als Kind einer jenischen Familie zur Welt. Nach der Rassenlehre der Nationalsozialisten wurden die fahrenden Händler als "Zigeunermischlinge" verfolgt. Wer nach dem Urteil der Ärzte als "lebensunwert" galt, wurde zügig aus den Psychiatrien in sogenannte Tötungsanstalten deportiert, etwa ins hessische Hadamar ab Ende 1940. Dort wurden in der Gaskammer mehrere Tausend Menschen ermordet. Für die anderen Patienten dauerte das Leiden noch Monate an. Sogar nach der Kapitulation des "Dritten Reiches" ging das Sterben in vielen Psychiatrien weiter, weil die alliierten Befreier nicht sofort kamen. Die Kaufbeurer Anstalt betraten US-Soldaten erst Ende Juni 1945 und beendeten die Verbrechen.

Die Nazis töteten insgesamt rund 200.000 kranke und behinderte Menschen. Doch der Aufklärungswille verlor wenige Jahre nach Kriegsende an Fahrt. Viele Täter wurden nicht mehr angeklagt, bereits verhängte Strafen reduziert. Der Kaufbeurer Anstaltsleiter Faltlhauser wurde 1949 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und die Vollstreckung immer wieder wegen Haftunfähigkeit aufgeschoben, bis er Ende 1954 begnadigt wurde. Die Nachkriegsgesellschaft interessierte sich immer weniger für die Morde an Behinderten. So dauerte es Jahrzehnte, bis das volle Ausmaß des NS-Euthanasieprogramms ans Licht kam - und Schicksale wie das von Ernst Lossa erzählt werden können.

Quelle: DER SPIEGEL - von 26.09.2016 siehe Link:

https://www.spiegel.de/geschichte/euthanasie-programm-der-nazis-der-tod-von-ernst-lossa-14-a-1113550.html

Zum Stichwort: Ernst Lossa

Ernst Lossa (* 1. November 1929 in Augsburg; † 9. August 1944 in Irsee) war ein Halbwaise aus der Minderheit der Jenischen, der in der zweiten Phase der Krankenmorde im Nationalsozialismus, der Aktion Brandt, ermordet wurde und durch die Aufarbeitung dieses Mordes nach 1945 exemplarische Bekanntheit erlangte. Er wuchs in Kinderheimen auf und wurde in der Zweiganstalt Irsee der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee im Alter von 14Jahren durch Injektion eines tödlichen Mittels ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ermittelten die US-Amerikaner Lossas Schicksal und vernahmen dazu auch mehrere Zeugen. Seine Krankengeschichte und seine Ermordung wurden dokumentarisch aufgearbeitet und zusammen mit den Zeugenaussagen als exemplarisches Beispiel in Strafprozessen zu Verbrechen des Nationalsozialismus verwendet.

Quelle: Wikipedia - von 14.11.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Lossa

Der Fall der Tötungsanstalt Hadamar

In der Tötungsanstalt Hadamar im mittelhessischen Hadamar wurden zwischen Januar 1941 und März 1945 im Rahmen der sogenannten Aktion T4 und der anschließenden „dezentralen Euthanasie“ etwa 14.500 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in einer Gaskammer, durch tödliche Injektionen und Medikationen sowie durch vorsätzliches Verhungernlassen ermordet. Zahl der Opfer 1941 - Nach der Hartheimer Statistik wurden in der Tötungsanstalt Hadamar in nur acht Monaten zwischen dem 13. Januar 1941 und dem 1. September 1941 insgesamt 10.072 Menschen durch das Gas Kohlenmonoxid ermordet, in der Sprache ihrer Mörder: desinfiziert. Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen wurde im Sommer 1941 die Verbrennung des 10.000sten Patienten gefeiert, bei der sämtliche Angestellte eine Flasche Bier erhielten. Gemäß aktualisierter Opferliste der Gedenkstätte Hadamar (Stand 2010) betrug die Opferzahl 10.122. Die Menschen wurden in einem als Duschraum getarnten Kellerraum ermordet und ihre Leichen im angrenzenden Krematorium verbrannt. Durch die Rauchwolken des Krematoriums, den Geruch nach verbrannten Leichen und durch Berichte des Anstaltspersonals hätten die Einwohner von Hadamar und Umgebung die systematischen Ermordungen zumindest vermuten können. Das NS-Sonderstandesamt Hadamar-Mönchberg versandte an Angehörige gefälschte Sterbeurkunden.

Quelle: Wikipedia - von 31.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6tungsanstalt_Hadamar


Ärzte ohne Gewissen - Menschenversuche im Dritten Reich

Quelle: ARD-HR - von 20.10.1996 zum Doku-Film siehe Link:

https://www.youtube.com/watch?v=gDDd4MXTqPo

Zum Stichwort: Menschenversuche

Menschenversuche in nationalsozialistischen Konzentrationslagern waren zahlreiche medizinische Experimente von Ärzten und Wissenschaftlern, die vor allem während des Zweiten Weltkriegs an Insassen von nationalsozialistischen Konzentrationslagern ohne deren Zustimmung und ohne Rücksicht auf körperliche Unversehrtheit und das Leben durchgeführt wurden. Diese Verbrechen waren Gegenstand des Nürnberger Ärzteprozesses und führten zur Verabschiedung des Nürnberger Kodex medizinischer Ethik.

Quelle: Wikipedia - von 31.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenversuche_in_nationalsozialistischen_Konzentrationslagern

Zum Stichwort: NS-Ärzte

Die Liste von KZ-Ärzten und Beteiligten an NS-Medizinverbrechen führt KZ-Ärzte, NS-Ärzte und andere Personen auf, die während der nationalsozialistischen Zeit in Verbrechen im medizinischen Bereich „verwickelt“ waren.

Quelle: Wikipedia - von 15.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_KZ-%C3%84rzten_und_anderen_Beteiligten_an_NS-Medizinverbrechen

Der Fall der Alsterdorfer Anstalten

Das Grauen danach

Unmenschlichkeit und Gewalt im Umgang mit hilfsbedürfigen behinderten Menschen setzten sich auch in Hamburg auch nach der Nazizeit fort. Wie brutale Ausmaße das bis in die siebziger Jahre annahm, das zeigt ein neuer Dokumentarfilm mit dem Titel „Alsterdorfer Passion“, der die Geschichte der ehemaligen „Alsterdorfer Anstalten“ in Hamburg zwischen 1945 und 1979 kritisch beleuchtet. Ausgehend von den Euthanasieverbrechen im Nationalsozialismus – mehr als 500 behinderte Bewohner wurden in die Tötungsanstalten der Nazis deportiert und dort ermordet – änderte sich auch nach Kriegsende für die Bewohner der Alsterdorfer Anstalten lange Zeit wenig: Zwar mussten die leitenden Personen gehen – doch zur Rechenschaft gezogen und bestraft wurde keiner von ihnen. Und: „ … das gesamte Personal (95 Prozent der Mitarbeiter waren ehemalige Parteigenossen, Mitglieder der SA oder anderer Gliederungen der Partei) blieb und mit ihnen die Massenquartiere, kollektive Hygieneverrichtungen, Aufhebung jeglicher Intimsphäre dazu auch Formen direkter Gewalt wie Essenentzug, Schläge, Strafestehen, Strafliegen, Fixierungen, Zwangskleidung und Einsperren“, heißt es in der Filmankündigung.

Quelle: Eppendorfer – Zeitung für Psychiatrie & Soziales - von 13.03.2018 siehe Link:

https://eppendorfer.de/das-grauen-danach/

Zum Stichwort: Alsterdorfer Anstalten

Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)

1940 begann die systematische Euthanasie. Unter Lensch als Direktor und ausgewählt von Kreyenberg, wurden 1941 insgesamt 71 Bewohner, im August 1943 nach den schweren Bombenangriffen auf Hamburg weitere 469 Bewohner der Alsterdorfer Anstalten in solche Anstalten deportiert, die eigens zur Tötung der Neuankömmlinge eingerichtet worden waren. Die meisten dieser Deportierten waren Erwachsene, die Euthanasie-Ärzte durch systematisches Verhungernlassen und Überdosierung von Medikamenten ermordeten. Erwachsene und Kinder wurden auch in die Fachabteilung des Krankenhauses Rothenburgsort verlegt, wo sie Opfer medizinischer Experimente und der sogenannten Kinder-Euthanasie wurden. Der „Zeit-Skandal“ und seine Folgen -

1979 erschien im ZEIT-Magazin eine Reportage über katastrophale Lebensbedingungen sehr schwer behinderter Menschen in Alsterdorf. Die Reaktion der Öffentlichkeit brachte Stiftungsleitung und aufsichtsführende Behörde in massiven Rechtfertigungs- und Erklärungsdruck. Anstaltsleiter Pfarrer Schmidt gab im Mai 1979 zu, dass Behinderte angeschnallt und geschlagen und dass Beruhigungsmedikamente auch ohne medizinische Notwendigkeit verabreicht worden seien. Er erklärte diese Missstände mit zu geringer Personaldichte und mangelnder Ausbildung des vorhandenen Personals.

Quelle: Wikipedia - von 28.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelische_Stiftung_Alsterdorf


Günter Scheidler kämpft für Opferrenten

Die Veröffentlichung war Anlass zu einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend unterdem Titel „Nie wieder!“, zu der die St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH am Dienstagabend in den Stadtbauraum

eingeladen hatte.

Günter Scheidler erklärte, es gehe für ihn nun im Kampf um Gerechtigkeit vor allem in Bezug auf die Geschehnisse in der Kinderpsychiatrie weiter. „Dort machten Ärzte aus der Nazi-Zeit Experimente mit uns. Die Einrichtungen arbeiteten mit der Pharmaindustrie zusammen, verdienten mit uns Geld. Deshalb kämpfe ich für Opferrenten, wie sie in Österreich bereits gezahlt werden.“ Psychiatrie hat sich schuldig gemacht -

Dr. Astrid Rudel, die als Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie Chefärztin des zur St.-Augustinus-Gruppe gehörenden Elisabeth-Krankenhauses ist, erklärte unterdessen, sie sehe ihre Rolle an diesem Abend vor allem darin, „mich für die Psychiatrie der Nachkriegszeit zu entschuldigen“, die sich an ihren Schutzbefohlen „schuldig gemacht“ habe.

Quelle: Neues Ruhrwort - von 22.11.2018 siehe Link:

https://neuesruhrwort.de/2018/11/22/guenter-scheidler-kaempft-fuer-opferrenten/


Gestörte Kindheiten. Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen Einrichtungen des Landschaftsverbandes Rheinland (1945–1975)

Herausgegeben im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland

Quelle: WDR - von 13.04.2018

Die Stimmen der Übriggebliebenen

Schicksalhafte Lebensumstände führen Christian Discher nach Ueckermünde in die umstrittene Psychiatrie im Osten Deutschlands.

Medikamentöse Zwangsbehandlungen, abschätzende Bemerkungen des Fachpersonals und fragwürdige Therapien stehen im düsteren Haus 12 und im unsanierten Plattenbau Nr. 40 auf der Tagesordnung. Wieder in Freiheit sprechen ihm Ärzte seine Kompetenzen ab, Psychologen und Berater vom sozialpsychiatrischen Dienst setzen ihn unter Druck. Der 17-Jährige wehrt sich gegen den vorgezeichneten Lebensweg und ein System, das Menschen in unserer Gesellschaft abstempelt und jene vergisst, die besonders schutzbedürftig sind. Dabei folgt er dem Rat seiner engsten Verbündeten. In der tagebuchartigen Erzählung beschreibt er Jahre später eindringlich seine Begegnungen mit den Menschen, die in Ueckermünde zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen politischen Systemen behandelt wurden. Nach ihrem Aufenthalt haben sie nie wieder den Weg zurück in die Gesellschaft gefunden.

Quelle: UnderDog Verlag - von 2015 siehe Link:

https://underdog-verlag.de/veroeffentlichungen/die-stimmen-der-uebriggebliebenen/?fbclid=IwAR1GlxpFyojDjI6DEU43I0FnVwbjzOZLmhdjtTtnGiUFPKdJFEEwV7VMthU

Zum Stichwort: Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt (AMEOS Klinikum Ueckermünde)

Das AMEOS Klinikum Ueckermünde ist ein Allgemeinkrankenhaus an der Ravensteinstraße 23 in Ueckermünde, Mecklenburg-Vorpommern. Geschichte - Eine größere Anzahl Patienten wurde im Dritten Reich in die Pflegeanstalt Kosten, Reichsgau Wartheland, verbracht und ermordet. Viele Patienten kamen in den Tötungsanstalten Hadamar und Bernburg um. Zur Tötung von Kindern und Jugendlichen ließen die Nationalsozialisten eine „Kinderfachabteilung“ einrichten. Der psychiatrische Machtmissbrauch zu DDR-Zeiten wurde bis heute nur wenig thematisiert. Ernst Klee berichtete 1993 in der Reportage „Die Hölle von Ueckermünde“ über die unwürdige Unterbringung von Schutzbedürftigen mit Mehrfachbehinderungen. Am 9. Oktober 1991 wurde das Denkmal „Verloren sein“ zum Gedenken an die NS-Opfer aufgestellt.

Quelle: Wikipedia - von 21.11.2021 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/AMEOS_Klinikum_Ueckerm%C3%BCnde?fbclid=IwAR0x7RXFMHD2bKhUgjWYeEleTTwiVMknHFrRJ-8RhZInjqP0N2L7UZSrIkw


Peter Wensierski

Schläge im Namen des Herrn

Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik

Ihr Schicksal ist kaum bekannt: Bis in die siebziger Jahre hinein wurden mehr als eine halbe Million Kinder sowohl in kirchlichen wie staatlichen Heimen Westdeutschlands oft seelisch und körperlich schwer mißhandelt und als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Viele leiden noch heute unter dem Erlebten, verschweigen diesen Teil ihres Lebens aber aus Scham - selbst gegenüber Angehörigen.
Manchmal genügte den Ämtern der denunziatorische Hinweis der Nachbarn auf angeblich unsittlichen Lebenswandel, um junge Menschen für Jahre in Heimen verschwinden zu lassen. In diesen Institutionen regierten Erzieherinnen und Erzieher, die oft einem Orden angehörten und als Verfechter christlicher Werte auftraten, mit aller Härte. Die »Heimkampagne«, ausgelöst von Andreas Baader und Ulrike Meinhof, und die Proteste der 68er brachten einen Wandel. Die Erlebnisberichte in diesem Buch enthüllen das vielleicht größte Unrecht, das jungen Menschen in der Bundesrepublik angetan wurde.

Quelle: Medimops - von 07.02.2006 siehe Link:

https://www.medimops.de/peter-wensierski-schlaege-im-namen-des-herrn-die-verdraengte-geschichte-der-heimkinder-in-der-bundesrepublik-die-verdraengte-geschichte-der-heimkinder-in-der-bundesrepublik-ein-spiegel-buch-gebundene-ausgabe-M0342105892X.html?variant=UsedGood&creative=&sitelink=&gclid=CjwKCAiA85efBhBbEiwAD7oLQHaNVoxo030A_c4wBTTJMMHtz2KTFPE93DW4ZjJbS02afTgGxZVWsRoCygIQAvD_BwE

Schuld ohne Sühne

Der Fall der NS-Ärztin Maria Goetz

Medizinalrätin Dr. med. Maria Goetz war als Schreibtischtäterin an der Ermordung Gelsenkirchener Kinder beteiligt.

Dr. Maria Goetz (1900-1992) studierte von 1919- 1924 Medizin in Würzburg, Köln und Freiburg. Im Oktober 1924 wurde sie zur Dr. med. promoviert. Der Beigeordnete Dr. Friederich Wendenburg holte sie 1931 als Assistenzärztin nach Gelsenkirchen. Auf seinen Wunsch übernahm sie Ende 1932 die ärztliche Betreuung der Kinder des Gertrudisstiftes und den überwiegenden Teil der städtischen "Krüppelvorsorge" Zwischen 1934 und 1938 trat Dr. Goetz in verschiedene NS-Organisationen wie den NS-Ärztebund und das NS-Fliegerkorps ein. Sie symphatisierte mit dem neuen Regime und nutzte die Gelegenheit zum Karriereaufstieg. Im Jahr 1937 wurde sie Beamtin auf Lebenszeit, zwei Jahre später erfolgte die Beförderung zur Städtischen Medizinalrätin in Gelsenkirchen. In dieser Funktion war sie auch weiterhin für die Kinder-, speziell für die Säuglingsfürsorge zuständig. Damit gehörte sie ab 1934 zu denjenigen Ärzten, die im Rahmen des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" Untersuchungen an Kindern durchführten: Sie schrieb Gutachten über die von ihr untersuchten Kinder und überwies einige von ihnen in Heil- und Pflegeanstalten. Die von Dr. Goetz gestellten Diagnosen "unheilbar" und "unverändert" waren für einige der in die Heilanstalten überstellten Kinder das Todesurteil. Obwohl Maria Goetz somit nicht aktiv mordete, waren es ihre Untersuchungen und Gutachten, die die Ermordung Gelsenkirchener Kinder einleiteten. Trotzdem wurde Dr. Goetz nach dem Krieg 1950 wieder Angestellte der Stadt. Sie fiel als politisch unbedenklich durch das Raster der Entnazifizierung und erhielt neben Lob und Anerkennung für ihre "treuen Dienste" auch eine ordentliche Rente. Für ihre Taten im Dienste des NS-Regimes musste sie sich nicht verantworten. Jürgen Sommerfeld - als "Lebensunwert" in Aplerbeck zu Tode "behandelt" Exemplarisch sei an dieser Stelle an Jürgen Sommerfeld erinnert. Jürgen, geboren am 11. Januar 1941 in Gelsenkirchen war ein behindertes Kind. Er war gerade zweieinhalb Jahre alt, als er am 20. Juli 1943 in die so genannte "Kinderfachabteilung" der Provinzialheilanstalt Aplerbeck in Dortmund "aufgenommen" wurde. Das "Gutachten" dazu hatte Dr. Maria Goetz erstellt. Am 9. August 1943 ist das Kind tot, gestorben angeblich "um 1 Uhr an Kreislaufschwäche", so steht es auf der Totenschein.

Quelle: STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN - von 2017 siehe Link: http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/die_dabeigewesenen_gelsenkirchen_maria_goetz.htm

Roman arbeitet Menschenversuche an Heimkindern auf

Ab den 1950er-Jahren wurden in ganz Deutschland Heimkinder für Medikamentenversuche missbraucht.

Die Pharmazeutin Dr. Sylvia Wagner hat diesen Skandal in ihrem neuen Roman "heimgesperrt" literarisch verarbeitet.

Aktuell erschien der 251 Seiten starke Roman "heimgesperrt" von Sylvia Wagner im Verlag von Correctiv. Er erzählt von Hannah, einer jungen Frau, die im Heim aufgewachsen ist, deren Erinnerungen an diese Zeit jedoch seltsam verwaschen sind. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und erfährt von sexualisierter Gewalt, von Menschenversuchen, von Spritzen und Tabletten. Die Autorin Sylvia Wagner wuchs selbst in einem Heim auf. Mit ihren Recherchen zwang sie Politik, Behörden und Einrichtungen, nach Jahrzehnten der Ignoranz endlich den Medikamentenmissbrauch in deutschen Kinderheimen aufzuarbeiten, der bis in die 1970er-Jahre durchgeführt wurde. Ihr Roman "heimgesperrt" stützt sich auf ihre jahrelange Forschungsarbeit und erzählt von Menschen und Geschichten, die so oder ähnlich passiert sind. Ein Buch für die Selbstbestimmung – und eine Kampfansage - Das Buch ist ein Kampf gegen ein menschenfeindliches System, aber auch ein Kampf um die eigene Persönlichkeit, Erinnerungen, ein selbstbestimmtes Leben. "heimgesperrt" will Sprachrohr sein für all die, die wie Protagonistin Hannah oder Autorin Sylvia Wagner unter diesem Missbrauch aufwachsen mussten und auf der Suche sind nach Antworten und nach Gerechtigkeit. Das Buch lädt die Gesellschaft ein, hinter die Fassade von Heimen und Pharmakonzernen zu blicken und sich einer Lebenswirklichkeit zu öffnen, die im gesellschaftlichen Diskurs selten Platz bekommt. "heimgesperrt" ist auch eine Kampfansage an Politik, Pharmawirtschaft und ein Sozialsystem, das diese Art von Missbrauch und Ausbeutung jahrelang geduldet und gefördert hat und sich noch immer gegen eine Aufklärung sträubt.

Quelle: Der Humanistische Pressedienst - von 27.04.2023 siehe Link: https://hpd.de/artikel/roman-arbeitet-menschenversuche-an-heimkindern-21239?fbclid=IwAR0cCI8-i_t-1226Er43cFxzr-1YxJvKVNWGf2JUDGUuJCY4uerReZ27u4A

Zeitungsanzeige gegen Höcke:

Sozialverbände kritisieren Thüringer AfD-Chef in "Welt am Sonntag" AfD fordere Entrechtung von Menschen

AfD stelle die Würde des Menschen infrage

Breitseite gegen Björn Höcke: 19 Sozialverbände - darunter die Caritas Behindertenhilfe, der evangelische Fachverband für Teilhabe, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, der Paritätische Gesamtverband oder der Sozialverband Deutschland - kritisieren Thüringens AfD-Chef für seine Aussage zur Inklusion im MDR THÜRINGEN-Sommerinterview. In der "Welt am Sonntag" kauften die Verbände dafür eine ganzseitige Zeitungsannonce.

Quelle: Tagesschau - von 28.08.2023 siehe Link:

https://www.tagesschau.de/inland/regional/thueringen/mdr-zeitungsanzeige-gegen-hoecke-sozialverbaende-kritisieren-thueringer-afd-chef-in-welt-am-sonntag-100.html


Zum Stichwort: Inklusion (Inklusive Pädagogik)

Inklusive Pädagogik ist ein pädagogischer Ansatz, der als wesentliches Prinzip die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität Unterschiedlichkeit) in Bildung und Erziehung verfolgt. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Verb includere (beinhalten, einschließen) ab. Mit Slogans wie Es ist normal, verschieden zu sein, Vielfalt macht stark, Jedes Kind ist besonders oder Alle sind behindert möchten die Vertreter der inklusiven Pädagogik darauf verweisen, dass die durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen gebotene Methode der inclusive education (englisch, amtliche deutsche Übersetzung gem. Art. 24 der UN-Konvention: integrative Bildung Teil eines Strebens nach Inklusion sei, das über die Schule hinaus alle gesellschaftlichen Bereiche erfassen müsse.

Quelle: Wikipedia - von 24.08.2023 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Inklusive_P%C3%A4dagogik?fbclid=IwAR3Q2pQL1uW6mLd9Uw9tQkfaBfs8YBns3r9zWjmiFUgeOZ_qi2EYNiQRig4


Bethel in der dunklen Zeit

Die "Ärzteschaft des Bethel-Lazaretts".

Das männliche medizinische Personal trägt für das Foto keinen Kittel, sondern Uniform. 

Die durchschnittliche Todesrate in Haus Sonnenschein habe in den frühen Jahren der NS-Herrschaft bei sieben Prozent gelegen, sie sei dann in Jahren 1940 und 1944 auf je 21,5 Prozent gestiegen. 1940 wurden zum Beispiel 1.353 Kinder aufgenommen, davon starben 278, die meisten im ersten Lebensjahr. Ähnlich lagen die Zahlen 1944. Für Barbara Degen sind die hohen Todesraten ein Beleg dafür, dass in Bethel systematisch getötet wurde.

Quelle: Neue Westfäische siehe Link:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/11278560_Bethel-in-der-dunklen-Zeit.html?fbclid=IwAR3yk7AAVunGkxAd5YjvtbofGwToIwuuntZr5w-VEGgJHApeBSrIO8Kz34A


Kinder Massenmörder

NS-Kinderarzt Werner Catel (* 27.06.1894 - †30.04.1981)

War ein deutscher Kinderarzt und Hochschullehrer, der an der Kinder-„Euthanasie“ in der Zeit des Nationalsozialismus maßgeblich beteiligt war.

Quelle: Wikipedia - von 28.07.2023 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Catel

Das fordere ich ein von Staat, Kirche und der Pharmaindustrie: "Opferrente” an uns zu zahlen. Sie sind und waren die Haupttäter das an uns verübte Verbrechen. In den Psychiatrie-Anstalten in den 50er bis Ende der 70er Jahre hier in Deutschland.

Antwort schreiben aus den Bundespräsidialamt Ordenskanzlei in Berlin. Zum Fall der NS-Kinderärztin Elisabeth Hecker. Um bitte zur Aberkennung des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

LWL-Klinik Dortmund -

Die Zeit des Nationalsozialismus

Während der Zeit des Nationalsozialismus fanden auch in der Aplerbecker Psychiatrie Gräueltaten statt. Es wurden ca. 340 Zwangssterilisationen durchgeführt. Zudem wurden am 1. Juli 1941 im Rahmen der „Aktion T4“ 95 Patienten nach entsprechender Selektion zuerst nach Herborn, dann in die NS-Tötungsanstalt Hadamar verbracht und dort innerhalb weniger Tage ermordet. In der 1941 von Marsberg nach Aplerbeck verlegten „Kinderfachabteilung“ wurden zudem 229 Kinder getötet. Paul Pohlmann, damaliger Direktor der Aplerbecker Psychiatrie, trat aus Protest gegen die Einrichtung der Kinderfachabteilung 1941 von seinem Amt zurück.

Quelle: Wikipedia - von 29.11.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/LWL-Klinik_Dortmund


Quelle: Gelsenzentrum - von 10/2013 siehe Link:

http://www.gelsenzentrum.de/kindereuthanasie_juergen_sommerfeld_gelsenkirchen.htm?fbclid=IwAR2VfqbKCgWs2o1teu9Fy4_9AQn8GNZGJ4ttQbuOSo4qE6mP5fe-Lk948oM

Als ich Günter Scheidler 1964 eingewiesen worden bin in der Kinderpsychiatrie in Düsseldorf

Arbeitet hier noch NS-Psychiater Friedrich Panse T4 Gutachter!

Wir geistig behinderte Kinder galten dort in der Kinderpsychiatrie Düsseldorf als "Lebensunwertes Leben" oder Minderwertig.

Wir waren umzingelt von Massenmörder die noch an der Aktion T4 teilgenommen haben, siehe Friedrich Panse /Krankenpfleger/Krankenschwester man nannte sie auch die alte Riege in Fachjargong Altenazis.

Zum Stichwort: Friedrich Panse

Friedrich Panse (* 30. März 1899 in Essen; † 6. Dezember 1973 in Bochum) war deutscher Psychiater und Neurologe, zur Zeit des Nationalsozialismus T4-Gutachter

Quelle: Wikipedia - von 09.12.2022 siehe Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Panse?fbclid=IwAR01k1WtRdg1h0EJOs1ykkKZQTZDhKvx0_pg7iB_LdQ8vbbjCIS_XUJ055E

Missbrauch in Psychiatrie: Verband muss Opferrente zahlen

Der Gelsenkirchener Günter Scheidler durchlebte 1964 -69 in Landeskliniken ein Martyrium. Das Gericht wies die LWL-Berufung gegen Opferrente ab.

Der Gelsenkirchener Günter Scheidler durchlebte 1964 -69 in Landeskliniken ein Martyrium. Das Gericht wies die LWL-Berufung gegen Opferrente ab.

Noch immer hat Günter Scheidler keinen Cent Opferrente bekommen für das Leid, das der heute 65-Jährige als Kind in der Rheinischen Landesklinik Langenfeld erlitten hat. Nun hat das Landessozialgericht aber die Berufung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) als Träger der Klinik gegen das Sozialgerichts-Urteil zur Zahlung einer Opferrente für den Gelsenkirchener zurückgewiesen. Theoretisch kann der LWL zwar noch vors Bundessozialgericht ziehen; dass der Verband das wagt und so noch mehr Aufmerksamkeit auf die Missstände in jener Einrichtung zieht, halten Günter Scheidler und auch sein Fachanwalt Jens-Oliver Siebold jedoch für sehr unwahrscheinlich. Zumal die Erfolgsaussichten „gegen Null“ tendierten, so Scheidler. Als Kind fünf Jahre lang aufgeliefert in der geschlossenen Abteilung - Der Leidensweg von Günter Scheidler war lang, sehr lang. Vom Kinderheim in Gelsenkirchen am Propsteiweg, das damals von der Ordensgemeinschaft der Dernbacher Schwestern getragen wurde, war der bereits im Heim nachweislich gequälte Junge als Siebenjähriger in die Landesklinik eingeliefert worden. 1964 war das. Bis 1969 blieb er – mit einer kurzen Zwischenstation in Gelsenkirchen – in der geschlossenen Abteilung der psychiatrischen Klinik Langenfeld. Ohne Lobby, ohne eine Chance, sich dem medizinischen Missbrauch dort zu widersetzen. 2017 bereits hatte Scheidler Klage eingereicht gegen den Landschaftsverband, um eine Anerkennung des körperlichen und seelischen Missbrauchs und die Demütigungen sowie eine Entschädigung zu erhalten. Er tat dies für sich, aber auch als Vorreiter für die vielen anderen, denen in den Landeskliniken in jenen finsteren Jahren Ähnliches widerfahren war und die selbst nicht die Kraft haben, selbst zu kämpfen, wie Scheidler stets betont. Ende Februar 2022 erkannte das Sozialgericht Gelsenkirchen sein Martyrium an, sprach ihm eine Opferrente zu, zahlbar durch den LWL. Die voraussichtliche Höhe damals: 300 Euro im Monat. Derartige Renten werden nach Tabellen bemessen. Wie hoch diese Opferrente nun wirklich ausfallen wird, weiß Scheidler noch nicht. Er hat sich selbst eine Altersrente erarbeitet, nachdem er sich aus dem körperlichen und seelischen Tief herausgekämpft hatte. Scheidler hat im Regenbogenhaus der Diakonie beruflich anderen Menschen am Rande der Gesellschaft geholfen, ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können. Heute engagiert er sich weiter für all jene, die ihre in ähnlicher Not geborenen Dämonen nicht in den Griff bekommen haben. Aktuell schreibt Scheidler eine Fortsetzung seines 2018 erschienenen Buches „Weißer Hase“, in dem er seine Leidensgeschichte aufgeschrieben hat und damit einen Stein ins Rollen brachte. Auch nun hofft er auf einen Signalcharakter des Urteils des Landessozialgerichts. „Ich hoffe, dass damit auch der Weg frei wird für Entschädigungszahlungen und Opferrenten für andere Opfer“, erklärt Scheidler nach der abgewiesenen Berufung. Sein Kampf war lang. In einem ersten Schritt hatte er speziell für entgangene Berufschancen aufgrund schwerer Schädigungen vor Jahren 9000 Euro als Einmalzahlung von Staat und Kirche zugesprochen bekommen. Im Sommer 2022 hatte das Gericht ihm ein Opfergeld in Höhe von 18.000 Euro für die Schläge und psychische sowie körperliche Folter im Kinderheim zugesprochen, zahlbar zur Hälfte von der Ordensgemeinschaft als Trägerin und dem Bistum Essen. Während der Gelsenkirchener Propst Markus Pottbäcker mit dem heutigen Kinderheim-Träger St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH bei der Aufklärung und Aufarbeitung der Missstände geholfen hatte, erhielt Scheidler von der Ordensgemeinschaft bis heute keine Bitte um Entschuldigung.

Quelle: WAZ - von 29.11.2022 siehe Link:

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/missbrauch-in-psychiatrie-verband-muss-opferrente-zahlen-id237027195.html

Der Fall der NS-Kinderärztin Elisabeth Hecker und die Aberkennung des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Brief an dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Zur Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes

Krankenpflege im Nationalsozialismus

Die Krankenpflege im Nationalsozialismus ist ein besonderer Teil der Geschichte der Krankenpflege. Im NS-Staat wurde das Wohl des Volkes über das Wohlergehen des Einzelnen gestellt.

Die ideologische, strukturelle und personelle Entwicklung der beruflichen Krankenpflege in der Zeit des Nationalsozialismus schloss die aktive Beteiligung der Pflegefachkräfte an den systematischen Krankenmorden ein.

Quelle: Wikipedia - von 09.09.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Krankenpflege_im_Nationalsozialismus

Studie bestätigt jahrzehntelange Versuche an niedersächsischen Heimkindern

Für den knapp 170 Seiten langen Bericht werteten die Wissenschaftlerinnen Sylvelyn Hähner-Rombach und Christine Hartig unter anderem Veröffentlichungen zu Arzneimittel- und Impfstudien, Dokumente aus Firmenarchiven und Akten aus staatlichen Einrichtungen des Landes Niedersachsen aus. Die Historikerinnen arbeiten für das Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Das Ministerium verwies darauf, dass das Feld der Arzneimittelforschung in der Bundesrepublik bis Ende der 1970er-Jahre weitgehend der Selbstkontrolle der Ärzteschaft und Pharmaindustrie überlassen war.

Quelle: HNA - von 14.03.2019 - von 14.03.2019 siehe Link:

https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/uni-goettingen-betroffen-medikamentenversuche-mit-heimkindern-in-niedersachsen-11853646.html

Der Fall der Kinderfachabteilung

Der allgemeine Begriff „Kinderfachabteilung“ wurde im NS-Staat als beschönigende Bezeichnung für besondere Einrichtungen der Psychiatrie in Krankenhäusern sowie Heil- und Pflegeanstalten verwendet, die der „Kinder-Euthanasie“ dienten, also der Forschung an und Tötung von Kindern und Jugendlichen, die körperlich oder geistig behindert waren. Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, bei denen es sich tatsächlich nicht um Euthanasie, sondern um Massenmorde handelte, wurden ab 1945 als Verbrechen gegen die Menschlichkeit be- und verurteilt.

Die Tötung selber wurde in eigener Verantwortung mit einer Überdosierung der Medikamente Luminal und Chloralhydrat oder durch Nahrungsmittelentzug und die Gabe von Morphin durchgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden staatsanwaltschaftliche Ermittlungen auch wegen dieser NS-Verbrechen an Anstaltspatienten durchgeführt. Gerichtsurteile dazu wurden in der Gerichtsurteilssammlung „Justiz und NS-Verbrechen“ veröffentlicht. Im Deutschen Reich hat es mindestens 30 derartiger Einrichtungen gegeben.

Quelle: Wikipedia - von 09.03.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kinderfachabteilung


Die geringsten Brüder

Ein Gang durch die Alsterdorfer Anstalten in Hamburg

Die Behinderteneinrichtung gibt Einblick in die Arbeit mit geistig behinderten Menschen. Sie will Kinder und Jugendliche zu einem selbständigen Leben außerhalb der Anstalt befähigen und ihnen das Gefühl vermitteln, vollwertige Menschen zu sein. Die im Film verwendete Sprache lässt jedoch die Abwertung und teilweise Ablehnung behinderter Menschen durch die Gesellschaft erahnen.

NDR Doku-Film 1965 - 29 Min

Quelle: ARD MEDIATHEK - von 19.03.2023 zum Doku-Film siehe Link: https://www.ardmediathek.de/video/norddeutsche-geschichte-n/ein-gang-durch-die-alsterdorfer-anstalten-in-hamburg/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS81MjZkODY2MS1iYTFlLTQzNzItYmZjNy1lZTBjNmM0YmNlMGE

Justizopfer

Gustl Mollath »Ich würde am liebsten das Land verlassen«

Gustl Mollath war über Jahre zu Unrecht in einer Psychiatrie untergebracht – nun erscheint ein neues Buch über seinen Fall.

Der 64-Jährige sagt: »Ich möchte in Deutschland nicht bleiben müssen.«

Justizopfer Gustl Mollath will weg aus Deutschland. »Ich würde am liebsten das Land verlassen«, sagte der 64-Jährige in München anlässlich des Erscheinens eines neuen Buches mit dem Titel »Staatsverbrechen – Der Fall Mollath« an diesem Montag. »Auf dieses Land ist überhaupt kein Verlass«, so Mollath. Das Buch wurde von dem Juristen Wilhelm Schlötterer verfasst.

Quelle: DER SPIEGEL - von 22.02.2021 siehe Link:

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/gustl-mollath-justizopfer-will-weg-aus-deutschland-a-103e7f48-3425-4765-9b11-c83ce84e6041?fbclid=IwAR3e1taljOK_-uTTsikgb4BYSnzbBE7iqWkoVIkl-LIldHdelgyemuwDUso

Zum Stichwort: Justizopfer Gustl Mollath

Gustl Mollath (* 7. November 1956 in Nürnberg) ist Opfer eines Irrtums der bayerischen Justiz. Er wurde 2006 wegen mehrerer ihm angelasteter Delikte und gleichzeitiger, durch Gutachter festgestellter Schuldunfähigkeit gerichtlich in den psychiatrischen Maßregelvollzug eingewiesen.

Nachdem mehrere Instanzen über fünf Jahre diese Einweisung bestätigt hatten, kamen 2011 massive Zweifel an den Vorwürfen gegen Mollath und der Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens auf. Nach einem erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahren wurde im Jahr 2014 in einer neuen Hauptverhandlung Mollath wiederum freigesprochen, diesmal aber festgestellt, dass die Voraussetzungen für eine Unterbringung (zum Zeitpunkt der neuen Hauptverhandlung) nicht vorlagen. Die Öffentlichkeit diskutierte den Fall kontrovers, da neben den unmittelbaren Tatvorwürfen gegen Gustl Mollath unter anderem auch der Vorwurf von Schwarzgeldgeschäften gegen Mitarbeiter der heutigen Unicredit Bank, der Verdacht gegen seine Ehefrau, ihn falsch beschuldigt zu haben, sowie schwere Vorwürfe gegen Politik, Justiz und Gerichtsgutachter laut wurden. Es gab eine allgemeine Diskussion über die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken. Eine Gesetzesänderung von 2016, die die Rechte gerichtlich in die Psychiatrie eingewiesener Menschen verbesserte, kommentierten manche als Reaktion auf den Fall. Da die Justiz die Schwarzgeldvorwürfe nie umfassend untersuchte, gab es außerdem Spekulationen, Mollath sei Opfer einer Intrige zur Vertuschung dieser Vorgänge geworden – insbesondere seit ein 2012 öffentlich gewordener Revisionsbericht der Bank Unregelmäßigkeiten feststellte, die Mollaths Vorwürfe bestätigten, soweit sie nachprüfbar waren. 2018 erhob Mollath Schadenersatzforderungen gegen den Freistaat Bayern, die im November 2019 nach einem Vergleich zu einer Entschädigung von zusätzlich 600.000 zu bereits 70.000 vormals erhaltenen Euro führten.

Quelle: Wikipedia - von 21.03.2023 siehe Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustl_Mollath?fbclid=IwAR3_Dy5YAgsWXP5X-JP-jDz7B8BuhGlqhDJYVmLsDqpnL88GmXlMaJ-8T9E

DVD: Lebensunwert Paul Brune

Filmbiographie über die langen Schatten der Psychiatrie des 'Dritten Reiches

Der Film „Lebensunwert“ von Robert Krieg und Monika Nolte zeichnet an einem biographischen Beispiel in erschütternder Eindringlichkeit die Geschichte der NS-Psychiatrie, aber auch deren dunkle Kontinuitäten bis fast in die Gegenwart hinein, nach. Auch in Westfalen gerieten so Tausende von Menschen in den Strudel der nationalsozialistischen Ausmerzekonzeptionen. Einer von ihnen war Paul Brune. Er wurde 1943 als Achtjähriger in die „Kinderfachabteilung“ der Provinzialheilanstalt Dortmund-Aplerbeck eingewiesen. Hinter dem Euphemismus „Kinderfachabteilung“ verbarg sich eine der Tötungsstationen der „Kindereuthanasie“, die allein in Westfalen Hunderte von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen traf. Gleichzeitig erfolgten von Aplerbeck wie von Marsberg aus, wohin Brune später verlegt wurde, auch die Transportaktionen im Rahmen der Erwachsenen „Euthanasie“. Ihr fielen über 5.000 westfälische Patienten zum Opfer. Die Einrichtungen in Aplerbeck und Marsberg befanden sich wie alle Landesheilanstalten der Provinz Westfalen in der Trägerschaft des Provinzialverbandes, des heutigen Landschaftsverbands Westfalen Lippe. Dies blieb auch nach 1945 so. Mit Glück überlebte Paul Brune die Massenmorde der NS-Psychiatrie. Sein Überleben hatte jedoch einen hohen Preis: die Stigmatisierung, „lebensunwert“ zu sein, wurde er nie mehr los. Als angeblicher Psychopath blieb er auch nach Kriegsende gegen seinen Willen in der Psychiatrie und musste erleben, dass die Misshandlungen an Patienten dort praktisch unverändert weiter gingen. Diese dunklen Kontinuitäten

rückt Franz-Werner Kersting im nachfolgenden Beitrag dieses Heftes in den Blick. Er legt offen, dass katastrophale Unterbringungsbedingungen, menschenunwürdige „Behandlungsmethoden“, das Verschweigen und Verdrängen der nationalsozialistischen Psychiatrieverbrechen und skandalöse personelle Kontinuitäten unter der Ärzteschaft bis weit in die Zeit der Bundesrepublik hinein andauerten Erst 1957 hob ein Gericht die Entmündigung von Paul Brune auf. Er arbeitete hart für ein neues Leben, studierte und wollte Lehrer werden. Doch am Ende seines Studiums holte ihn seine alte „Irrenhausakte“wieder ein. Ein Amtsarzt attestierte ihm „asoziales Verhalten infolge Erbanlage“. Paul Brune machte zwar noch sein zweites Staatsexa-

men, der Weg in den Schuldienst aber blieb ihm verwehrt. Auch dieses Kapitel der Biographie von Paul Brune war erschreckend typisch für den Umgang der bundesrepublikanischen Gesellschaft mit den Opfern der NS-Psychiatrie. Franz-Werner Kerstings Beitrag zeigt, dass erst die tiefe gesellschafts- und dann auch psychiatriegeschichtliche Zäsur im Gefolge von „1968“ den Weg für eine kritische Reflexionder Verstrickung in die NS-Verbrechen frei machte. Dies gilt auch für die Psychiatriepolitik des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.

Nachdem hier bis in die 1970er Jahre sowohl im Anstaltsalltag als auch im Umgang mit der NS-Vergangenheit eklatante Defizite zu konstatieren waren, setzte parallel zur Psychiatriereform ein Prozess der Aufarbeitung der eigenen Geschichte ein. Ihren vorläufigen Abschluss erreichte diese in der Verpflichtung, alle noch lebenden Opfer für das in den psychiatrischen Einrichtungen des Landschaftsverbandes in der Zeit des Nationalsozialismus und auch in den Nachkriegsjahren erlittene Unrecht um Entschuldigung zu bitten. Gegenüber Paul Brune ist diese Entschuldigung durch Landesdirektor Wolfgang Schäfer im Januar 2003 ausgesprochen worden. Paul Brune hat ‚Glück gehabt‘. Nach fast 60 Jahren und fünf vergeblichen Petitionen ist er als Verfolgter des Nazi-Regimes anerkannt worden. Kaum einem Opfer der NS-Psychiatrie ist das gelungen. Nun erhält er monatlich etwa 260 Euro, die höchstmögliche Entschädigung, die das Land Nordrhein-Westfalen bereit ist, an einen Überlebenden der nationalsozialistischen Psychiatrieverbrechen zu zahlen. Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus - Die ruinösen materiellen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus in der Anstaltspsychiatrie, die zusammen mit extremen Engpässen und Fluktuationen im Personalbereich auch alle therapeutischen Maßnahmen massiv einschränkten, gingen überdies mit einer nachhaltigen ideellen Diskreditierung dieses Zweiges der Gesundheitsfürsorge einher. Das von jeher ohnehin geringe öffentliche Vertrauen in die Psychiatrie war durch die Vorgänge im „Dritten Reich“ noch weiter gesunken, ja vielfach ganz zerstört. Besonders tief saß der Vertrauensverlust bei den unmittelbar Betroffenen und ihren Familien. Nicht wenige unter ihnen hatten schon im „Dritten Reich“ durch couragierte

Widerständigkeit versucht, den drohenden Eingriff in Leib und Leben abzuwenden. Ihr Vertrauensverlust speiste sich aber noch zusätzlich aus der bitteren Erfahrung, dass viele Verantwortliche entweder gar nicht oder nur unzureichend zur Rechenschaft gezogen wurden. Die kritische Auseinandersetzung mit den NS-Psychiatrieverbrechen blieb auch in Westfalen weit hinter dieser Erwartung zurück. So bestätigen viele Merkmale der provinziellen Vergangenheitspolitik zwischen Hitler- und Nachkriegsdeutschland das bekannte Bild von den skandalösen personellen Kontinuitäten sowie der durchgängigen Tabuisierung des eigenen nationalsozialistischen Erbteils. Zu den bedenklichen Linien über 1945 hinaus gehört insbesondere die nahtlose Weiterbeschäftigung des Aplerbecker Arztes Theodor Niebel. Als einfacher Parteigenosse mit Eintrittsdatum vom 1. Mai 1937 fiel er durch das schematische Netz der Entnazifizierungsbestimmungen und blieb auch begünstigt durch einen lokalen und „kollegialen“ Filz des Verschweigens - bis zu seiner regulären Pensionierung 1968 im Dienst. Dabei behielt er sogar einen in seiner „Arbeit“ auf der „Kinderfachabteilung“ begründeten Beförderungsvorteil. Und auch unter den ärztlichen Neueinstellungen der Nachkriegszeit befanden sich mit Dr. Elisabeth Hecker und Prof. Dr. Hans Heinz Akteure aus dem NS- “Kindereuthanasie“-Programm. Von der Verdrängung zur kulturellen Erinnerung - Zwar trat die besondere Verschränkung von kritischer Reform- und Vergangenheitsorientierung in der Psychiatrie während der 1970er Jahre zunächst wieder stärker in den Hintergrund. Doch schließlich liefen beide Linien erneut ineinander - jetzt in bislang nicht gekannter Breite: Denn

parallel zur Umsetzung des Enquete-Programms begann um 1980 jene intensive Auseinandersetzung mit den NS-Medizinverbrechen, für die ins besondere Ernst Klees Buch „’Euthanasie’ im NS-Staat. Die ‚Vernichtung lebensunwerten Lebens’“ zum Symbol geworden ist. Sicher nicht zufällig führte Richard von Weizsäcker fast zeitgleich beide gesellschaftspolitischen Aufgaben in seiner Rede zusammen.

Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) - von 07.03.2005 siehe Link: https://westfalen-medien-shop.lwl.org/dvds/30/dvd-lebensunwert?fbclid=IwAR20keN5ICCC0OUpg1YlUFENeCkQBgzSCrC_W5D2Pa4QqrKL755nf0cQ83I

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) - von 2003 siehe Link: https://www.lwl.org/lmz-download/medienproduktion/begleitmaterialien/booklet_paul_brune_1.pdf?fbclid=IwAR2eTLzVRsPLUfX3MEUDhbIWYP_Ove3g05vs-3OH82Z83hVW1FksEM1_Et8


Der Raub Des Lebens: Kindesmissbrauch im System der organisierten Vatikan Kriminalität und ihrer geheimen Deckmäntel

In diesem außergewöhnlichen und Multi-Genre Buch erzählt Rafael Viola seine wahre Geschichte, wie er als Kind und Jugendlicher Terror, Folter, Missbrauch und geheime Experimente überlebt hat.

Zusammen mit Countess Sigrid von Galen, die von Geburt an Zielscheibe im Visier des Vatikans war als heimliche Enkelin des Münsterschen Löwen, Clemens August Graf von Galen, verbinden die beiden Whistleblower, Experten und Betroffenen verschiedener Bandbreiten organisierter Kirchenkriminalität historische und interdisziplinäre Punkte auf der Weltkarte. Sie öffnen unbeirrt von Anfeindungen, Morddrohungen und Attentatsversuchen die sonst verschlossenen Tore und schlagen mit Fakten und Erinnerungen die Vatikanischen Schweigemauern ein und bringen die Sandburgen der Lügen und Verleugnung zum Einsturz und die Wahrheit über den weltweiten systemischen Kindesmissbrauch und der Täter- Omertà Kultur ans Licht. Dieses Buch will auch anderen Mut machen, ist Geschichte, Informationsquelle und Nachschlagewerk für das,was oft unausgesprochen und in geheimen Akten bleibt an Fakten, internationalen Ermittlungen und Analysen. Es enthält sogar ein Satire Kapitel mit einem Schauprozess gegen die Päpste mit Maria Magdalena als Staatsanwältin.

Quelle: Countess Sigrid Von Galen (Autor), Rafael Viola (Autor) - von 06.06.2023 zum Buch siehe Link: https://www.amazon.de/dp/1739422023?fbclid=IwAR1ODvpYX76FKQfKMQ2FlyH70Ovd3aiwyTwuyYwVYfy6vCGtmtNCrPQBQuM

WELT AM SONNTAG: Anzeige siehe Bild Zum Thema: Inklusion

AFD-Politiker Björn Höcke

Zum Stichwort Björn Höcke ist ein deutscher rechtsextremer Politiker siehe Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Bj%C3%B6rn_H%C3%B6cke?fbclid=IwAR3-cqYcbK729kt-2Zp5uLj51dYWODz7tWc8bFGZlYd1oIbQGsW27rdI0Qo


Kinder Massenmörder

NS-Psychiater Theodor Niebel

Tatort war die Provinzialheilanstalt Aplerbeck (LWL-Klinik Dortmund), er war dort tätig bis 1968.

Auf der Lohn- und Gehaltsliste des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Geschützt von Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Theodor Niebel (* 5. November 1905 in Recklinghausen; † 10. August 1974) war ein deutscher Psychiater, der im Rahmen der NS-Krankenmorde an der „Kinder-Euthanasie“ beteiligt war.

Niebel absolvierte nach dem Ende seiner Schullaufbahn ein Studium der Medizin und promovierte an der Universität Hamburg zum Dr. med. Der NSDAP trat Niebel am 1. Mai 1937 bei. Niebel war danach zunächst als Assistenzarzt an der Anstalt Dortmund-Aplerbeck. Aufgrund öffentlicher Unruhe wegen steigender Todeszahlen wurde die – euphemistisch genannte – „Kinderfachabteilung“ von der Jugendpsychiatrie (St. Johannesstift) in Niedermarsberg unter der Leitung von Werner Sengenhoff im Dezember 1941 zur Anstalt Dortmund-Aplerbeck verlagert und in die neu geschaffene „Kinderstation für die spezialisierte Behandlung geistig erkrankter Kinder bis zum Alter von 14 Jahren“ eingegliedert. Sein Stellvertreter Dr. Theodor Niebel, bekannt als Alkoholiker, leitete die "Kinderfachabteilung" und das staatlich legitimierte Morden. Die Leitung der „Kinderfachabteilung“ in Dortmund-Aplerbeck übernahm nun der Psychiater Niebel. U.a. durch tödlich wirkende Luminalgaben starben bis Mai 1945 in der „Kinderfachabteilung“ in Dortmund-Aplerbeck etwa 225 Kinder. Paul Pohlmann, der damaliger Direktor der Aplerbecker Psychiatrie, ließ sich in den Ruhestand versetzen. Zugleich bot er weitere Mitarbeit an. Pohlmann amtierte fortan als Stellvertretender Direktor bei gleichen Dienstbezügen. Nach dem Krieg leugnete er den Dortmunder Kindermord und deckte so seine Kollegen: "Mir ist nicht bekannt geworden, dass in der Kinderfachabteilung in Aplerbeck irgendwelche Euthanasiemaßnahmen zur Anwendung gelangt sind." Der Historiker Karl Teppe fand heraus, dass die Existenz dieser neuen „Kinderfachabteilung“ in Dortmund-Aplerbeck seinerzeit nahezu perfekt und erfolgreich getarnt wurde, dass das, was in dieser Abteilung wirklich geschah, nicht einmal in das Blickfeld staatsanwaltlicher Ermittlungen nach 1945 geriet, auch dank der systematischen Säuberung und Vernichtung von Akten in einigen Landeskrankenhäusern. Nach Kriegsende wurde Niebel als einfacher Parteigenosse nicht entnazifiziert. Er blieb weiter an seinem Wirkungsort tätig und wurde juristisch nicht belangt. Zum Obermedizinalrat befördert, wurde Niebel 1968 pensioniert. 1974 starb er, ohne je für seine Taten von der Strafverfolgungsbehörde behelligt worden zu sein. Auch die in der Dortmunder Kindermordstätte tätigen "Pflegerinnen" Helene Bock und Anna-Maria Bielefeld wurden nicht belangt.

Quelle: Wikipedia/Gelsenzentrum siehe Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Niebel?fbclid=IwAR3x4nR5syxUlJ34Eu5QogYTw8urt9AZCmDO7IPEVO34fDrl6bTzSWTd_0Q -

http://www.gelsenzentrum.de/kindereuthanasie_juergen_sommerfeld_gelsenkirchen.htm?fbclid=IwAR2Z2w3MSg-uxDVjxxMxWOkcZCM8HW1X5woXfQtmkzPc10tUwugUM4tZtio

Gestörte Kindheiten - Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen Einrichtungen des Landschaftsverbandes Rheinland (1945–1975) - Herausgegeben im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland 

Nach dem Krieg befand sich die deutsche Psychiatrie in einer prekären Lage. Mehr als viele andere medizinischen Disziplinen war sie an menschenverachtenden Verbrechen der Nationalsozialisten beteiligt. Dennoch mussten auch nach Kriegsende viele Menschen, vor allem zahlreiche Kinder und Jugendliche, psychiatrisch und neurologisch versorgt werden. Die Herausbildung der Kinder- und Jugendpsychiatrie nach dem Zweiten Weltkrieg wird im vorliegenden Band auf der institutionellen und praktischen Ebene am Beispiel des Landschaftsverbandes Rheinland dargestellt.

Quelle: Metropol-Verlag - siehe Link:

https://metropol-verlag.de/produkt/silke-fehlemann-%C2%B7-frank-sparing-gestoerte-kindheiten/?fbclid=IwAR0nTJuTwBX2-GZbAbJInNcqZ9bD9Nvjv_coVWd4hnNp6h2li39_z8n7b1c


Die Hölle von Ueckermünde. Psychiatrie im Osten

Zeigt einen schockierenden Umgang mit behinderten Menschen. Dabei bedient sich die Kommentierung der Sicht der Betroffenen. 50 Jahre nach der Euthanasie in Deutschland erinnert diese Dokumentation erneut daran.

Quelle: ARD - von 1993 zum Doku-Film siehe Link:

https://www.youtube.com/watch?v=zNJ5s7DUhO8


In der Anstalt:

„Mein Leben ist nicht die Hälfte wert“

Werner Boyens kam als Baby in die Alsterdorfer Anstalten, weil seine Mutter ihn nicht haben wollte. Erst Anfang der 80er Jahre gelang ihm die Flucht. Später ist noch etwas ganz Hartes passiert: Ich bin sterilisiert. Ich wusste das lange nicht, ich habe es erst rausgekriegt, nachdem ich abgehauen war, verheiratet und ein Kind kriegen wollte. Es passierte nichts und da bin ich zum Urologen gegangen. Da stellte sich die Sterilisation raus. Sie dürfen nicht vergessen: Bis in die 80er-Jahre herrschte in Alsterdorf teilweise die Nazizeit, die ganzen Oberpfleger und Ärzte waren alle Nazis, die haben das bestimmt: die Misshandlung, die Sterilisation. Es war ein ganz kleiner Prozentsatz von Leuten, mit denen man richtig reden konnte, ansonsten war das alles scheiße.

Quelle: TAZ - von 31.05.2017 siehe Link:

https://taz.de/In-der-Anstalt/!5408960/


Medizin im Nationalsozialismus

Die Medizin im Nationalsozialismus war geprägt durch das Bemühen der nationalsozialistischen Politik, das Gesundheitswesen für ihre Ziele nutzbar zu machen. Wesentliche Merkmale waren die Etablierung der sozialdarwinistisch orientierten NS-Rassenhygiene als neuer Leitideologie, eine ausgeprägte Leistungsmedizin und die „Gesundheitsführung“. 45 Prozent der 52.000 Mediziner wurden NSDAP-Mitglieder.Diese Konzepte fanden ihre zugespitzte Umsetzung in hunderttausendfach durchgeführten Zwangssterilisationen, skrupellosen Menschenversuchen mit tausenden Todesopfern und euphemistisch als Euthanasie bezeichneten zehntausenden Morden an Kranken und Behinderten. Konzepte zu einer „Neuen Deutschen Heilkunde“, die unter anderem Naturheilkunde und Schulmedizin vereinbaren sollte, kamen über Ansätze nicht hinaus. Etwa 8000 der Mediziner von 1933 wurden als Juden verfolgt und sehr oft durch einen Nachfolger ersetzt. Circa 3000 niedergelassene jüdische Ärzte mussten bereits 1933 ihre Praxen schließen. Viele der Verfolgten emigrierten. Lediglich fünf Prozent von ihnen kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland oder Österreich zurück. Eine große Anzahl derjenigen, denen die Flucht nicht gelang, wurde im Holocaust ermordet.

Quelle: Wikipedia - von 17.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Medizin_im_Nationalsozialismus


Kurt Pohlisch

(* 28. März 1893 in Remscheid; † 6. Februar 1955 in Bonn) war deutscher Psychiater und Neurologe, zur Zeit des Nationalsozialismus T4-Gutachter sowie Professor an der Universität Bonn.

Quelle: Wikipedia - von 08.11.2022 siehe Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Pohlisch


Missbrauch Gelsenkirchen: Verband zahlt Rente an Missbrauchsopfer nicht

Foto zeigt: Günter Scheidler hat vor dem Sozialgericht Gelsenkirchen Recht und damit eine Opferrente zugesprochen bekommen. Der Landschaftsverband hat dagegen Berufung eingelegt.

Das Sozialgericht Gelsenkirchen hat Günter Scheidler eine Rente für erlittenen Missbrauch zugesprochen. Das Geld kriegt er trotzdem noch nicht.

Günter Scheidler, dessen Leiden samt schweren gesundheitlichen Folgen für ihn gerade erst vom Sozialgericht Gelsenkirchen anerkannt wurden, muss weiterhin auf eine Opferrente warten. Eine Woche vor Ablauf der Frist hat der Landschaftsverband Westfalen Lippe, der zu einer Zahlung von monatlich 300 Euro Opferrente an Günter Scheidler verurteilt worden war, Berufung vor dem Landessozialgericht Essen gegen das Urteil eingelegt. Dies bestätigte die Pressestelle des Verbandes auf Nachfrage der WAZ. Fast 60 Jahre nach Beginn des Leidenswegs des 64-jährigen Gelsenkircheners durch Kinderheime und Psychiatrien beginnt der Kampf nun von Neuem. Sozialgericht hatte keine Zweifel an seinen Schilderungen - 2017 hatte Scheidler Klage eingereicht gegen den Landschaftsverband, um eine Anerkennung und auch finanzielle Entschädigung für die erlittenen Qualen zu erstreiten. Lange Jahre hatte er zuvor recherchiert und Belege für das gesammelt, was ihm widerfahren ist. Er hat ehemalige Leidensgenossen kontaktiert und in den Archiven zur Vergangenheit der psychiatrischen „Experten“ und deren rassenhygienische und menschenverachtende Aktivitäten in der NS-Zeit erforscht. Das Sozialgericht Gelsenkirchen hatte letztlich keinen Zweifel, dass Scheidler misshandelt und missbraucht wurde mit verheerenden Langzeitfolgen für seine Gesundheit. Anwalt fürchtet, dass es erneut Jahre dauert bis zum Urteil - Jens-Oliver Siebold, Fachanwalt für Sozialrecht in Gelsenkirchen, der Günter Scheidler im Gelsenkirchener Verfahren vertreten und mit ihm den Anspruch auf Opferrente erstritten hat, fürchtet, dass nun weitere Jahre ins Land gehen könnten, bevor Scheidler finanzielle Unterstützung und die damit verbundene Anerkennung bekommt. Denn die Opferrente wird nicht ausgezahlt, bevor die nächste Instanz entschieden hat. Und das kann nach Siebolds Erfahrungen dauern. Er ist Experte für allgemeines Sozialrecht, aber auch speziell für Entschädigungsrecht. Er hofft verhindern zu können, dass es sich allzu lange hinzieht. Günter Scheidler hat indes zahlreiche Reaktionen auf die Berichterstattung zum Gelsenkirchener Urteil erhalten. Ein Leidensgenosse auf der Heimgruppe in Gelsenkirchen etwa schreibt: „Freut mich zu hören, dass dir für das Erlebte endlich zum Recht verholfen wurde. Ich habe immer noch die Bilder im Kopf, wie ich im Schuhkeller halb tot wegen dem Zudrücken meiner Kehle durch die Nonnen am Boden lag. Schön, dass du es geschafft hast, etwas dagegen zu tun. Ich habe immer noch nicht den Mut dazu gefunden. Bitte mach weiter!“ Überrascht hat Scheidler das Verhalten des Landschaftsverbandes übrigens nicht – er hat dafür wohl schon zu viel erlebt.

Quelle: WAZ-Gelsenkirchen - von 25.02.2022 siehe Link:

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchen-verband-zahlt-rente-an-missbrauchsopfer-nicht-id234670975.html

Warum schweigen die Opfer? Weisser Hase - das Buch

Warum schweigen Menschen, die als Kinder in Institutionen der staatlichen und kirchlichen Fürsorge unsägliches Leid ertragen mussten? Warum ist es ihnen oft nach Jahrzehnten nur schwer möglich über Ihre Kindheit voller Missbrauch zu sprechen? Ein kurzer Einblick.

Günter Scheidlers Buch "Weisser Hase" ist die Geschichte einer Kindheit in Kinderheim und der Kinderpsychiatrie geprägt von physischer, psychischer und sexueller Gewalt

Quelle: Robby van Haaken - 13.09.2017


Psychiatrie-Opfer hat Recht bekommen

Ein Sozialgericht hat Günter Scheidler eine Opferrente zugesprochen, weil er als Kind in der Psychiatrie in Langenfeld für medizinische Versuche missbraucht worden ist.

Ähnliches hat Ralf Aust erlebt. Beide kämpfen seit Jahren für Entschädigung und gegen ihr Trauma.

Quelle: WDR - Lokalzeit Bergisches Land - von 07.03.2022


"Stellungnahme des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Fall "PaulBrune" und deren Verlogenheit gegen Psychiatrie-Opfer die vor Sozialgerichte gewonnen haben. Wo der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) dagegen in Berufung geht sie setzen auf Zeit, und nehmen billigen den Tod von Psychiatrie Opfer in Kauf. Dieses ist menschenverachtend und dass praktizieren sie schon sechs Jahrzehnte lang so."


"Die medizinischen Versuche an uns geistig behinderte Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg hier in Deutschland war eines der größten Kapitalverbrechen in den Psychiatrie-Anstalten. Deshalb fordere ich für uns alle eine Opferrente ein."


"Die beiden Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen Lippe in NRW, sah uns geistig behinderte Kinder in den 50er bis Ende der 70er Jahre als "lebensunwertes Leben" an. Siehe ihre Studie "Gestörte Kindheit" und siehe Studie "Psychiatrie- und Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen im St. Johannes-Stift in Marsberg (1945-1980)". Hier herrschte noch die NS-Psychiatrie und zwar in ganz Deutschland dieses belegen zahlreiche Studien die dazu erschienen sind!"


Weiss attestiert: „Was tausenden Kindern unter dem Deckmantel ärztlicher Hilfeleistung angetan wurde, war die diskrete Fortsetzung der NS-Psychiatrie“. Quelle: Hans Weiss-Buch "Tatort Kinderheim"


“Wir geistig behinderte Kinder waren die verstoßenen Seelen der Gesellschaft, in den 50er bis Ende der 70er Jahre. An uns wurden Verbrechen ausgeübt unter anderem, in Form von medizinische Experimente ausgeführt ausschließlich durch NS-Ärzte, hier ist der Staat und die Kirchen uns gegenüber in einer Bringschuld. Ich als Betroffener fordere für uns alle, eine Opferrente ein auf Lebenszeit!“


"Das Pflegepersonal und die Ärzteschaft (Psychiater) stammen zu 97% aus den Euthanasie Vernichtungsprogramm der Nazis. Und wir geistig behinderte Kinder mussten es aushalten denn wir galten ja nur als Versuchsmaterial wir waren ja keine menschliche Wesen, aus deren Sichtweise!"


"In der Nachkriegszeit dauert es Jahrzehnte, bis die Rückschläge der NS-Diktatur auch im Denken über Menschen mit Behinderung überwunden sind"


Ermordete Behinderte: Opfer zweiter Klasse

Vor 83 Jahren begannen die Nazis mit der Ermordung von mehreren Hunderttausend Behinderten.

Die Liste der Opfer reicht von missbildeten Babys, über Kinder mit Down Syndrom bis vom Krieg traumatisierten Front-Soldaten.

Fehlende Anerkennung durch die Bundesregierung - Doch während an die Opfer des Holocaust zu Recht jedes Jahr ausführlich gedacht wird, wird der Massenmord an den Behinderten noch immer verdrängt. Am 80. Jahrestag des Mordbeschlusses vor zwei Wochen war fast nichts über das Thema zu lesen. Dass der Bundestag die Euthanasiemorde unfassbar spät – nämlich erst vor zwei Jahren – in den Mittelpunkt einer Gedenkstunde stellte, sei unwürdig und peinlich, kritisiert Corinna Rüffer, behindertenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion: „Das zeigt deutlich, wie es um den Stellenwert dieser Opfergruppe im öffentlichen Gedenken bestellt ist.“ Die im Laufe des Euthanasieprogramms ermordeten oder misshandelten Behinderten wurden wie die Hunderttausenden ab 1933 von den Nazis sterilisierten Frauen bislang nicht förmlich als NS-Verfolgte anerkannt - ebenso wie die unfruchtbar gemachten Männer. „Dass so viele Menschen ohne staatliche Anerkennung gestorben sind, ist ein Skandal“, sagt Rüffer. Dieses jetzt nachzuholen, müsse „auch um deren Würde willen als Chance genutzt werden, die Gesellschaft inklusiver zu machen“.

Das Gas stammte von einem heutigen Weltkonzern. Viele Menschen wurden sterilisiert – die Regierung erkennt sie nicht als NS-Verfolgte an. Das Schreiben, das im Frühjahr 1939 in der Reichskanzlei des Führers einging, klang als schriebe da jemand über seine unheilbar kranke Katze. Doch der sächsische Vater forderte in dem Brief an den Führer nicht weniger, als sein behindertes Kind „einschläfern zu lassen“. Adolf Hitler kam die Bitte sehr gelegen. Für die Nazis waren Menschen mit Behinderung lebensunwerte „Mitesser“, die dem Volk auf der Tasche lagen. Der Diktator ermächtigte zu diesem Anlass den Leiter der Führerkanzlei, Philipp Bouhler, und seinen Leibarzt, Karl Brandt, das Kind zu töten und in ähnlichen Fällen genauso zu verfahren. Dem Tod dieses Kindes sollten viele Morde folgen – erst brachten die Nazis Babys und Kleinkinder um, am Ende fielen dem im September und Oktober 1939 begonnenen Massenmord Hunderttausende Behinderte zum Opfer. Die Nazis nannten diese bis heute von weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit ignorierte Barbarei zynisch „Euthanasie“, was auf Altgriechisch „Sterbehilfe“ heißt. Schreiben Hitlers vom Oktober wurde rückdatiert - Im katholischen Bayern gab es zwar in vielen kirchlichen Kliniken und Heimen Unmut über das Töten. Doch auch hier mordeten die Nazis ungestört – allein aus dem Raum Landshut wurden 118 Behinderte umgebracht. Leitende Mitarbeiter des Führers und der Gesundheitsabteilung des Innenministeriums planten zunächst die „Kindereuthanasie“, die mit einem streng vertraulichen Runderlass des Reichsinnenministeriums am 18. August 1939 begann. Die Landesregierungen wurden darin angewiesen, dass Hebammen und Ärzte missgebildete und behinderte Neugeborene den Amtsärzten melden müssten, die wiederum die Meldungen zu prüfen und an einen sogenannten Reichsausschuss weiterzuleiten hätten. Dieser hatte seinen Sitz in Berlin, Tiergarten 4. Deshalb wurden die „Euthanasie“-Tötungen unter dem Decknamen „T4“ geplant. Kurz darauf begann das Morden im Reichsgebiet. Nach und nach entstanden über 30 Kinderfachabteilungen an Heil- und Pflegeanstalten, in denen bis 1945 mehrere Tausend Kinder und Jugendliche von willfährigen Schergen des NS-Regimes – mit und ohne weißen Kittel – getötet wurden. Es dauerte nicht lange, bis die Kliniken aufgefordert wurden, auch erwachsene Behinderte zu melden. Auch Autisten oder Traumatisierte getötet - Im Auftrag des Regimes erfassten Ärzte und Schwestern in Fragebögen etwa die Krankengeschichte, die Arbeitsfähigkeit und die Heilungsaussichten des Patienten. Ein Gutachter in Berlin prüfte die Bögen. Diejenigen Behinderten, die ermordet werden sollten, erhielten ein „+“-Zeichen auf dem Bogen eingetragen. Sie wurden dann in als Krankenanstalten deklarierte Tötungseinrichtungen verlegt, etwa nach Bernburg an der Saale. Dort wurden Kinder häufig per Giftspritze ermordet, die Erwachsenen in der Regel vergast. Die T4-Verantwortlichen kannten keine Skrupel. Bei einem Versuch mit Menschen im Dezember 1939 oder Januar 1940 in Brandenburg verfolgten diverse Nazi-Funktionäre und Ärzte durch ein Guckloch in der Tür, wie die Opfer qualvoll erstickten. Das für die Morde notwendige Kohlenmonoxidgas lieferte die IG Farben, aus dem Krieg unter anderem der Weltkonzern BASF hervorging. Manchen Historikern gilt die Euthanasie als Testlauf für den späteren millionenfachen Judenmord. Innerhalb eines Jahres wurden im Rahmen des T4-Programms mindestens 70.000 Kranke und Menschen mit Behinderung umgebracht – Kinder mit Down Syndrom, Schizophrene oder Autisten waren unter den Opfern – aber auch psychisch traumatisierte Soldaten. Die Verbrechen sollten geheim bleiben. Die Nazis äscherten die Leichen ein, um Obduktionen zu verhindern. Das Geheimhalten der Morde funktionierte jedoch nicht. So sprachen etwa die ständigen Fahrten von besetzten Bussen mit kaum einsehbaren Fenstern und der Rauch der Krematorien über den Anstalten für sich. Viele Menschen, die davon erfuhren, waren empört. Im August 1941 wurde das T4-Programm nach zunehmenden Protesten offiziell gestoppt. Kurz zuvor hatte ein Bischof an der Kanzel über das Verschwinden von immer mehr Deutschen gesprochen. Die Morde hörten jedoch nicht auf. In einigen deutschen Anstalten starben Patienten an absichtlich herbeigeführtem Hunger und bewusster Überdosierung von Medikamenten. Zudem brachte die SS auch in den Konzentrationslagern psychisch Kranke und Schwerbehinderte um. Insgesamt töteten die Nazis nach Schätzungen 200.000 bis 300.000 Behinderte in Deutschland und den besetzten Gebieten – Opfervertreter gehen sogar von einer noch größeren Zahl aus.

Doch während an die Opfer des Holocaust zu Recht jedes Jahr ausführlich gedacht wird, wird der Massenmord an den Behinderten noch immer verdrängt. Am 83. Jahrestag des Mordbeschlusses vor zwei Wochen war fast nichts über das Thema zu lesen.Dass der Bundestag die Euthanasiemorde unfassbar spät – nämlich erst vor zwei Jahren – in den Mittelpunkt einer Gedenkstunde stellte, sei unwürdig und peinlich, kritisiert Corinna Rüffer, behindertenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion: „Das zeigt deutlich, wie es um den Stellenwert dieser Opfergruppe im öffentlichen Gedenken bestellt ist.“

Die im Laufe des Euthanasieprogramms ermordeten oder misshandelten Behinderten wurden wie die Hunderttausenden ab 1933 von den Nazis sterilisierten Frauen bislang nicht förmlich als NS-Verfolgte anerkannt - ebenso wie die unfruchtbar gemachten Männer. „Dass so viele Menschen ohne staatliche Anerkennung gestorben sind, ist ein Skandal“, sagt Rüffer. Dieses jetzt nachzuholen, müsse „auch um deren Würde willen als Chance genutzt werden, die Gesellschaft inklusiver zu machen“.

Quelle: Bayerische Staatszeitung - von 09.10.2019 siehe Link:

https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/politik/detailansicht-politik/artikel/ermoderte-behinderte-opfer-zweiter-klasse.html?fbclid=IwAR0Av7oNhslNkklQFV9-Bc6IPjQIumZ0ITiuHyaBJlIOUPsKrimYCAIgry8#topPosition


Psychiatrie- und Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen im St. Johannes-Stift in Marsberg (1945-1980)

Körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Ruhigstellung durch Zwangsjacken und Medikamente, Einsperren in geschlossenen Räumen, demütigende Strafrituale, lieblose Behandlung – die Bewohnerinnen und Bewohner des St. Johannes-Stifts im sauerländischen Marsberg erlebten das „Fachkrankenhaus für Jugendpsychiatrie“ in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in den Jahren von 1945 bis 1980 als eine Stätte größten Leids und Unrechts.

Auf der Basis lebensgeschichtlicher Interviews mit Betroffenen, ergänzt durch Patienten- und Verwaltungsakten, stellen die Autoren die Perspektive der Opfer in den Mittelpunkt. Außerdem zeigen sie die Rahmenbedingungen auf, die zu einer Subkultur der Gewalt im St. Johannes-Stift führten. Die Analyse wird durch eine umfangreiche Quellendokumentation und einen Bildteil ergänzt.

Erscheinungsjahr: 2018 -

Quelle: Ardey-Verlag siehe Link:

https://www.ardey-verlag.de/shop/programm/geschichte/psychiatrie-und-gewalterfahrungen-von-kindern-und-jugendlichen-im-st-johannes-stift-in-marsberg-1945-1980/

Lothar Gothe

Anmerkungen zum LVR Forschungsprojekt

Gestörte Kindheiten

Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen in psychiatrichen Einrichtungen des Landschaftsverbands Rheinland (1945 bis 1975)

Es ist sicher ein Verdienst der Studie,die menschenverachtenden Lebensbedingungen und die brutalen, teils sadistischen Behandlungsmethoden an Kindern und Jugendlichen in den LVR-Einrichtungen bis in die 70er ans Licht der Öffentlichkeit gebracht zu haben. Und es war längst überfällig, dass sich die Direktorin Lubek für dieses „düstere Kapitel“ bei den Betroffenen im Namen des LVR entschuldigt hat. Erneut bleibt aber die Frage offen, warum die unglaubliche „medizinische Gewalt“, welche das Forschungsprojekt aufdeckt, noch 3o Jahre nach dem Dritten Reich unter staatlicher Aufsicht ausgeübt werden konnte. Ein Zusammenhang mit dem rassistischen Menschenbild des Nationalsozialismus wird zwar nicht geleugnet, aber es bleibt diesbezüglich bei ein paar allgemeinen Bemerkungen: „In den psychiatrischen Anstalten wurden zahlreiche Ärzte weiter beschäftigt, die schon im Nationalsozialismus praktiziert hatten und nicht wenige von ihnen waren an der Vorbereitung und Durchführung der Krankenmordaktionen beteiligt gewesen.“

Dann wird noch ein „prägnantes Beispiel“ aufgeführt, nämlich Dr. Hans Aloys Schmitz, der von 1935 bis 1964 an der Bonner Klinik als leitender Arzt tätig war. Schmitz hat sich als T 4 Gutachter betätigt, bei „ der Kindereuthanasie eine verhängnisvolle Rolle gespielt“ und mindestens 160 Kinder aus der Bonner Klinik zum Töten freigegeben. Damit ist in der Studie die „Vergangenheitsbewältigung“ im Wesentlichen abgeschlossen. Dass ein Naziverbrecher wie Schmitz und zahlreiche Naziärzte weiter beschäftigt wurden, ist schlimm genug. Solche Einzelfälle, seien sie auch zahlreich, können aber nicht erklären, warum jahrzehntelang Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung waren, ohne dass Vorgesetzte, übergeordnete Behörden oder die Staatsanwalt-schaft eingeschritten wäre, obwohl sie doch keineswegs heimlich geschahen, sondern Teil des „normalen“ Klinikalltags waren. An zwei Beispielen lässt sich zeigen, dass nicht einzelne „braune“ Schafe für die Verhältnisse in den Einrichtungen des LVR (oder unter seiner Aufsicht stehenden) verantwortlich sein können, sondern dass auch der LVR als Institution seine Schutzbefohlenen als Menschen minderen Werts angesehen und behandelt hat. Das erste Beispiel ist der beschämende Tatbestand, dass an unzähligen Kindern im Bonner LKH bis in die 70er sog. „Gehirndurchleuchtungen“ (Pneumanzephalografie) vorgenommen wurden. Bei diesem äußerst schmerzhaften Eingriff wird dem Gehirn Flüssigkeit entnommen und Luft hineingepumpt. Neben den teils lang andauernden Qualen riskiert man bei dem massiven Eingriff Gesundheitsschäden „ bis hin zu tödlichen Verläufen“. Ein möglicher diagnostischer Nutzen kann dazu in keinem angemessenen Verhältnis stehen, eine Rechtfertigung wäre nur dann gegeben, wenn es dabei um einen lebensrettenden Eingriff ginge, es ist aber eher das Gegenteil der Fall. Deshalb handelt es sich aus rechtsstaatlicher Sicht um eine permanent begangene schwere Körperverletzung. Zahlreiche Kinder mussten diese Tortur sogar noch in den 70ern erleiden, als längst schon die schmerzfreie Computertomografie zur Verfügung stand. Viele Kinder wurden auch mit Elektroschocks malträtiert, manche sogar mit beiden (Sieg)-“Heil-Behandlungen“. Die „Gehirndurchleuchtung“ hatte im NS Hochkonjunktur und diente dem rassistischen Wahn, an den Gehirnformen Herren- und Untermenschen unterscheiden zu können oder z.B. Kriminelle daran zu identifizieren. Ein ähnliches Menschenbild muss also im LVR noch lebendig gewesen sein, das zeigt ja auch der offensichtliche Mangel an Empathie bei allen Beteiligten dem „Krankengut“ gegenüber. Bis Ende der 60er waren zudem erbbiologisch begründete Diagnosen und „eugenische Denktraditionen“ die Regel: so wurden als „schwachsinnig“ oder „charakterlich abartig“ diagnostizierte Kinder nur verwahrt, mit Psychodrogen vollgepumpt und ruhiggestellt. Deren Krankheit wurde demnach immer noch als Gendefekt betrachtet, folglich war Heilung nicht möglich und Förderung somit unsinnig.. Das zweite Beispiel für „Nazikontinuität“ sind die Vorgänge um den Medikamentenversuch an 40 Kindern der evangelischen Düsselthaler Anstalten – Graf von der Recke-Stiftung. Der diesbezügliche Antrag des Heimleiters beim LVR – unterstützt vom LVR Psychiater Baucke – stieß zunächst bei Landesverwaltungsdirektorin Beuermann auf Bedenken, die wohl weniger auf Mitgefühl mit den Opfern beruhten, sondern vielmehr auf möglichem Widerstand von Angehörigen und weil solche Massnahmen „gegen Missdeutungen von Angehörigen abgeschirmt werden müssen“. Doch es schaltete sich der Direktor des LKH Grafenberg und Lehrstuhlinhaber an der Uni Düsseldorf, Panse ein und erreichte in einem „längeren Gespäch“ mit Landesrat Jans die Genehmigung. Die Kinder wurden den schwerwiegenden „Neben“wirkungen und Schädigungen des Präparats ausgesetzt, wobei die Höchstdosis nicht wie üblich durch langsame Steigerung der Dosis ermittelt wurde, sondern umgekehrt: Man begann mit starker Überdosierung. Dr. Martha Beurmann war eine glühende Nationalsozialistin. Von 1939 bis 45 setzte sie im Landesjugendamt die NS Rassenlehre durch, u.a. als „Sachbearbeiterin“ für die Einweisung in die Jugendkonzentrationslager und sie war gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Hecker verantwortlich für die im September 44 erfolgten Deportationen von rheinischen Anstaltsinsassen in die Jugend-KZ. Beide wurden 45 verhaftet, fanden aber nach der Entlassung Jobs bei der Inneren Mission (wie so viele Nazis) und durften bei der Gründung des LVR die alten Posten wieder einnehmen. Friedrich Panse, der letztlich den abscheulichen Menschenversuch an Kindern durchsetzte, war ab 37 Dozent für „Rassehygiene“ und ab 1940 als T4-Gutachter ein NS Schreibtischmörder an behinderten Menschen. Traumatisierte Frontsoldaten, sog „Kriegsneurotiker,“ mißhandelte er mit hoch dosiertem galvanischen Strom. Die Stimmung unter den T4-Kollegen beschrieb er als „eine berauschende Gehobenheit“. Er wurde vom LG Düsseldorf aber 1950 freigesprochen und später vom LVR als Leiter des LKH Grafenberg und Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie an der Uni Düsseldorf eingestellt. Diese Position konnte er 1966 nutzen, seinem obersten Chef beim LVR, Klausa, als Quasi-Doktorvater zum Ehrendoktor in Medizin zu verhelfen.

Udo Klausa, Landesdirektor bis 1975, war für die Zustände in Heimen und Psychiatrien der Hauptverantwortliche, zumal er den LVR sehr autokratisch regierte. Er wird in der Studie auch erwähnt, jedoch ohne den geringsten Hinweis auf seine Nazivergangenheit in der SA, als NS-Landrat nahe bei Auschwitz und als Verfasser einer rassistischen Schrift, in welcher er forderte, Behinderte als „Entartete auszusondern“. Während wie bei Beuermann und Panse auch Klausas Nazibelastung verschwiegen wird, tritt er hier als Wohltäter für Behinderte in Erscheinung (S. 118), weil er den Verein “Lebenshilfe“ unterstützte, der sich seit Mitte der 60er für die Förderung geistig Behinderter anstelle der bloßen Verwahrung einsetzte. Klausas Ehefrau Alexandra hat die NRW-Abteilung dieses Vereins mitgegründet; das Engagement des Ehepaars rührte daher, dass der jüngste Sohn auf Grund einer frühkindlichen Hirnentzündung „verhaltensauffällig“ war. Dieses Engagement rechtfertigt aber nicht, in einer historischen Studie seine Nazibelastung zu verschweigen. Schon gar nicht, wenn es wie in diesem Fall um unmenschliche Behandlung von Kindern in ihm unterstellten Einrichtungen geht, welche deutliche Anklänge an Nazimethoden aufweisen. Dass noch 1965 ein solch folterähnlicher Mißbrauch von schutzbefohlenen Kindern als medizinische Versuchskaninchen in staatlichen Einrichtungen überhaupt möglich war, schreit doch nach einer Erklärung. Da die hierfür verantwortlichen Entscheider allesamt im NS in hervorgehobenen Positionen an der „Aussonderung“ und Ermordung der „Entarteten“ beteiligt waren, liegt doch die Vermutung nahe, dass eben immer noch ihre früheren Weltbilder als geistiger Hintergrund Regie geführt haben. Dass die Studie diese Zusammenhänge nicht weiter verfolgt, sondern z.T sogar verschweigt, halte ich angesichts des anwachsenden Rechtsradikalismus für ein schwerwiegendes Versäumnis. Wie sollen denn junge Menschen über die mörderische Folgen des NS-Rassismus aufgeklärt werden, wenn im Dunkeln bleibt, dass dessen schreckliche Folgen bis in die Gegenwart reichen? Dürfen Historiker dem LVR eigentlich immer noch nicht die Peinlichkeit zumuten, die darin besteht, dass er seine NS-belasteten Führungskräfte bis vor wenigen Jahren nicht nur beschäftigt und geschützt hat, sondern auch über die Maßen geehrt? Wie 2010 Klausa posthum zu seinem hundertsten Geburtstag mit der devoten Ausstellung „Dirigent eines großen Orchesters“ (Er ist immer noch Ehrenbürger der Uni Bonn und Ehrendoktor der Uni Düsseldorf!)

Oder 1973 Panse in der Todesanzeige von LVR und Uni Düsseldorf: „Ein Leben der Arbeit im Dienst leidender Mitmenschen… ist vollendet.“ Vielleicht ist die Aufdeckung solch konkreter personeller und ideologischer NS-Kontinuitäten bei staatlichen Institutionen wie dem LVR aber auch aus einem anderen Grund unerwünscht: Wirft sie doch ein Schlaglicht darauf, dass die bundesrepulikanische Demokratie von Beginn an dadurch geistig verseucht wurde, dass sich die Nazieliten nach kurzem Abtauchen auf breiter Front in den Führungsetagen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wieder festsetzen konnten. Mit gefährlichen Folgen für Demokratie und Rechtsstaat, wie sich heute immer deutlicher zeigt. Erleben wir denn etwa nicht das Zurückdrängen der sozialpsychiatrischen Denkschulen und Einrichtungen zugunsten einer Pharma-zentrierten, mit der man kostengünstiger einer steigenden Zahl angeblich oder tatsächlich psychisch Kranker Herr werden kann? Weniger mit dem Ziel „Heilung“, sondern eher mit dem von Ruhigstellung: In akuter Situation eine oder zwei Wochen stationär zur Einstellung auf das passende Präparat, und ab dann Depotspritze und Begleitmedikation beim niedergelassenen Psychiater oder beim Hausarzt. Jeder vierte zwischen 18 und 28 leide inzwischen an der einen oder anderen Form psychischer Erkrankung, wurde kürzlich gemeldet. Als Folge der Digitalisierung erwartet man den Wegfall sehr vieler Jobs, eine erhebliche Ausweitung der krank machenden prekären Lebensverhältnisse wäre damit verbunden. Eine solche Form von Chemo-Psychiatrie könnte bei dieser politischen Herausforderung hilfreich sein, indem sie Millionen betroffene Mitmenschen ruhig und in Schach hält. Der Fall Gustl Mollath hat ja exemplarisch vorgeführt, dass die (geschlossene) Psychiatrie immer noch ein totalitäres System ist, dass leicht politisch missbraucht werden kann. Deshalb müssen alle Demokraten höchst alarmiert zur Kenntnis nehmen, dass Bayern ja bereits ein Gesetz in der Mache hat, welches die polizeiliche „Erfassung“ aller psychisch Kranken und Auffälligen möglich macht. Gleichzeitig sollen per Gesetz die Polizeibefugnisse so weitgehend ausgeweitet werden, dass eine Art Vorbeugeinhaftierung möglich wird, im Dritten Reich als „Schutzhaft“ bekannt und gefürchtet. Die lückenlose Erfassung war damals die Voraussetzung und die Grundlage für die Verfolgung und letztlich für die Vernichtung kranker, „lebensunwerter“ Mitmenschen. Insofern ist es unverzeihlich, dass die Hintergründe der erforschten, teils grausamen Lebensverhältnisse der Kinder in LVR-Einrichtungen nicht im Hinblick auf den NS weiter untersucht, sondern dass offensichtliche Kontinuitäten verschwiegen wurden; obwohl diese doch heute wieder im sich rundum ausbreitenden Rechtsradikalismus und dem Rechtsruck des gesamten Parteienspektrums eine erschreckende Wirksamkeit entfalten. Wer hätte denn vor kurzen noch für möglich gehalten, dass im Bundestag über die zynische Äußerung eines Abgeordneten diskutiert werden muss, welche den verheerenden Weltkrieg der Nazis, den Holocaust und die Krankenmorde als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte unsäglich bagatellisiert?

Quelle: Lothar Gothe - von  JUNI 2018 siehe Link:

http://lothargothe.de/2018/06/


Euthanasie Archivierter Mord

Woran das letzte deutsche Euthanasie-Verfahren in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland wirklich gescheitert ist: Verschwiegene Beweise, alte Seilschaften, zögerliche Ermittlungen.

Quelle: STERN - von 27.07.2005 siehe Link:

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/euthanasie-archivierter-mord-3289640.html

Es wird wieder gestorben werden müssen“

„Rassenhygiene“ nach Art der Ärzteschaft: Die deutsche Psychiatrie wurde von den Nazis nicht mißbraucht, sie brauchte die Nazis. Das Morden wurde auch nach Kriegsende fortgesetzt.

„Ballastexistenzen“ dienen als menschliche Versuchskaninchen

Der Massenmord wurde nicht nur als einmalige Gelegenheit genutzt, die „Ballastexistenzen“ loszuwerden, die „Lebensunwerten“ dienten auch als menschliche Versuchskaninchen: In den Wittenauer Heilstätten werden behinderte Kinder zu Versuchszwecken künstlich mit Tuberkulose angesteckt. Gleiches geschieht in der bayerischen Anstalt Kaufbeuren. Auch die Pharma-Industrie profitiert von den Experimenten - Die Pharma-Industrie nutzt die Gelegenheit. Die IG Farben Höchst kooperiert mit der hessischen Anstalt Eichberg, um Präparate im Menschenversuch zu erproben. In der bayerischen Anstalt Günzburg befindet sich ein eigenes Versuchslabor der IG Farben Ludwigshafen. Die Anstalt stellt Räume und „Krankenmaterial“ zur Verfügung. Ermordet wird bis 1945, aber auch noch in den Jahren danach - In der brandenburgischen Anstalt Teuplitz leben am 28. April 1945, am Tag der Befreiung, noch 600 Bewohner. Ende Oktober sind es nur noch 54 Patienten. In der sächsischen Anstalt Altscherbitz sterben 1945 mehr Menschen als während der Nazi-Zeit. Die Sterberate beträgt 1945 genau 36,5 Prozent, das sind 838 Menschen. 1947 steigt die Sterberate auf 38 Prozent, das sind 887 Menschen.

In der württembergischen Anstalt Zwiefalten sterben 1945 rund 46,5 Prozent der Insassen, doppelt so viele wie 1944. In der pommerschen Anstalt Ueckermünde beträgt 1945 die Sterblichkeit 55 Prozent. In der Anstalt Bernburg/Saale verdoppelt sich 1945 die Zahl der Sterbefälle.

Die Opfer werden verhöhnt, und die Täter werden geschützt - Der Schutz mörderischer Kollegen stand höher als das Leid der Opfer. So wird verständlich, dass Psychiatrieprofessor Werner Heyde, der medizinische Leiter des Gasmords, bis 1959 mit Wissen zahlreicher Kollegen unter dem Namen Dr. Sawade als Gutachter in Entschädigungsfällen arbeiten konnte. Täterschutz galt bis zum Tode: Die Todesanzeige der Ärztekammer Niedersachsen für Dr. med. Klaus Endruweit, zum Vergasen in der Anstalt Sonnenstein in Pirna eingesetzt, lautet: „Wir werden seiner ehrend gedenken.“ In der Todesanzeige der Klinik Wunstorf für Hans Heinze, den ehemaligen Leiter der größten Kindermordstätte der NS-Zeit, steht: „Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“ In der Todesanzeige der Universität Kiel für Prof. Werner Catel, verantwortlich für den Kinder-Massenmord, heißt es, er habe „in vielfältiger Weise zum Wohle kranker Kinder beigetragen“. Und die Traueranzeige der Psychiatrischen Universitätsklinik Düsseldorf für Prof. Friedrich Panse gipfelt in dem Satz: „Ein Leben der Arbeit im Dienst leidender Mitmenschen ... ist vollendet.“ Panse war T4-Gutachter, das heißt, er gutachtete Patienten in die Gaskammer. Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal.

Quelle: TAZ - von 07.08.1999 siehe Link:

https://taz.de/!1276807/


»Die Mörder sind noch unter uns« Ns-Ärzte: Von der Euthanasie

« Bewältigung der Schuld kann nichts an deres heißen, »

« als der Wahrheit ins Auge sehen. Alexander Mitscherlich, »

« 1960 »

Quelle: DER SPIEGEL - von 19.06.1988 siehe Link:

https://www.spiegel.de/politik/die-moerder-sind-noch-unter-uns-ns-aerzte-von-der-euthanasie-a-9c82c3f3-0002-0001-0000-000013529152?fbclid=IwAR11snD7YTYCz83pYEtsXN4e5Lxu_vnLzoytQxR7Ndso0IdOhVV6I5YcfL4


Gewalt und Missbrauch in
Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen:

Nie wieder!

Unsere aktuelle Ausgabe des Augustinus-Magazins beschäftigt sich mit einigen Themen, die ich hier skizziert habe. Im Mittelpunkt stehen aber die klare Haltung, die deutliche Position und der starke Wille, sich offensiv mit dem Thema Missbrauch aus einanderzusetzen. Unser Titelblatt zeigt die Zeichnung eines weißen Hasen. Dieser weiße Hase half Günter Scheidler, einem Kind, das auch hier in Gelsenkirchen gelebt und Gewalt und Missbrauch erfahren hat, durch viele dunkle, nein schwarze Momente seines Lebens. Günter Scheidler war und ist stark genug, über seine Lebensgeschichte zu reden und traf sich mit Propst Pottbäcker und mir zu einem sehr intensiven Gespräch, das wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, als Interview in dieser Ausgabe vorstellen.

Ich kann nur um Verzeihung bitten ...

Propst Markus Pottbäcker bezieht Position zum Thema„

Quelle: Augustinus-MAGAZIN - von 23.03.2022 siehe Link:

https://st-augustinus.eu/fileadmin/user_upload/221770-Augustinus-Magazin-01-2022_RZ1_DS.pdf


Euthanasie "Ich bin doch keine Massenmörderin!"

Auf ihrer Station starben während der Nazi-Zeit 159 Menschen. Ob es zum Prozess gegen Dr. Rosemarie Albrecht kommt, ist zweifelhaft: Die 89-Jährige, in der DDR Vorzeige-Ärztin, kann sich auf alte Seilschaften verlassen.

Quelle: STERN - von 28.08.2004 siehe Link:

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/euthanasie--ich-bin-doch-keine-massenmoerderin---3069854.html?utm_campaign&utm_source=twitter&utm_medium=mweb_sharing&fbclid=IwAR2J-tA6YlvnoypZVvjIkOvW0DJbnAw9OARC6HuAd8lh5169C3NyFUkcc2A

Langenfeld/Gelsenkirchen: Missbrauchsopfer verklagt Psychiatrie

Langenfeld/Gelsenkirchen.Günter Scheidler will vor Gericht für Opferentschädigung kämpfen. In der Langenfelder Psychiatrie wurden in den 50er und 60er Jahren die Insassen mit medizinischen Versuchen gequält.

Quelle: Westdeutsche Zeitung - von 04.06.2019 siehe Link:

https://www.wz.de/nrw/kreis-mettmann/langenfeld-und-monheim/langenfeld-psychiatrieopfer-klagt-wegen-gewalt-in-der-kinderpsychiatrie-gegen-den-landschaftsverband_aid-39216097


Dunkles Kapitel im Rheinland

Wie Psychiatrie eine Kindheit zerstörte

Langenfeld/Bonn · Der Landschaftsverband Rheinland arbeitet gerade ein dunkles Kapitel auf: In den 50er und 60er Jahren erlebten viele Kinder in Heimen Missbrauch und Gewalt. Günter Scheidler war eines davon. Günter Scheidler ist Jahrgang 1957. Seine Kindheit hat er in Kinderheimen und der Langenfelder Psychiatrie verbracht. Was Scheidler erlebt und gesehen hat, was er erdulden musste, ist unaussprechlich: Gewalt, Missbrauch, medizinische Versuche in einer Zeit, in der kaum ein Gesetz Kinder geschützt hat.

Quelle: Rheinische Post - von 14.04.2018 siehe Link:

https://rp-online.de/nrw/wie-psychiatrie-eine-kindheit-zerstoerte_aid-20598755

Margarete Hielscher (* 12. September 1899 in Arnsdorf, Landkreis Hirschberg im Riesengebirge; † 13. April 1985 in Stadtroda) war eine deutsche Ärztin, die im Rahmen der „Kinder-Euthanasie“ an NS-Verbrechen beteiligt war. Leben -

Ab Mitte Mai 1928 war Hielscher als Volontärin auf der Abteilung für „geisteskranke“ Frauen in den Landesheilanstalten Stadtroda tätig und wurde dort Anfang April 1929 Assistenzärztin. Ab 1930 war Hielscher als Ärztin an der jugendpsychiatrischen Abteilung der Landesheilanstalten Stadtroda tätig, wo sie später als Oberärztin beschäftigt war. Während des Zweiten Weltkrieges leitete sie von 1943 bis 1945 unter dem Klinikleiter Gerhard Kloos eine – euphemistisch genannte – „Kinderfachabteilung“ an den Thüringischen Landesheilanstalten Stadtroda, die der jugendpsychiatrischen Abteilung angegliedert war.

Quelle: Wikipedia - von 27.02.2020 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Hielscher


Der Fall der Kinder-Euthanasie

Kinder-Euthanasie ist eine verharmlosende Bezeichnung für die im Nationalsozialismus organisierte Tötung geistig und körperlich behinderter Kinder und Jugendlicher sowie solcher mit auffälligem Verhalten. Der Kinder-Euthanasie fielen in über 30 sogenannten „Kinderfachabteilungen“ mindestens 5000 Menschen zum Opfer.

Kinder als Objekte für medizinische Forschungen - Auch die schon mit einer „Behandlungs“-Ermächtigung eingewiesenen Kinder wurden in der Regel nicht sofort getötet, sondern dienten teilweise noch für Monate der wissenschaftlichen Forschung. Zu den Nutznießern der Kinder-„Euthanasie“ gehörte auch das Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Hirnforschung in Berlin-Buch (Nachfolger ist heute das Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main). Aber auch einem Teil der Kinderfachabteilungen waren Forschungsabteilungen angeschlossen, wo klinische Versuche, diagnostische Experimente und anatomische Forschungen betrieben wurden. Selbst nach dem Krieg führte der ehemalige Leiter der Kinderfachabteilung „Am Spiegelgrund“ der Wiener Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“, Heinrich Gross, pathologisch-anatomische Untersuchungen an Gehirnpräparaten durch, die noch aus den Beständen der ehemaligen Kinderfachabteilung stammten.

Quelle: Wikipedia - von 27.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kinder-Euthanasie


Der Fall der Aktion T4

Aktion T4 ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4. Diese Ermordungen waren Teil der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, denen bis 1945 über 200.000 Menschen zum Opfer fielen. Neben rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ herangezogen worden. Gleichzeitig mit ersten kirchlichen Protesten wurden die Tötungen nach „Leerung“ ganzer Anstaltsteile von „Heil- und Pflegeanstalten“ (vor 1934 gewöhnliche Bezeichnung: „Irrenanstalt“) seit 1941 unter der Bezeichnung „Aktion 14f13dezentral fortgesetzt. „T4“ ist die Abkürzung für die Adresse der damaligen Zentraldienststelle T4 in Berlin: Tiergartenstraße 4. Zu Beginn der Aktion befand sich die Dienststelle im Columbushaus.

Quelle: Wikipedia - von 17.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4

Zum Stichwort: Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus

Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus umfassen die systematische Ermordung von etwa 216.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und den besetzten bzw. annektierten Gebieten von 1933 bis 1945. Medizinische Forschung - Die Patienten sollten auch die medizinische Forschung voranbringen, unter anderem für die Erforschung von Infektionskrankheiten, Entwicklung von Impfstoffen und neurologische Untersuchungen an Gehirnen. Julius Hallervorden berichtete: „Es war wunderbares Material unter diesen Gehirnen, Schwachsinnige, Mißbildungen und frühe Kinderkrankheiten. Menschenversuche in Heil- und Pflegeanstalten - In den Wittenauer Heilstätten und in der Anstalt Kaufbeuren wurden behinderte Kinder künstlich mit Tuberkulose infiziert. Die NS-Tötungsanstalt Brandenburg in Brandenburg an der Havel war Julius Hallervorden im Herbst 1940 bei der Vergasung ausgewählter Kinder anwesend, um am Tatort die Gehirne herauszuschneiden. Kenntnis der Öffentlichkeit -

Insbesondere gegen die Aktion T4 protestierten Eltern der Betroffenen, aber auch einige Heimleiter und Mitarbeiter der Heime, in denen die Opfer lebten.

Quelle: Wikipedia - von 03.01.2023 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Krankenmorde_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus


Der Fall Hans Joachim Sewering

Hans Joachim Sewering (* 30. Januar 1916 in Bochum; † 18. Juni 2010 in Dachau) war ein deutscher Arzt, Internist und ärztlicher Standespolitiker.

Leben - 1993 erstattete Babette Fröwis’ Bruder Strafanzeige wegen Beteiligung an der Ermordung seiner Schwester, doch die Staatsanwaltschaft München stellte 1995 die Ermittlungen ein, weil sie Sewerings Einlassungen für „vollkommen glaubwürdig“ hielt.[1] Die Bundesärztekammer versuchte zuerst die neuen Erkenntnisse zu Sewering zu ignorieren. Noch in der Laudatio zu seinem 80. Geburtstag war im Deutschen Ärzteblatt kein kritisches Wort zu den Vorwürfen gegen Sewering bezüglich einer möglichen Verstrickung in die Euthanasie-Verbrechen der Nationalsozialisten zu lesen. Das rief den Protest einer Gruppe von über 80 Medizinhistorikern, Wissenschaftshistorikern, Ärzten und Psychotherapeuten – an ihrer Spitze der Münchner Historiker Gerrit Hohendorf, der Vorsitzende des Verbandes für Medizingeschichte Heiner Fangerau und die Präsidentin der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte Bettina Wahrig – hervor, die sich in einem offenen Brief an die Bundesärztekammer darüber beschwerten, dass nicht offen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit von Ärztekammerfunktionären umgegangen werde.

Quelle: Wikipedia - von 21.09.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Joachim_Sewering

Drittes Reich

Deutsche Psychiatrie bekennt sich zu Gräueltaten

FOCUS: Wie konnten die Gräuel der Psychiatrie so lange ignoriert werden?

Schneider: Es wurde vertuscht und verdrängt. Drei namhafte Psychiater, die Gutachten für Zwangssterilisationen gemacht haben und über Leben und Tod entschieden, wurden nach dem Krieg Präsidenten unserer Gesellschaft und sogar Ehrenmitglieder.

FOCUS: Wie waren die Verhältnisse in der Psychiatrie nach Kriegsende? Schneider: Es war schlimm, wie psychisch Kranke damals aufgehoben wurden. Jahre nach Kriegsende. Die Leute wurden in riesigen „Klapsen“ auf dem Lande weggesperrt. Vor allem chronisch schizophrene Patienten lebten Jahre in den Anstalten.

Die Psychiatrierevolution ist in Deutschland später gekommen als in anderen europäischen Ländern. Zum einen gab es aufgrund der Zwangsemigration zu wenig Psychiater, und die, die hier waren, haben die damals ganz normale Verwahrpsychiatrie zunächst weiter gemacht.

Quelle: FOCUS - von 26.11.2010 siehe Link:

https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/deutsche-psychiatrie-bekennt-sich-zu-graeueltaten-drittes-reich_id_1982027.html


Der Fall Am Spiegelgrund Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“

Am Spiegelgrund war von 1940 bis 1945 eine Jugendfürsorgeanstalt auf dem Anstaltsgelände der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ (der heutigen Klinik Penzing) auf der Baumgartner Höhe in Wien. Diese teilte sich in ein Erziehungsheim und eine „Nervenheilanstalt für Kinder“, zu der auch eine sogenannte Kinderfachabteilung gehörte, in der kranke, behinderte und „nicht erziehbare“ Kinder und Jugendliche medizinischen Versuchen ausgesetzt und gequält wurden. Mindestens 789 von ihnen wurden ermordet. Heute gilt der Name Am Spiegelgrund als Synonym für Verbrechen der nationalsozialistischen Medizin und „eine bedrohliche, demütigende, in vielen Fällen auch tödliche „Heil“-Pädagogik“.

Quelle: Wikipedia - von 28.10.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Am_Spiegelgrund

Medizin ohne Menschlichkeit Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses

Herausgegeben von: Alexander Mitscherlich,Fred Mielke

Im Anschluß an den Nürnberger Prozeß gegen die nationalsozialistischen Hauptkriegsverbrecher fanden von 1946 bis 1949 zwölf Nachfolgeprozesse statt; der erste von ihnen war der sog. Ärzteprozeß vor dem 1. Amerikanischen Militärtribunal in der Zeit vom 9.12.1946 bis 19.7.1947. Die Urteile wurden am 20.8.1947 verkündet.
Angeklagt waren Ärzte, die in der Zeit des Nationalsozialismus von sich aus und/oder im uftrag von Wehrmacht, Firmen, Organisationen und Institutionen Versuche am lebenden Menschen vorgenommen haben. Die Liste der »Forschungsobjekte« ist lang: Versuche mit Unterdruck und Unterkühlung, mit Meerwasser, Fleckfieber-Impfstoffen, Sulfonamiden, Knochentransplantationen, Phlegmone-Versuche, Versuche mit Giftgasen wie Lost und Phosgen; verhandelt wurde auch ein abstruses anthropologisches Projekt »Jüdische Skelettsammlung«; und schließlich ging es um die Mitwirkung von Ärzten bei der sogenannten »Euthanasie«, der Ausmerzung unerwünschten Volkstums und um die Massensterilisation.
All diese sogenannten medizinischen Experimente wurden vor allem an jüdischen KZ-Häftlingen, Erwachsenen und Kindern vorgenommen, an Kriegsgefangenen, Geisteskranken und Angehörigen von für minder wertvoll gehaltenen osteuropäischen Völkern.
In diesem Band geht es nicht um die juristischen Fragen. Die nachstehenden Dokumente zeigen vielmehr die wissenschaftliche Arbeitsweise, den ärztlichen Umgangsstil, das Milieu, in welchem sich dies abspielte, die Qualität der Forschungsarbeiten, die dabei verfolgten eugenischen und rassenpolitischen Ziele sowie die politischen und persönlichen Hintergründe der Geschehnisse.
Seit Jahrzehnten gehört dieses Buch zu den Standardwerken über die Geschichte der nationalsozialistischen Zeit.

Quelle: Verlag: FISCHER - von 16.10.1948 siehe Link:

https://www.fischerverlage.de/buch/medizin-ohne-menschlichkeit-9783596220038

Ohne Worte seht selbst, dieses spielte sich in ganz Deutschland ab, Opfer geben Zeugnis ab ! ”

Auch nach Kriegsende änderte sich für die Bewohner der Alsterdorfer Anstalten lange Zeit wenig.

„Ärzte dienten sich den Nazis an“

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass in den 50er- und 60er-Jahren bei Heimkindern Versuche mit Impfstoffen und Medikamenten gemacht wurden. Man fühlt sich an die NS-Zeit erinnert.

Der Medizinhistoriker Dominik Groß ist derzeit in den Medien sehr präsent. Erst war seine Meinung zu den soeben bekannt gewordenen Medikamentenversuchen gefragt, die in den 50er- und 60er-Jahren in deutschen Kinderheimen durchgeführt worden waren.

Quelle: Welt am Sonntag von 31.10.2016 siehe Link:

https://www.welt.de/regionales/nrw/article159155731/Aerzte-dienten-sich-den-Nazis-an.html


Langenfeld/Gelsenkirchen: Psychiatrieopfer klagt auf Entschädigung

Quelle: Rheinische Post - von 04.06.2019 siehe Link:
https://rp-online.de/nrw/staedte/langenfeld/langenfeld-psychiatrieopfer-klagt-wegen-gewalt-in-der-kinderpsychiatrie-gegen-den-landschaftsverband_aid-39220857

Teil 2- Friedrich Panse (* 30. März 1899 in Essen; † 6. Dezember 1973 in Bochum) war deutscher Psychiater und Neurologe, zur Zeit des Nationalsozialismus T4-Gutachter sowie Professor an der Universität Bonn.

Quelle: Wikipedia - von 09.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Panse

Studie über Bremer Pflegeeinrichtungen:

Bestraft und ruhig gestellt

Mit drei Jahren wird Eva Cramer in die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen gebracht. „Frühkindlicher Hirnschaden mit Schwachsinn schweren Grades sowie fast vollständige Blindheit“ lautet die Diagnose. Zunächst entwickelt sich das Mädchen prächtig, gemessen an seinen körperlichen und geistigen Voraussetzungen. Doch dann, im Alter von zehn Jahren, geht Evas Leistungsfähigkeit plötzlich zurück. Mit 14 Jahren „sitzt sie ausgezogen in der für sie üblichen zusammengekauerten Haltung“, heißt es in der Akte. Während ihrer Pubertät bekommt sie ruhigstellende Medikamente verabreicht. Sie erstickt schließlich im Alter von 15 Jahren, durch die flüssige Zwangskost waren ihre Atemwege bis in ihre bronchialen Verästelungen mit Grießbrei angefüllt.

Quelle: TAZ - von 16.09.2020 siehe Link: 

https://taz.de/Studie-ueber-Bremer-Pflegeeinrichtungen/!5709846/

Alsterdorfer Dokumentation:

Der lange Weg zur Wahrheit

Quelle: DIE ZEIT - von 08.01.1988 siehe Link:

https://www.zeit.de/1988/02/der-lange-weg-zur-wahrheit

Sexueller Missbrauch im Kinderheim St. Josef in Gelsenkirchen. Der Fall Propsteipfarrei St. Augustinus in Gelsenkirchen, und deren Verstrickung in den sexuellen Missbrauch, an uns Heimkinder in den 70er Jahre!

LVR-Klinik Langenfeld und deren medizinischen Verbrechen, an uns geistig behinderte Kinder in den 60er Jahre!

In der Langenfelder Psychiatrie wurden in den 50er und 60er Jahren die Insassen mit medizinischen Versuchen gequält.

Trauma Kinderkur Verschickungskinder in NRW – Studie sieht Kontinuität zum NS-Regime

Die Studie lege offen, dass die Organisation der Erholungs- und Heilkuren für Kinder in der Weimarer Republik aufgebaut und in der NS-Zeit »an die Ideologie des Regimes angeglichen wurde«, teilte das NRW-Ministerium mit. »Diese Ausrichtung hat in den Folgejahren nachgewirkt, sodass mentale und personelle Kontinuitäten fortbestanden.«

Die Frage der NS-Kontinuität sei in der Studie nur an Rande gestreift worden und sollte weiter erforscht werden, sagte Miquel der Nachrichtenagentur dpa. Die Kontinuitäten beträfen aber Anschauungen und auch Personen. So gebe es »brisante Einzelfälle«, etwa den Fall des einstigen Leiters der hessischen Landeskinderheilstätte Mammolshöhe, Werner Catel. Er war einer der Haupttäter der NS-»Kinder-Euthanasie« und erprobte 1947 in Mammolshöhe nicht zugelassene Medikamente, bei denen mindestens vier Kinder starben. Auch in anderen Kinderkurheimen seien Medikamente erprobt und Todesfälle dokumentiert worden.

Quelle: DER SPIEGEL - von 17.01.2022 siehe Link:

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/verschickungskinder-in-nrw-studie-sieht-kontinuitaet-zum-ns-regime-a-e38bc18a-2ffb-43e0-bbbd-c9a4e435839d

Zum Stichwort: Verschickungskinder

Verschickungskinder ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Kinder und Jugendliche, die zur Durchführung von Maßnahmen der Gesundheitshilfe außerhalb des Elternhauses in Heimen untergebracht waren (sog. Kinderkuren).

Es erhielt sich in den Verschickungsheimen lange Zeit ein strenger, vereinzelt noch von der NS-Ideologie geprägter Umgang mit den Kindern, wie er unter anderem von Johanna Haarer in ihrem Buch Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind propagiert wurde. Aufarbeitung von Gewalterfahrungen - Im Dezember 2019 legte der Südwestrundfunk (SWR) eine empirische Studie vor, in der rund 1000 Erfahrungsberichte von 683 Frauen und 317 Männern ausgewertet wurden und in der rund 94 % der ehemaligen Kurkinder ihr Kurerlebnis als von Demütigung und Gewalt geprägt bewertet haben. Im Mai 2020 forderten die Jugend- und Familienminister der Länder den Bund auf, ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Schicksale der Verschickungskinder zu initiieren, um die Anzahl der Betroffenen und die institutionellen, strukturellen, individuellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umfassend aufzuklären. Einzelne Bundesländer wollen sich um eine Unterstützung der Geschädigten bemühen, beispielsweise durch niederschwellige therapeutische Hilfsangebote. Im Januar 2022 veröffentlichte das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen eine Studie zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kinderverschickung. Das System der Kinderheime für dorthin verschickte Kinder wird heute auch als totale Institution gewertet.

Quelle: Wikipedia - von 12.10.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Verschickungskinder?fbclid=IwAR3CwmeA_S_HML3RT_TpBfItizhixAx9TCL4genxxRvlmLCpTbzjgP7aieo

Wie Heimkinder zu Versuchsobjekten wurden

Pharmafirmen haben an Heimkindern Medikamente getestet - ohne Einverständnis, bis in die 1970er Jahre hinein. Die Aufarbeitung dieses Unrechts geht in Bayern schleppend voran. Offiziell ist dem Freistaat nur ein einziger Fall bekannt. Nachforschungen von BR Recherche zeigen: Es gibt Hinweise auf mehr Testreihen.

Quelle: Bayerischer Rundfunk von 13.05.2018

Teil - 3 Friedrich Panse (* 30. März 1899 in Essen; † 6. Dezember 1973 in Bochum) war deutscher Psychiater und Neurologe, zur Zeit des Nationalsozialismus T4-Gutachter sowie Professor an der Universität Bonn.

Quelle: Wikipedia - von 09.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Panse

Medien: Lebensunwert? Das Leben von Paul Brune

„Lebensunwert. Der Weg des Paul Brune“ ist der Titel eines ARD-Films von Monika Nolte und Robert Krieg, der über einen berichtet, den die Ausgrenzung als Irrer über Staats- und Rechtssysteme hinweg verfolgt.

Quelle: - Tagesspiegel - von 24.08.2005 siehe Link:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/lebensunwertdas-leben-von-paul-brune-1250926.html


Günter Scheidler – misshandelt im Gelsenkirchener Kinderheim

Bedrückende Kindheits-Erlebnisse: „Weißer Hase“ ist ein Buch über Missbrauch in den 60er- und 70er-Jahren. Günter Scheidler (61) durchlebte ein Martyrium.

Quelle: WAZ - von 14.11.2018 siehe Link:

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/guenter-scheidler-misshandelt-im-gelsenkirchener-kinderheim-id215790125.html


Der Fall der Rotenburger Werke

Die Rotenburger Werke der Inneren Mission, bis 1996 Rotenburger Anstalten, sind eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen

im Bereich der evangelisch-lutherischen Sozialarbeit. - Geschichte -  Zeit des Nationalsozialismus - Ab 1934 wurden 97 Mädchen und Frauen und 238Jungen und Männer im Krankenhaus des Diakonissen-Mutterhauses zwangssterilisiert, ein 13-jähriges Mädchen und eine erwachsene Frau kamen dabei um. Von den deportierten Patienten wurden 562nachweislich später ermordet. Da sich die Anstaltsleitung geweigert hatte, die Patienten-Fragebogen für die Aktion T4 auszufüllen, traf am 24.April 1941 eine Kommission von vier Ärzten der Aktion T4 ein, „um der Anstalt die Arbeit mit den Fragebogen abzunehmen“. Die Rotenburger Anstalten und ihr damaliger Leiter Pastor Buhrfeind leisteten dabei im Kern keinen Widerstand. - Misshandlungen - Nach Schätzung des Bundessozialministeriums wurden in der Nachkriegszeit deutschlandweit rund 100.000 Heimkinder misshandelt und haben Gewalt und Medikamentenmissbrauch erlebt, die nach 1949 als Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Psychiatrie in Obhut untergebracht waren.

Welche Menschenrechtsverletzungen es mancherorts gab, zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie über eine kirchliche Einrichtung der Rotenburger Werke. Es gibt Berichte über sogenannte „stereotaktischen Hirnoperationen“ und Medikamenten-Versuchsreihen.

Quelle: Wikipedia - von 30.11.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Rotenburger_Werke


Euthanasie-Vorwurf gegen Sewering:

Der Ärztepräsident und das tote Mädchen

Neu ist die Causa nicht: Schon seit Jahren wird dem inzwischen 92-Jährigen vorgeworfen, er habe beim perversen "Ausmerzen" (Nazi-Jargon) des aus NS-Sicht "unwerten Lebens" mitgeholfen - seine Jugend-Vita verstärkt den Eindruck. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung wehrt sich der Arzt gegen die Vorwürfe.

Eine Karriere beginnt. Noch 1933 tritt Sewering in die SS ein, ein Jahr später wird er Mitglied der NSDAP. Der Heranwachsende entscheidet sich für ein Medizinstudium. Nach dem Krieg lässt sich Sewering in Dachau im Norden von München nieder, tritt in die CSU ein und wird als Ärztefunktionär tätig - der Grundstock eines steilen Aufstiegs. Der umtriebige Internist sammelt Ämter und Mandate an (1973 summieren sie sich auf 26) und bringt es schließlich zum Präsidenten der Bundesärztekammer.

Quelle: Süddeutschen Zeitung - von 27.05.2008 siehe Link:

https://www.sueddeutsche.de/politik/euthanasie-vorwurf-gegen-sewering-der-aerztepraesident-und-das-tote-maedchen-1.205446

Nürnberger Ärzteprozess

Der Nürnberger Ärzteprozess fand vom 9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947 als erster der zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse gegen Verantwortliche des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus im Nürnberger Justizpalast vor einem amerikanischen Militärgericht (Military Tribunal I) statt und umfasste 139 Verhandlungstage.

Angeklagt waren 20 KZ-Ärzte sowie ein Jurist und zwei Verwaltungsfachleute als Organisatoren von Medizinverbrechen. Medizinische Ethik- Der Nürnberger Ärzteprozess führte zu einer Rückbesinnung von einer kollektiven zu einer individuellen medizinischen Ethik. Typische Bestandteile der kollektivistischen Medizin des Nationalsozialismus wie die NS-Rassenhygiene wurden allenfalls am Rande des Prozesses gestreift. Im Nürnberger Kodex wurde der Rahmen für zukünftige medizinische (und psychologische) Menschenversuche festgelegt, der auch heute noch Gültigkeit besitzt. Euthanasieprogramm - Die Euthanasiemorde oder die „Euthanasie-Aktion“ waren die systematische massenhafte Ermordung von mehr als 100.000 behinderten Menschen durch die Zentraldienststelle T4. Neben rassenhygienischen Vorstellungen der NS-Eugenik wurden kriegswirtschaftliche Erwägungen zur Begründung herangezogen. Nach anhaltenden kirchlichen Protesten wurden die verheimlichten Tötungen nach erfolgter „Leerung“ vieler Krankenabteilungen nicht mehr zentral, sondern ab 1942 dezentral, weniger offensichtlich fortgesetzt.

Quelle: Wikipedia - von 28.06.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_%C3%84rzteprozess


Medikamentenversuche: Contergan offenbar an kranken Kindern getestet

In einer Caritas-Klinik sollen laut einem Medienbericht Studien an Kindern durchgeführt worden sein. Das Schlafmittel sei teils gezielt in Überdosen verabreicht worden.

Quelle: DIE ZEIT - von 18.08.2020 siehe Link:

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-08/contergan-medikamentenversuche-kinder-saeuglinge?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.twitter.ref.zeitde.share.link.x&fbclid=IwAR1uRc8lkADrBu6oqgxf6kBK-mb2DRaBieDHV-FoBShnlWO5goYfI_G2M_g

Der Fall Heinrich Gross

Heinrich Gross (* 14. November 1915 in Wien, Österreich-Ungarn; † 15. Dezember 2005 in Hollabrunn) war ein österreichischer Arzt, der als Stationsleiter der „Reichsausschuß-Abteilung“ an der Wiener „Euthanasie-Klinik“ Am Spiegelgrund behinderte Kinder für Forschungszwecke missbrauchte und an ihrer Ermordung beteiligt war.

Quelle: Wikipedia - von 24.12.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gross

Der Fall der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof in Idstein

In der Zeit des Nationalsozialismus war sie Zwischenanstalt für die NS-Tötungsanstalt Hadamar mit Hunderten von Euthanasie-Morden in der Kinderfachabteilung. Die Beteiligung einzelner Mitarbeiter des Kalmenhofs an den Verbrechen der nationalsozialistischen Rassenhygiene wurde 1947 im sogenannten Kalmenhofprozess untersucht. Der Kalmenhof im Nationalsozialismus - Die Verarbeitung der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus am Kalmenhof ist nach der Vernichtung von Akten zum Ende des Zweiten Weltkrieges schwierig. So ist unbekannt, wie viele Opfer genau die nationalsozialistische „Euthanasie“ (Aktion T-4) am Kalmenhof forderte. Auszugehen ist von einer Zahl zwischen 600 und 1000 Todesopfern. Bekannt ist, dass ab Ende 1939 die ersten Tötungen am Kalmenhof geschahen. Die Tötungen „lebensunwerten Lebens“ im Kalmenhof -  Mit der Einstellung der Transporte nach Hadamar wurde im Idsteiner Kalmenhof eine sogenannte Kinderfachabteilung im zweiten und dritten Stock des Krankenhauses eingerichtet. Getötet wurde meist durch Vergiftung mit Medikamenten oder auch durch gezieltes Verhungernlassen. Opfer waren Kinder und Jugendliche mit geistigen Behinderungen, Epileptiker, Mongoloide, Idioten und Schwachsinnige, aber auch Jugendliche, die aus Sicht der Nationalsozialisten als arbeitsscheu oder asozial galten. Auffällig war, dass die Getöteten sich meist nur wenige Tage im Kalmenhof aufhielten, bevor sie verstarben. Misshandlung - Nach Übernahme der Anstalt durch den Landeswohlfahrtsverband Hessen gab es in den 1950er und 1960er Jahren schwere Fälle von Misshandlung an den Heimkindern.

Quelle: Wikipedia - von 15.11.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kalmenhof?fbclid=IwAR3sMasOKm_uD6dR9HwiAWNasY5r7epWRBjhwxSNJcXfavHnTvjB2h1555M


Roman "Die Erwählten": Das Leid der Schwächsten

„Der einzige Ort, den ich ein Zuhause nennen konnte“ – und die ganze Welt: „Die Erwählten“, Steve Sem-Sandbergs erschütternde Dokufiktion über die Wiener NS-Euthanasie-Klinik "Am Spiegelgrund".

Es klingt wie ein Versprechen: Erwählt, auserwählt zu sein, als „Die Erwählten“ bezeichnet zu werden, so wie Steve Sem-Sandbergs aufrüttelnder, erschütternder Roman über das Euthanasieprogramm der Nazis heißt. Aber von 1940 bis 1945 auf diesen Kinder- und Säuglingsstationen der sogenannten Heilanstalt in Wien zu den „Erwählten“ zu gehören, war gleichbedeutend damit, zum Tode verurteilt zu sein. „Am Spiegelgrund“ hieß die Klinik, die die Nationalsozialisten 1940 auf dem Steinhof-Gelände für kranke, behinderte und schwer erziehbare Kinder einrichteten. Sie war „ein Aussonderungslager“, so heißt es in dem Buch, in dem „man die Schwachen unablässig von den noch Schwächeren trennte“. Oder auch: „Die letzte Station, die unterste Stufe der Treppe, wo nur die Verworfensten landen.“ Hier ermordeten die Nazis mindestens 789 Kinder, deren Leichenteile erst 1997 in einem verschlossenen Kellerraum unter den einstigen Obduktionssälen des Steinhofs gefunden und 2002 auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben wurden.

Quelle: Der Tagesspiegel - von 14.10.2015 siehe Link:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/das-leid-der-schwachsten-3665731.html

Nordrhein-Westfalen 

Medikamenteneinsatz bei Heimkindern – Laumann für Aufarbeitung

Viele Kinder in heilpädagogischen Einrichtungen bekamen Medikamente, die überflüssig, falsch oder in der Erprobung waren. An den Folgen leiden viele bis heute. NRW-Gesundheitsminister und Landtagsausschuss beraten über das weitere Vorgehen.

Quelle: WELT - von 27.10.2020 siehe Link:

https://www.welt.de/regionales/nrw/article218770394/Medikamenteneinsatz-bei-Heimkindern-Laumann-fordert-Aufarbeitung.html?%2C&awc=11459_1606538206_e946503f529b823c46e5977d820de83f&fbclid=IwAR31wK_lI8oBYS1lk4u34sHiTJH6YySs-YE4mceDa064vZBfVHggSg6yEvc

Der Fall des Albert Huth - Anstaltsinsasse und zivilgesellschaftlicher Aktivist. In der Psychiatrie zerbrochen - Das Schicksal des Albert Huth in den Alsterdorfer Anstalten zu Hamburg 

Albert Huth, geboren 1926 in Hamburg, blieb 44 Jahre seines Lebens in psychiatrischen Anstalten zu Hamburg interniert. Erst im Jahre 1984 wurde er als "geheilt" entlassen. Er starb im Jahre 2005 in Barmstedt (Schleswig-Holstein) im Alter von 83 Jahren.

Quelle: Zeitmagazin, Hamburg (Reimar Oltmanns) - von 20.04.1979 siehe Link:

https://reimaroltmanns.blogspot.com/1979/04/in-der-pflegeanstalt-zerbrochen.html


Bricht der Landschaftsverband Rheinland (LVR) das bisherige Schweigen?
Die braune Nachkriegsgeschichte

Fortwirkender brauner Ungeist

Zum ersten Mal in der Geschichte des LVR wurde nicht mehr verschwiegen, vertuscht, verharmlost oder abgelenkt, sondern mit klaren Worten offen bekannt, daß hohe und höchste Amtsträger des LVR, an der Spitze der „Übervater“ Klausa, schwerst belastete Nazis undschlimmster Verbrechen schuldig waren. Sie hat auch in den Raum gestellt, daß die Menschenrechtsverletzungen in den LVR-Anstalten durchaus mit dem fortwirkenden braunen Ungeist zusammenhängen können. Frau Karabaic hat damit in der Konsequenz auch ein vernichtendes Urteil über einen Teilbereich der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte gesprochen.

Natürlich ist dies unter Druck geschehen, alle die Aktivitäten und Veröffentlichungen der letzten Zeit und das baldige Erscheinen eines Buches der englischen Geschichtsprofessorin Fulbrook über Klausa machten es dem LVR immer schwerer, die alte Strategie des Totschweigens durchzuhalten. Dennoch: Nach dieser Rede ist eine „Jubelausstellung“ wie die vor einem halben Jahr zu Klausas 100stem Geburtstag nicht mehr möglich, die offizielle Klausa-Biografie muß eingestampft werden und die angekündigte historische Aufarbeitung kann sich nicht so flexibel um die Nazikontinuität herumdrücken wie die Studie „Verspätete Modernisierung“. Peinlich ist, daß dieser Bruch nicht von der Landschaftsversammlung, dem sogenannten Parlament, eingeleitet und vollzogen wurde, sondern von der Verwaltungsspitze. Keine Fraktion der Landschaftsversammlung hat bis heute eine klare Stellungnahme abgegeben, kein einziger zielführender Antrag zur Aufarbeitung wurde gestellt, nicht der leiseste Protest gegen die bisherige Vertuschungsstrategie der Verwaltung wurde bekannt. Seit mehr als drei Jahren habe ich die Fraktionen immer wieder auf genau die Tatbestände hingewiesen, welche Frau Karabaic jetzt benannt hat, zuletzt in meiner Rede vor dem Gesundheitsausschuß: dennoch wurde danach die Ausstellung „Gelenkte Blicke“ zur rassistischen Nazi-Propaganda in Brauweiler eröffnet, ohne daß Klausas diesbezügliche „Leistungen“ auch nur erwähnt wurden! Für mich alten 68er-Sack ist dieser Strategiewechsel des LVR mit tiefer Genugtuung verbunden. Lange Jahre auch meines Lebens standen im Zeichen der Auseinandersetzung mit den Menschenrechtsverletzungen in Heimen und Psychiatrien. Wir vom SSK haben vieles radikal an die Öffentlichkeit gezerrt, großen Veränderungsdruck aufgebaut und unter uns mit allergeringsten Mitteln versucht, ein anderes als das rassistisch-kapitalistische Menschenbild lebendig werden zu lassen. Aber die Mauer des Schweigens um die braune Nachkriegskontinuität konnten wir nicht knacken, zu viele hochrangige Interessen nicht nur im LVR standen dagegen. Deshalb bin ich allen, die mit an diesem faulen Ast gesägt haben, sehr dankbar. Um nicht zu sehr abzuheben: Natürlich besteht die Gefahr, daß auch die angekün- digte historische Aufarbeitung wieder wegläßt, beschönigt, manipuliert. Die parteiische Uni-Düsseldorfkann auf keinen Fall neutral und objektiv sein, müßte sie sich doch selbst schwer belasten. Die Ausstellung „Gelenkte Blicke“ muß mindestens sofort um Klausas Werk „Rasse und Wehrrecht“ ergänzt, Klausas verlogene Biografie aus dem Netz genommen werden, und die Uni Düsseldorf sollte sofort das Verfahren zur Aberkennung von Klausas peinlichem Doktortitel einleiten.

Quelle: Neue Rheinische Zeitung - von 07.09.2011 siehe Link:

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16905


Schweigen Bis in die 1970er-Jahre hinein wurden behinderte Kinder und Jugendliche in Einrichtungen der Behindertenhilfe misshandelt und gedemütigt. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf in Hamburg hat sich den eigenen Verfehlungen gestellt.Die Geschichte der Anstalten in der Zeit nach 1945 ist bisher nur an wenigen Orten aufgearbeitet worden. Einer größeren Öffentlichkeit wird erst langsam klar, was damals dort passiert ist.

Quelle: TAZ - von 27.05.2017 siehe Link:

https://taz.de/!5409311/


Teil 2 - LWL-Klinik Dortmund -

Die Zeit des Nationalsozialismus

Während der Zeit des Nationalsozialismus fanden auch in der Aplerbecker Psychiatrie Gräueltaten statt. Es wurden ca. 340 Zwangssterilisationen durchgeführt. Zudem wurden am 1. Juli 1941 im Rahmen der „Aktion T4“ 95 Patienten nach entsprechender Selektion zuerst nach Herborn, dann in die NS-Tötungsanstalt Hadamar verbracht und dort innerhalb weniger Tage ermordet. In der 1941 von Marsberg nach Aplerbeck verlegten „Kinderfachabteilung“ wurden zudem 229 Kinder getötet. Paul Pohlmann, damaliger Direktor der Aplerbecker Psychiatrie, trat aus Protest gegen die Einrichtung der Kinderfachabteilung 1941 von seinem Amt zurück.

Quelle: Wikipedia - von 29.11.2022 siehe Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/LWL-Klinik_Dortmund


Quelle: Gelsenzentrum - von 10/2013 siehe Link:

http://www.gelsenzentrum.de/kindereuthanasie_juergen_sommerfeld_gelsenkirchen.htm?fbclid=IwAR2VfqbKCgWs2o1teu9Fy4_9AQn8GNZGJ4ttQbuOSo4qE6mP5fe-Lk948oM